Diese Woche mit Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, Drecksau und Everest.
Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann, Felix Herngren, SWE 2013)
Skandinavische Bestseller-Verfilmung – das muss doch eigentlich gut werden, oder? Falsch gedacht: Der Hundertjährige… ist zwar keine Katastrophe, aber leider auch kein toller Film. Der skurrilen Geschichte um einen Mann, der an seinem 100. Geburtstag aus dem Altersheim flieht, ins Fadenkreuz von Kriminellen gerät und zwischendurch seine Lebensgeschichte Revue passieren lässt, fehlt es an sämtlichen Ecken an Feinschliff. Der Look ähnelt einer durchschnittlich budgetierten TV-Produktion, dem Haupterzähl-strang mangelt es an Stringenz, die deutsche Synchro klingt unfassbar unmotiviert und der Humor hat ein teils grauenhaftes Timing – gerade das können die Skandinavier doch eigentlich so gut. An sein großes, offensichtliches Vorbild Forrest Gump kommt dieser Film nicht mal ansatzweise heran.
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Drecksau (Filth, John S. Baird, UK 2013)
James McAvoy war für mich bisher nur dieser junge Schauspieler, der in den neuen X-Men-Filmen einen tollen Professor Xavier abgeliefert hat. Nach Drecksau ist mir nun klar, dass der Kerl unfassbares Talent besitzt. Als korrupter, egomanischer, drogen- und sexsüchtiger schottischer Polizist macht er diesen Film zu einer One-Man-Show sonder gleichen. Dabei schwankt der Film stets wunderbar zwischen Faszination und Ekel, sein Protagonist zwischen sympathisch-arschlochhaft und absolut widerwärtig. Die Handlung selbst ist leider recht konfus, wartet mit einem schweren Einstieg auf und kommt am Ende mit einem seltsamen, eigentlich unnötigen Twist daher. Doch allein wegen McAvoys Performance ist Drecksau sehenswert – zumindest wenn man nicht prüde ist.
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Everest (Baltasar Kormákur, UK/USA/ISL 2015)
Everest ist einer dieser Filme, bei denen ich bereits nach wenigen Minuten bereut hatte, ihn nicht im Kino gesehen zu haben. Denn wenn ihm eines gelingt, dann mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen zu beeindrucken. Die Handlung, in der ein Berg-steigerunglück von 1996 nacherzählt wird, ist im Grunde solide. Abenteuertourismus auf dem Mount Everest – das kann nicht gut gehen und schockiert mehr als nur ein Mal. Das große Problem des Films ist jedoch der Umfang seines hervorragenden Casts: Zu viele Figuren, an die man sich als Zuschauer binden soll, was letztlich dazu führt, dass das bei keiner von ihnen gelingt. Everest kann seine Masse an hochkarätigen Schauspielern nicht bewältigen. Das zweite, etwas kleinere Problem ist räumlich Orientierung. Die fällt aufgrund der ähnlichen Kulissen naturgemäß ohnehin schwer, doch vor allem fehlt das Gefühl dafür, wo genau sich die einzelnen Figuren denn gerade befinden. Everest hätte – seinem Schauplatz entsprechend – ein wirklich großer Film werden können, so aber reicht es nur für ein „gut“.
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