Filme gesehen #100

Einhundert Ausgaben „Filme gesehen“ – und trotzdem nur eine ganz normale Ausgabe. Diese Woche mit The Prestige – Meister der Magie, Die Unfassbaren und Eve und der letzte Gentleman.
The Prestige – Meister der Magie (The Prestige, Christopher Nolan, USA/UK 2006)
Vor Jahren zum ersten Mal gesehen und wenig begeistert gewesen, doch wenn man immer wieder hört, dass The Prestige zu den besten Nolan-Filmen gehört, dann sollte man ihn sich vielleicht nochmal anschauen. Das ist hiermit geschehen und auch wenn ich ihn nicht als besten Film des Regisseurs solcher Werke wie Memento, The Dark Knight und Interstellar bezeichnen würde, so ist das hier trotzdem ein verdammt, verdammt guter Film. Dass mir das vor acht Jahren noch nicht klar geworden ist, liegt wohl an der komplexen Erzählstruktur, die ohne visuelle Hinweise munter zwischen verschiedenen Zeitebenen wechselt, im Minutentakt mit dramatischen Storywendungen daherkommt und unfassbar meta ist. Aus einer Geschichte, in der sich zwei Illusionisten (Christian Bale und Hugh Jackman) gegenseitig bestehlen und sabotieren, wird ein Plot, dessen Subtext weit über das konkrete Geschehen im Film hinausgeht. Vielmehr geht es hier um das Wesen der Illusion und Täuschung an sich, der wir uns auch mit jedem Film, den wir sehen, freiwillig aussetzen: „Sie wollen sich täuschen lassen.“ Highlight.
imdb / Trailer
Die Unfassbaren – Now you see me (Now you see me, Louis Leterriere, USA/FRA 2013)
Passend zum Kinostart des zweiten Teils erscheint Die Unfassbaren auf Netflix – wie praktisch um herauszufinden, ob sich der Kinobesuch lohnt. Nach der Sichtung ist nun klar: das ist nicht der Fall. Mag sein, dass der direkte Vergleich mit The Prestige diesen Film schlechter wirken lässt, als er tatsächlich ist. Und seine Grundidee (vier Magier/ Illusionisten werden zu modernen Robin Hoods) ist ja auch ganz cool – die Umsetzung aber mangelhaft. Zunächst mal ist es nicht gerade überzeugend, in einem Film über Zaubertricks derart viele digitale Spezialeffekte zu nutzen. Dadurch wirkt zwar alles ganz , ganz spektakulär – aber auch kein bisschen glaubwürdig. Dann sind Woody Harrelsons hypnotische Fähigkeit derart over the top, dass sie ein ums andere mal benutzt werden, um einen totaaaaal krassen und unerwarteten Twist herbeizuführen (a.k.a. um Drehbuchlücken zu stopfen). A propos Twist: davon gibt es am Ende noch mal einen richtig großen, der jedoch mal so überhaupt keinen Sinn macht. Die Unfassbaren ist unterhaltsam, will darüber hinaus aber auch ein unglaublich smarter und intelligenter Film sein – wie ein guter Zaubertrick also. Doch das Ganze ist dermaßen hektisch und überzogen, dass er vielmehr einem schlechten Trick gleicht: solchen nämlich, die einfach nur fake sind.
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Eve und der letzte Gentleman (Blast from the past, Hugh Wilson, USA 1999)
Die Prämisse ist super: Ein paranoider Vorstadtamerikaner baut in den 60ern einen Atomschutzbunker und just als dieser fertig ist, stürzt ein Flugzeug auf sein Haus. Er hält das für einen Atomangriff, verbarrikadiert sich mit seiner Frau für 35 Jahre und bekommt auch noch einen Sohn. Der darf dann das L.A. der 90er erkunden – ein völlig fremde Welt für ihn. Was einen schönen Aufhänger für eine nette Fish outta water Komödie abgegeben hätte, wird aber zu einer unglaublich seichten und disneyesken Romantic Comedy. Ein paar Lacher sind drin, leider nicht viel mehr. Am nächsten Tag schon wieder vergessen.
imdb / Trailer
Prestige ist, meiner Meinung nach, einer der unterschätzteren Nolan-Filme (nicht gerade ein Problem mit dem er zu kämpfen hätte ;)). Und lustigerweise löst er exakt das Problem, dass ‚Die Unfassbaren‘ haben: Bühnenmagie im Film funktioniert nicht! Sie ist beeindruckend, wenn sie vor Deinen Augen passiert aber im Film sind tricktechnisch eben ganz andere Dinge möglich. Dadurch, dass Nolan Zaubertricks nutzt, um „das Wesen der Illusion und Täuschung an sich“ zu untersuchen, wie Du es formulierst, macht er sie eben doch interesssant!
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Bühnenmagie funktioniert im Film schon allein deswegen nicht, weil durch den Schnitt ja der kontinuierliche Sehfluss zerstört wird.
Ich gehörte ja selbst jahrelang zu der Gruppe, die den Film unterschätzt hat – es tut eben doch gut, solche Filme noch ein zweites Mal anzusehen 😉
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