Filme gesehen #60
Mein zeitliches Budget ist aktuell sehr begrenzt, weshalb keine Zeit für einen Kinobesuch o.ä. war und es diese Woche wieder nur drei Filme gibt: James Bond – Liebesgrüße aus Moskau, Selma und Blue Velvet.
James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau (From Russia with Love, Terence Young, UK 1963)
Nachdem mir Dr. No ja weniger als gut gefallen hat, war ich von Liebesgrüße aus Moskau umso positiver überrascht. Das mag vor allem am Schauplatz liegen, denn Istanbul ist für einen Agenten-Film nun mal eine wesentlich dankbarere Kulisse als Jamaika. Und überhaupt fühlt sich dieser zweite Bond-Film ganz allgemein wesentlich runder an als sein Vorgänger, der im direkten Vergleich wie eine Aufwärmübung für den richtigen Durchlauf wirkt. Das Ende macht das mit seiner unerträglichen Schmalzigkeit zwar ein wenig kaputt, aber zumindest ist nach Liebesgrüße aus Moskau klar, warum 007 letztlich zu einer solch langlebigen und kultigen Filmreihe geworden ist.
imdb / Trailer
Selma (Ava DuVerney, USA 2014)
Lassen wir einmal die diesjährigen Oscar-Kontroversen, die um Selma herum entstanden, und die Tatsache, dass wir als Europäer die Brisanz des hier erzählten Themas höchstens ansatzweise nachvollziehen können, beiseite und konzentrieren uns mal lediglich auf die Frage, ob Selma ein guter Film ist. Antwort: Ja, aber auch nicht mehr. Natürlich ist er hochwertig produziert, die Schauspieler machen allesamt einen guten Job und dann gibt es da noch zwei, drei richtig großartige Momente, allen voran die Gewalt-Eskalation in der Mitte des Films. Aber man kann die diversen Probleme dieses Films auch nicht einfach ignorieren. In erster Linie ist das das viel zu große Figuren-Ensemble, dessen Mitglieder zu einem erheblichen Teil oberflächlich bleiben oder gänzlich überflüssig sind – vor allem Oprah Winfreys Rolle wirkt innerhalb der Geschichte wie ein Fremdkörper. Oder – ähnlich wie bei 12 Years a Slave – die für meinen Geschmack ein wenig zu simple Aufteilung Gute und Böse. Oder diese provokante Schocker-Szene am Anfang, auf die dann nur noch einmal nebenbei Bezug genommen wird. Man wird es nicht bereuen, sich Selma anzusehen. Aber dass ihm die große Würdigung bei den Oscars verwehrt wurde, ist auf jeden Fall nachvollziehbar.
imdb / Trailer
Blue Velvet (David Lynch, USA 1986)
„Endlich mal ein Lynch-Film mit einer greifbaren Hauptfigur“, war mein Eindruck nach der ersten Viertel Stunde. Und tatsächlich ist die Story von Blue Velvet deutlich bodenständiger als alles, was ich bisher von Lynch kannte. Dann kommt auf einmal Dennis Hopper an und liefert einen der widerwärtigsten Antagonisten ab, die ich in jüngster Zeit gesehen habe. Ich bin von Blue Velvet absolut gepackt, will wissen, wie dieser spannende und skurrile Thriller ausgeht – und werde vom Ende maßlos enttäuscht. Obwohl Lynch offenkundig die volle kreative Kontrolle über seinen Film hatte, wirken die letzten 20 Minuten und noch mehr die letzten fünf so, als ob hier ein Studioboss interveniert hätte und unbedingt ein Heile-Welt-Ende erzwingen wollte. Blue Velvets Finale wird dem restlichen Film genau so wenig gerecht, wie das schon bei Taxi Driver der Fall war. Ignoriert man das, ist er zwar immer noch ein ordentlicher Film, der besonders optisch herausragt, aber auch einer, dessen angeblichen Kult-Status ich in keinster Weise nachvollziehen kann.
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