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Kritik: „War Dogs“

Das große Geld liegt da, wo keine Moral vorhanden ist. Miles Teller und Jonah Hill haben das erkannt und wollen sich in War Dogs mit zwielichtigen Waffendeals eine goldene Nase verdienen.

Im zweiten Weltkrieg trainierten die Sowjets Hunde darauf, mit Bomben bewaffnet unter feindliche Panzer zu kriechen. Mit dieser Art von Kriegshunden hat War Dogs jedoch nichts mehr zu tun. Die modernen Hunde des Krieges, das sind kleine private Waffenhändler, die einen unheim-  lichen Profit aus jedem bewaffneten Konflikt dieser Welt schlagen. Zwei davon stehen im Mittelpunkt des neuen Films von Todd Phillips (Hangover-Trilogie) – und sie haben dabei mehr Spaß als der Zuschauer.war-dogs-poster

Die Kinder Teenager des Krieges
David Packouz (Miles Teller) lebt in Miami als Masseur und Physiothe-rapeut von der Hand in den Mund. Als sich schließlich auch noch Nach-wuchs ankündigt, ist er gezwungen, die Branche zu wechseln und steigt als Partner ins Geschäft seines besten Jugendfreundes ein, der erst vor kurzem aus Los Angeles ins sonnige Florida zurückgekehrt ist: Efraim Diveroli (Jonah Hill) kauft gebrauchte Waffen auf und verscherbelt diese mit enormen Gewinn weiter. Dank diverser Konflikte im Nahen Osten läuft das Geschäft – uns so leben David und Efraim bald wie Rockstars.

War Dogs basiert – wie so viele gute Storys, die derzeit in Hollywood adaptiert werden – auf einer wahren Begebenheit. Die besten Geschichten schreibt eben immer noch das echte Leben – und die Verfilmung dieser Geschichte ist gut, aber bei weitem nicht sehr gut geworden. Anfangs könnte man kaum weiter von diesem Eindruck entfernt sein, denn War Dogs beginnt verdammt stark: Hohes Tempo, Off-Erzählung mit sarkastischem Unterton und viel Humor bestimmen die erste Hälfte des Films. Das macht viel Spaß und genau den spürt man auch bei den Darstellern, von denen besonders Jonah Hill (der mal wieder einige Kilos zugelegt hat) heraussticht. Mit ekelhaft gebräunter Haut, Dreitagebart und vor Gel triefenden Haaren verkörpert er einen herrlich dekadenten, narzisstischen Draufgänger, der allein mit seiner überzogenen Mimik und seltsamen Art zu lachen die besten Momente des Films hervorbringt. Anders gesagt: Jonah Hill sorgt quasi im Alleingang dafür, dass War Dogs anfangs so viele gute komödiantische Momente zu bieten hat.

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Wo der Hund begraben liegt
Das Gegengewicht dazu bildet das vergleichsweise zurückhaltende und schüchterne Spiel des Miles Teller, der den emotionalen und moralischen Fixpunkt des Films bilden soll. Die Bindung zu Frau und Tochter steht der Unmoral seiner Geschäfte gegenüber, hier allerdings hakt das ganze. Denn anstatt seine zahlreichen moralischen Verfehlungen klar zu benennen (und von denen gibt es weder wenig, noch sind sie schwer zu erkennen), werden die Reibungspunkte zwischen ihm und seiner Frau lediglich auf seine Unehrlichkeit ihr gegenüber reduziert. In dieser Hinsicht ähnelt der Film zwar Scarfaceauf den hier gleich mehrfach (wenig subtil) verwiesen wird. Doch im Vergleich zu Brian De Palmas Koks-Epos lässt War Dogs die Drastik des Geschehen und den wuchtigen Hammerschlag, der am Ende auf seinen Protagonisten niedergeht, vermissen.

Das wirkt sich besonders auf die zweite Hälfte negativ aus. Der mangelt es nicht nur an Highlights, sondern auch an einer klaren inhaltlichen Linie und an Spannung. Daran kann auch das Zerwürfnis mit einem anderen Waffenschieber (Bradley Cooper, der seine Qualitäten leider nicht ausspielen kann) nichts ändern. Um es kurz zu machen: War Dogs geht nach einer Stunde die Luft aus.

Fazit
Zwei talentierte Hauptakteure, ein solider Stil und eine gute erste Hälfte können War Dogs nicht davor bewahren, letztlich zu einem ziemlich banalen Film zu werden. Besonders bedauerlich ist jedoch, dass Todd Philips trotz eines solch brisantes Themas jedwedes moralische Dilemma auf einen simplen familiären Konflikt beschränkt. Nicht, dass man immer mit der Moralkeule kommen müsse – The Wolf of Wall Street  und Birdman haben erst kürzlich gezeigt, dass man alternativ auch einfach ins Absurde abdriften kann. War Dogs jedoch kann sich für keinen dieser Wege so recht entscheiden und lässt damit nicht nur viel Potential liegen, sondern verpasst auch die Chance, einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer zu hinterlassen. Deshalb ist er nicht automatisch ein schlechter Film – aber eben auch kein besonders guter.

3,5

Bilder & Trailer: (c) Warner Bros. Entertainment

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