Kino Review: „Herz aus Stahl“
Herz aus Stahl (Fury, David Ayer, USA/UK 2014)
Alle Jahre wieder gibt einen richtig guten Weltkriegsfilm im Kino. James Ryan, Flags of our Fathers, Inglorious Basterds. Und jetzt Herz aus Stahl? Leider nein. Denn trotz eines interessanten Casts und einiger Vorschusslorbeeren schafft es David Ayers Werk nicht, aus der großen Menge durchschnittlicher Kriegsfilme herauszustechen.
Quelle: filmstarts.de
Angesiedelt im April 1945 an der innerdeutschen Westfront dreht sich die Geschichte um eine fünf Mann starke Panzercrew unter der Führung von Don Collier (Brad Pitt), denen der Neuling Norman Ellison (Logan Lerman) zugeteilt wird. Der wird von der Truppe natürlich missmutig aufgenommen, muss und kann sich dann aber beweisen und den Rest… naja, den kennen wir.
Dabei wird die Geschichte nicht – wie in diesem Genre üblich – durch eine übergreifende Mission zusammengehalten, sondern einzig durch das Zusammen- und Wechselspiel der Charaktere, die tatsächlich recht gut geraten sind. Man merkt, dass Ayer sich bemüht hat, greifbare und authentische Figuren zu schaffen, was ihm in den ersten 90 Minuten auch gelingt. Insbesondere der von mir sonst so gehasste Shia LaBoef konnte mich überzeugen.
Aber ein Kriegsfilm muss ja vor allem bei einer Sache überzeugen: bei der Darstellung der Gefechte. Und hier liegt die Krux. Denn einerseits sind das Gezeigte und Gehörte grundsätzlich überzeugend – gerade die Soundeffekte der Schüsse und Granateneinschläge haben mich anfangs zusammenzucken lassen. Außerdem ist die Drastik und Brutalität der Bilder zwar auf einem sehr hohen, aber auch angemessenem und, ja, notwendigem Niveau.
Was aber negativ auffällt – und das leider nicht zu gering – ist eine gewisse Überdramatisierung der Schlachten. Und das hat leider Auswirkungen auf die Authentizität der Ereignisse, die bei modernen Kriegsfilmen ja so ein entscheidendes Kriterium ist.
Es wirkt, als ob Ayer sich nicht entscheiden konnte, ob er die bösen Deutschen nun als gefährliche, ernstzunehmende Gegenspieler oder dümmliches Kanonenfutter darstellen solle. Denn hierbei wechselt der Film munter zwischen beiden Optionen hin und her. Das Ganze eskaliert dann in einem finalen Gefecht, das zwar ein grandioser optischer Exzess ist, aber auch SS-Soldaten zeigt, die mit einem MG hoffnungsvoll auf einen Panzer feuern und sogar todesmutig auf ihn zurennen, während aus ihm gefeuert wird.
Hier opfert Ayers seine restliche Authentizität – darunter auch die seiner Figuren – ungefragt seiner Dramaturgie. Das hinterlässt einen mehr als faden Beigeschmack. Denn eigentlich hätte der Film doch ein weniger krasses, dafür vielleicht differenzierteres oder zumindest greifbareres Ende haben können.
Mir fällt es wirklich schwer, Wort für Herz aus Stahl zu finden. Der Film beginnt ganz nett, bietet eine Handvoll gute Szenen – und verliert sich dann in der mittlerweile so üblichen Überzeugung, das Finale eines Filmes unbedingt mit einem überbordenden Gefecht enden lassen zu müssen. Das ist natürlich schnell und einfach geschrieben, lässt Herz aus Stahl jedoch nur zu einem (weiteren) durchschnittlichen Werk werden. Am Ende verlässt man eben den Kinosaal und hat nichts so richtig mitgenommen.
Außer, dass die grün und rot eingefärbten Schüsse verdammt an Star Wars erinnern…
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