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Kino Review: „Einer nach dem anderen“

Einer nach dem anderen (Kraftidioten, Hans Petter Moland, NOR/SWE/DNK 2014)

Ein einsamer Schneepflug kämpft sich durch die weiße Masse, schleudert sie zehn Meter in die Luft und lässt sie wieder sanft auf die Erde rieseln. Ein kraftvolles Bild, das im Verlaufe von Einer nach dem anderen nicht ohne Grund immer wieder bemüht wird. Schließlich steht es – ganz offensichtlich – symbolisch für den Protagonisten diesen kleinen aber feinen Filmes.

https://i0.wp.com/thimfilm.at/assets/Einer%20nach%20dem%20anderen/Fotos/EinerNachDemAnderen-Plakat.jpg
Quelle: thimfilm.at

Der erwähnte Schneepflug wird dann auch vom Protagonisten Nils Dickmann (Stellan Skarsgård) gefahren. Der bestreitet ein einfaches und ziemlich ödes Leben in einer kleinen Hütte nahe Oslo – bis sein Sohn Opfer der lokalen Drogenschmugglerszene wird und leblos am Bahnhof abgelegt wird. Was sich danach entwickelt gleicht zunächst einer klassischen Rache-Story, die sich jedoch nicht ganz so ernst nimmt, wie üblich. Denn zu all dem Blut und der Gewalt (, die der Film mir leider etwas zu undrastisch darstellt,) gesellt sich eine ordentliche Portion schwarzer (und auch etwas weniger schwarzer) Humor.
Dabei ist es die absolute Banalität des Todes, die sich vor allem in der zweiten Hälfte abzeichnet und die genau mein Humorzentrum trifft. Dazu kommt ein herrlich durchgeknallter Antagonist, der in Sachen Extrovertiertheit und Absurdität durchaus mit einem Dark-KnightJoker oder Vaas konkurrieren kann – auch wenn hier eher auf Humor als auf Bedrohlichkeit gezielt wird.

Die Inszenierung ist dafür eher traditionell gehalten. Es ist eben diese typische skandinavische Nüchternheit, die dem Zuschauer präsentiert wird: viele ruhige Bilder, lange Einstellungen, kühle, ungesättigte Farben und eine musikalische Untermalung, die sich stark zurücknimmt.
Was macht den Film nun „gut“? Sicherlich ist es nicht das große Finale, das leider ziemlich verwirrend zusammengeschnitten wurde. Und definitiv sind es auch nicht die schauspielerischen Leistungen. Mit Stellan Skarsgård (den meisten wohl bekannt als Stiefelriemenbill aus Pirates of the Carribbean) und Bruno Ganz treten zwar zwei recht große Gesichter auf, die ihre Figuren wunderbar verkörpern – ihren Job also tatsächlich sehr gut machen – aber eben nicht glänzen (können). Einzig Pål Sverre Valheim Hagen weiß herauszustechen. Die Rolle als verrückter Hipster-Koksbaron scheint ihm direkt auf den Leib geschrieben worden zu sein.

Es ist vielmehr diese gelungene Kombination aus Tristesse, emotionaler Armut und tiefschwarzem, menschenverachtendem Humor, der so charakteristisch für viele skandinavische Filme ist und mich so gut unterhält – auch wenn das Ganze am Ende schon ein wenig ausgereizt und überzogen wirkt. Wer bei Dänische Delikatessen u.ä. herzlichst lachen Bewertung „gut“ – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

2 Kommentare zu „Kino Review: „Einer nach dem anderen“ Hinterlasse einen Kommentar

  1. Zwischen Froot Loops, Gemüsesaft und schönen Bildern des skandinavischen Norden: solider Streifen mit guten Charaktern und einer unterhaltsamen Story mit kleinen Schwächen. „Es geht hier ganz gesittet zu. Ein Norweger hat schließlich Anstand.“

    PS: gute Review, hätte ich nicht besser machen können 🙂

    Gefällt 1 Person

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