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„Der Marsianer“: Kritik zu Ridley Scotts neuem SciFi-Streich

Der Marsianer – Rettet Mark Watney (The Martian, Ridley Scott, USA 2015)

Ich bin etwas spät dran, doch nun habe auch ich es endlich geschafft, mir Der Marsianer im Kino anzusehen. All die Lobhudeleien darüber, dass er Ridley Scotts bester Film seit Gladiator sei, hatten natürlich für eine gewisse Erwartungshaltung gesorgt. Anngesichts solch mittelmäßiger Werke wie Black Hawk Down, Robin Hood, Prometheus und The Counselor war das allerdings auch keine sonderlich schwere Aufgabe.

marsianer

Houston, wir haben mal wieder ein Problem…
Falls es irgendjemanden gibt, der trotz der offensiven Werbekampagne noch nicht über die Handlung von Der Marsianer Bescheid weiß, dem sei an dieser Stelle nochmal eine kurze Einführung in die Geschichte gegeben: Während einer bemannten Raumfahrtmission auf den Mars kommt es zu einem Unfall, durch den der Astronaut Mark Watney (Matt Damon) von der Gruppe getrennt und für tot erklärt wird. Die restliche Crew bricht die Mission ab und begibt sich auf den Rückweg zur Erde, doch natürlich ist Watney noch am Leben, setzt alles daran, dies auch zu bleiben und irgendwann auf seinen Heimatplaneten zurückzukehren.

Was dabei stets betont wurde, ist die „Wissenschaftlichkeit“ des Films. Zwar unterscheidet sich Der Marsianer im Kern nicht von einer handelsüblichen Survival-Geschichte à la Cast Away, doch wird hier weniger Wert auf eine deutliche Charakterentwicklung der Hauptfigur gelegt, was bereits an der minimalen Exposition deutlich wird. Die ist nämlich schon nach wenigen Minuten abgehandelt und der Überlebenskampf kann beginnen. Im Anschluss liegt der Fokus des Films auf den ausführlichen Erläuterungen von Watneys Vorgehen: Wasseraufbereitung, Nahrungsproduktion, Kommunikation zur Erde herstellen etc. pp. Und dies gelingt in der ersten Hälfte auch äußerst gut.
Ob realistisch oder nicht (eine Diskussion, die ich bei derartigen Filmen ohnehin für unangebracht halte), das Gezeigte ist größtenteils nachvollziehbar und glaubwürdig, weshalb man dem Ganzen gespannt und zugleich ein wenig fasziniert zusieht. Glücklicherweise hat man sich mit Matt Damon zudem einen Schauspieler ausgesucht, der einen Film überwiegend alleine tragen kann und den Charakter Mark Whatney mit viel Charme und Witz gelungen verkörpert.

Missioncontrol übernimmt
In der zweiten Hälfte wird ihm dieser Job allerdings abgenommen. Dann nämlich findet ein interplanetarer Wechsel des erzählerischen Fokus statt und Watney wird bis zu den letzten 20 Minuten schon fast zum Statisten degradiert. Auf der Erde hingegen wird uns eine Starparade sonder gleichen präsentiert: Jeff Daniels, Chiwetel Ejiofor, Sean Bean und Donald Glover übernehmen hier die präsentesten Rollen, Watneys Co-Astronauten werden durch Jessica Chastain, Kate Mara und Michael Peña verkörpert.
Nun sind solche Aufgebote ja durchaus immer schön anzusehen und es wäre vermessen zu verlangen, dass jede Figur einen ähnliche starken Charakter wie Watney abgeben müsse.
Doch leider schafft es Der Marsianer nicht wirklich, daraus einen Profit zu schlagen. Nicht, dass es dadurch zu einem Spannungs- oder gar Unterhaltungsverlust kommen würde. Aber zum einen möchte man lieber Watney in Aktion sehen (und tatsächlich sind die besten Momente dann diejenigen, in denen er mal kurz zu sehen ist), zum anderen wirken einige dieser Figuren wie reine Werkzeuge des Drehbuchs. Wenigstens wird das Ganze dann noch zu einem gelungenen Abschluss gebracht.

Zu wenige Highlights
Auf ästhetischer Seite stechen vor allem einige hübsche Aufnahmen der Marsoberfläche sowie das authentische futuristisches Setdesign heraus. Und dass die Specialeffects natürlich mal wieder auf der Höhe der Zeit sind, versteht sich von selbst. Das entfaltet auch in 2D seine Wirkung, 3D ist aber sicherlich auch ganz nett…
Der Marsianer ist ein guter Film, keine Frage. Aber ist er auch ein guter Ridley Scott-Film? Jain. Die Thematik ist offensichtlich eine, die er beherrscht. Er erzählt in Der Marsianer erneut eine glaubhafte, detailliert ausgearbeitete Science-Fiction-Geschichte nach klassischem Muster. Und er baut mal wieder einen starken Protagonisten auf. Andererseits fehlen ihm diese wirklich herausragenden, einprägsamen Momente. Der Enthüllung des Aliensdie erste Schlacht oder das Kolosseum in Gladiator, so etwas fehlt dem Marsianer. 

Fazit
Der Marsianer ist wohl nicht der beste Scott-Film seit Gladiator, aber zumindest seit Königreich der Himmel. Verlässt man hier das Kino, ist man zufrieden – mehr aber auch nicht. Er ist damit vielleicht kein neuer Meilenstein des Kinos (aber mal ehrlich: wer hat das je geglaubt?) und wird vermutlich den Einstieg in die meisten Kino Top 10s des Jahres knapp verpassen. Aber muss er das, wenn er einfach nur ein guter Film ist, der sich trotz 140 Minuten entspannt wegguckt? Deshalb kann ich an dieser Stelle nur eine Empfehlung aussprechen.

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