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Kino Review: „Margos Spuren“

Margos Spuren (Paper Towns, Jake Schreier, USA 2015)

Für Filmemacher ist es schwer, mit einem Coming of Age-Film aus dem Einheitsbrei dieses Genres herauszustechen. Die üblichen Topoi – Liebe, Freundschaft, Freiheit, Selbstfindung etc. pp. – sind mittlerweile dermaßen verbraucht, dass es schon einer ganz besonderen Geschichte und/oder Machart bedarf, um noch etwas Neuwertiges, etwas Sehenswertes bieten zu können. Margos Spuren gelingt dies nur bedingt – und ist dennoch ein sehenswerter Film geworden.

margos spuren posterQuelle: cinemaxx.de

Wer in der Schule nicht zu den coolen Kids, sondern eher zur introvertierten Nerd-Fraktion gehörte, dürfte diese Situation kennen. Es gibt dieses eine Mädchen: hübsch, cool, taff. Sie lebt in der Nachbarschaft, man ist sogar mehr oder minder eng mit ihr befreundet, sieht sie jeden Tag – und doch würdigt sie einen nur weniger Blicke. Man ist am äußeren Rand dieser ekligen Friendzone gefangen, himmelt sie an, kommt aber niemals näher. In so einer Beziehung stehen Quentin (Nat Wolff) und Margo (Cara Delevingne). Eines Nachts taucht sie jedoch an seinem Fenster auf: ihr Freund hat sie betrogen. Ein Rachefeldzug gegen ihren ehemaligen Freundeskreis beginnt, doch am nächsten Tag ist Margo verschwunden.

Wenn man der Story von Margos Spuren eines zugutehalten kann, dann dass man sich – zumindest als junger Mann – wunderbar mit ihrem Protagonisten und seiner Ausgangssituation identifizieren kann. Sehr schnell jedoch wird er aus seinem langweiligen Alltag herausgerissen und wir begeben uns mit ihm auf die Suche nach seiner großen Liebe. Das Geschehen bleibt dabei durchweg bodenständig: größtenteils wird auf überzogen dramatische oder emotionale Momente verzichtet, sämtliche Ereignisse reihen sich als nachvollziehbare Kette aneinander. Natürlich spielen auch hier die ganz großen Gefühle eine entscheidende Rolle, doch von der klebrigen Süße eines typischen US-Liebesfilms bleibt man als Zuschauer glücklicherweise verschont.

Auch wenn Margos Spuren dabei nicht wenige Klischees bedient – der romantische Tanz in der Dunkelheit, die klassischen Rollen in einer Jungs-Clique, die High-School-Party im riesigen Einfamilienhaus – so kann man ihm das absolut verzeihen, denn: er nimmt seine Figuren ernst. Selbst die Nebenakteure wachsen einem ans Herz, bleiben nachvollziehbar und tragen jeweils einen nicht geringen Anteil zur Geschichte bei. Und trotz einer gesunden Prise Humor wird keine von ihnen für billige Gags geopfert. (Okay zugegeben, zwei billige Gags sind dann doch dabei, die sind im Vergleich zu Seth Rogen/James Franco-Komödien jedoch eher harmlos.) Das Ergebnis ist ein Ensemble, das vielleicht nicht ganz so authentisch wie bei Victoria, aber eine gehörige Spur sympathischer wirkt.

Viel mehr lässt sich über Margos Spuren dann leider auch nicht mehr sagen. Weder musikalisch noch optisch wird hier Außergewöhnliches geboten. Das braucht es allerdings auch nicht. Handwerklich ist das alles vollkommen solide und der Sache absolut dienlich. Lediglich beim Erzähltempo gibt’s was zu meckern: nach einer erfrischend schnellen und lockeren ersten halben Stunde verliert der Film in der Mitte ein wenig an Dynamik und inhaltlicher Dichte. Da hätte man sich lieber etwas mehr Zeit nehmen sollen, um die neun Racheakte Margos ausführlicher zu erzählen – von denen werden nämlich tatsächlich nur drei gezeigt.

Im Endeffekt ist Margos Spuren ein überdurchschnittlich guter, allerdings kein brillianter Coming of Age-Film, der in erster Linie von seiner glaubwürdigen, bodenständigen Geschichte und seinen Figuren lebt, die allesamt ordentliches Identifikationspotenzial bieten. Zudem ist das Ganze auch noch ein gelungener und abwechslungsreicher Genre-Mix: Romanze, Komödie, Road-Movie, Detektiv-Film, sogar ein wenig Heist-Movie – alles dabei.
Ein Film, der runtergeht wie Butter und den wohl keiner, der jünger als 25 ist, ernsthaft schlecht finden wird.

 

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