Filme gesehen #97

Diese Woche mit Journey to Love (aka. Safety not guaranteed), About Schmidt und Taschengeld.
Journey to Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe (Safety not guaranteed, Colin Trevorrow, USA 2012)
Generischer deutscher Zufallstitel Nummer 582 und ein schwieriger Fall. Safety not guaranteed (im übrigen der erste Kinofilm des Jurrassic World-Regisseurs) ist eine recht skurrile Liebeskomödie, deren Figuren einerseits derbe Klischees sind, was im Laufe des Films andererseits allmählich untergraben und mit einer solchen Herzlichkeit erzählt wird, dass man selbst als RomCom-Muffel ein ums andere Mal schluchzen muss. Drei Journalisten machen sich hier auf, um über jemanden zu recherchieren, der in einem Zeitungsinserat nach einer Begleitung für eine Zeitreise sucht. Gegen Ende kommen die zuvor dekonstruierten Klischees dann leider wieder ein wenig zurück, bis dahin darf man aber über eine Stunde unfassbar charmantes und bodenständiges Kino genießen.
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About Schmidt (Alexander Payne, USA 2002)
Warren Schmidt hat eine lange Ehe und eine erfolgreiche Karriere hinter sich. Nun wo er in den Ruhestand geht, zeigen sich die Folgen: Langeweile im Alltag, eine nervtötende Frau, und obendrein will die Tochter einen Hillbilly-Versager heiraten. Die große Reue kommt erst, als seine Frau verstirbt, worauf Schmidt in sein Wohnmobil steigt und eine längere Reise antritt. Jack Nicholson kann hier mal wieder sonder gleichen glänzen und verkörpert den meist übellaunigen Rentner dermaßen perfekt, dass man ihn einfach lieb haben muss. Die Charaktereinführung kommt zwar mit dem Holzhammer, dann aber wird About Schmidt zu einem wunderbaren Portrait und Familiendrama mit viel subtilem Witz, das mit einem grandiosen, weil eben nicht rosa-rotem Ende abschließt. Stattdessen: bittersüße Melancholie, aber vollkommen schlüssig und glaubwürdig. Als hätte hier das echte Leben über die Regeln Hollywoods gesiegt. Das Ergebnis ist absolut sehenswert.
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Taschengeld (Milk Money, Richard Benjamin, USA 1994)
Bei diesem Film ist mir nicht klar, was er sein bzw. an wen er sich richten will. Das fängt schon bei der der Prämisse an, die zwar (in einem seltsamen Sinne) glaubwürdig, aber auch total banal ist: Drei 12jährige Vorstadtkids wollen einmal eine Frau nackt sehen, plündern deshalb ihre Sparschweine und begeben sich in die große Stadt, um sich dort eine Prostituierte zu suchen. Die wird verkörpert von Melanie Griffith, die im Jahr ’94 scheinbar die attraktivste Frau auf dem Planeten war – anders lässt es sich zumindest nicht erklären, dass jede einzelne Person in diesem Film ihr wie ein Affe hinterherglotzt. Das Problem: infantiler Humor, naive Weltanschauung und kindgerechte Erzählweise stehen einem absoluten Fokus auf Sexualität gegenüber. Sicher, es ist verständlich, dass Jungs in diesem Alter gerade ihre Begeisterung für die Sache mit den Bienen und Blümchen entdecken. Aber irgendwie will das hier alles nicht zusammenpassen. Ist das jetzt ein Kinderfilm, ein Jugendfilm oder Familienfilm? Das bleibt bis zum Ende unklar. Deshalb, und weil Taschengeld bis auf Ed Harris keine Pluspunkte aufweisen kann, reicht es nur für unteres Mittelmaß.
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