Filme gesehen #105

Diese Woche mit Sing Street, Departed – Unter Feinden, Easy Rider und Der gezähmte Widerspenstige.
Sing Street (John Carney, USA/IRL/UK 2016)
Von vielen bereits als Wohlfühlfilm des Jahres gelobt, konnte sich Sing Street in den letzten Monaten den Ruf eines Coming-of-Age-Geheimtipps erarbeiten. Inhaltlich wird dabei absolut kein Neuland betreten: Junge gründet eine Band, um ein Mädchen zu beeindrucken und hat schließlich musikalischen Erfolg. Interessant sind jedoch das Setting (das Dublin der 80er Jahre, was in einer extrem trostlosen Atmosphäre und einem großartigen Soundtrack resultiert) sowie der Mut, den Protagonisten mit Geschlechterrollen experimentieren zu lassen. Sing Street nimmt seine Figuren ernst, und wird dennoch mit einer Leichtigkeit erzählt, die ihn tatsächlich zu einem tollen Wohlfühlfilm macht. Und trotzdem: Ein paar mal wird mir hier doch zu sehr ins Schmalzfass gegriffen – besonders das Ende will nicht so recht zum Rest des Films passen. Zum „sehr gut“ fehlt also noch der letzte Funken.
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Departed – Unter Feinden (The Departed, Martin Scorsese, USA/HKG 2006)
Nach zehnjähriger Pause war es endlich Zeit, sich The Departed endlich ein zweites Mal anzusehen. Denn damals fand ich den bisher letzten Gangsterfilm von Martin Scorsese eher öde – wie sehr man sich doch irren kann. Ein fantastisches Hauptfiguren-Trio (Jack Nicholson, Matt Damon & Leonardo DiCaprio) teilt sich hier einen Plot, der eine Doppel-Undercoverstory in zwei perfekt balancierten Handlungssträngen erzählt und mit einem herrlich konsequenten Finale endet. Sehr schön auch, wie Scorsese der asiatischen Vorlage immer wieder ästhetischen Respekt zollt. Bombe.
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Easy Rider (Dennis Hopper, USA 1969)
So richtig wusste ich nicht, was ich mir unter diesem Film, der als einer der Begründer des New Hollywood gilt, vorstellen sollte. (Einzig das amüsante Musikvideo von Action Bronson war mit bekannt…) Stellt sich raus: Es ist ein simpler Roadmovie, in dem zwei bis drei Motorradkumpels (mit wechselnder Besetzung) durch die USA reisen und an verschiedensten Stationen halt machen. Die Unterschiede zum klassischen Hollywood sind erkennbar: Kein klarer Konflikt, keine echte Kausalität, keine Heldenfiguren. Easy Rider widmet sich dem Thema „Freiheit“ in melancholischer Weise, zelebriert die schönen Momente in der Wildnis Amerikas ausgiebig mit tollen Songs und ist allein deswegen sehenswert. Störend sind allerdings der schwierige Einstieg und eine expressionistische Drogenrausch-Sequenz, die einfach nur anstrengend ist. Abgesehen davon aber gut.
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Der gezähmte Widerspenstige (Il bisbetico domato, Franco Castellano/Giuseppa Moccia, ITA 1980)
Alte italienische Klamotte über einen griesgrämigen, arbeitswütigen Landwirt, der kein Interesse an Frauen hat – bis eine junge Dame in sein Leben tritt, die ihm sich trotz allen Widerstandes mit voller Wucht an den Hals wirft. Ein Großteil des Humors mag (wie bei den Bud Spencer und Terence Hill Filmen) der deutschen Lokalisation geschuldet sein und zumindest deswegen kann man Der gezähmte Widerspenstige gut anschauen. Vielmehr gibt’s dann auch nicht zu sagen, außer vielleicht, dass besagte Dame verdammt schwer erträglich ist, weshalb man das Desinteresse des werten Herrn Landwirts sehr gut nachvollziehen kann. Für einen lauschigen Sonntag Nachmittag aber eine gute Option.
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