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„Alles steht Kopf“: Kritik zum neuen Animationsfilm von Pixar

Alles steht Kopf (Inside Out, Pete Docter, USA 2015)

Animationsfilme sind seit geraumer Zeit nicht mehr wirklich mein Ding. Egal ob Ice Age, Madagaskar, Cars, Shrek oder wie sie sonst heißen: mir hüpfen da zu viele vermenschlichte Tiere und Maschinen herum, der Plot verläuft zu oft nach dem gleichen Schema und der Humor ist meist auch nicht meiner. Hin und wieder gibt es dann aber doch ein Exemplar dieser Filmgattung, das mit einer frischen Idee und der passenden Umsetzung daherkommt. WALL-E war so eines (zumindest die erste Hälfte), Baymax (mit Abstrichen) auch. Nun kommt nach zwei Jahren Pause der neueste Film der Pixar Animation Studios daher: Alles steht Kopf – so der deutsche Titel. Und der gehört glücklicherweise zur Gruppe der Besseren.

inside-out poster

Kobolde im Kopf
Dass es mich seit Ice Age 3 mal wieder zu einem Computer-Animationsfilms ins Kino gezogen hat, lag vor allem am grandiosen Trailer zu Alles steht Kopf. Die Prämisse ist ebenso simpel wie clever: wir bekommen einen „Einblick“ in den Kopf eines jungen Mädchens, in dem die fünf Emotionen Freude, Wut, Angst, Ekel und Kummer in Form kleiner Kobolde das Geschehen lenken.
Alles steht Kopf beginnt mit der Geburt eben jenen Mädchens namens Riley, die in einer gewöhnlichen Mittelstandsfamilie in Michigan glücklich aufwächst. So ist es vor allem Freude, die in den ersten Jahren als Hauptverantwortliche der Hirn-Schaltzentrale fungiert. Doch ausgerechnet kurz nach dem Umzug der Familie nach Kalifornien werden sowohl Freude als auch die vermeintlich überflüssige Kummer durch einen Unfall in die Weiten von Rileys Gedankenwelt geschleudert.

Was sich ein bisschen wie das Ergebnis eines drogengeschwängerten Brainstormings liest, ist als filmisches Endprodukt so konsequent, verständlich und ideenreich umgesetzt, wie es das (nur) in einem Animationsfilm eben sein kann. Die kreativen Köpfe hinter Alles steht Kopf – das merkt man von Beginn an – konnten ihre Fantasie hier mal wieder richtig spielen lassen.
Wenn das Langzeitgedächtnis als wirres Bibliotheken-Labyrinth dargestellt wird, das Unterbewusstsein die Form eines schlecht bewachten Kerkers hat oder die Traum-Fabrik als Hollywood-Hommage/-Persiflage ihrem Namen alle Ehre macht, dann macht das alles auf eine unterhaltsame Art vollkommen Sinn. Dieser Film steckt voller kleiner und großer Einfälle, Ideen und Referenzen, die nicht nur schön anzuschauen sind, sondern vor allem eine kohärente, fantasievolle Gedanken-Welt entwerfen, in der es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt.

Die eigentliche Story ist dabei leider mal wieder eine viel zu berechenbare: Die Verknüpfung der Dramaturgie von Außen- und Innenwelt ergibt zwar ein schönes Wechselspiel und auch Riley funktioniert als (zweite) Hauptfigur und als Smypthieträgerin äußerst gut. Doch gerade die Geschehnisse der Innenwelt sind es, die dann doch ein wenig zu sehr nach klassischem Muster verlaufen. In den ersten beiden Drittel ist das noch okay; dass letztlich aber alles auf einen emotionalen Tiefpunkt (welcher wenigstens einigermaßen Wirkung hat) samt Versöhnung hinausläuft, ist sofort klar.
Ebenso kann man die finale Botschaft des Films hinterfragen: Disney-typisch wird da mal wieder das Idealbild der amerikanischen Kleinfamilie als höchstes Gut der Gesellschaft romantisiert.

Humorvolles Farbenspiel
Zugegeben, das ist Gemecker auf hohem Niveau und glücklicherweise wiegen die Stärken von Alles steht Kopf die wenigen Schwachpunkte locker auf. Zu jenen Stärken gehören auch die durchweg gelungenen, vielfach sogar sehr guten Gags. Gerade im Vergleich zu meinem letzten Kinobesuch wurde mein Zwerchfell diesmal ungleich stärker angesprochen.

Dass die Animationstechnik mal wieder absolute Spitzenklasse ist, muss man wohl nicht großartig ausführen und natürlich befindet sich auch die deutsche Lokalisation genretypisch auf hohem Niveau. Auf visueller Ebene punktet Alles steht Kopf aber vor allem bei seinen Farben, was sich natürlich anbietet, wenn sich die Geschichte um Emotionen dreht. Und in der Tat beweisen die Macher an dieser Stelle, dass sie ihr Handwerk absolut beherrschen.

Fazit
Als wahrscheinlich bester Animationsfilm seit Toy Story 3 zeigt Alles steht Kopf, dass die Verantwortlichen von Pixar immer noch ihr Mojo haben: Eine clevere Idee, die fantasievoll und handwerklich brillant umgesetzt wurde, verpackt mit einer soliden Story, tollen Figuren und mit einer ordentlichen Prise Humor gewürzt. Auch wenn das alles nach zahllosen Fortsetzungen schreit, ist Alles steht Kopf mal wieder ganz großes Animationsfilmkino, das für wirklich alle Altersklassen geeignet ist. Absolute Garantie: diesen Kinobesuch wird niemand bereuen.

Bild & Video: (c) Disney

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