Kritik: „Bastille Day“

Action-Agenten-Thriller mit Idris Elba und Richard Madden, die einen Anschlag in Paris vereiteln müssen. Sehr unterhaltsam und maximal zeitgeistig.
Als kulturelle Erzeugnisse sind Filme immer Produkte ihrer Zeit. Dass das durchaus mit Problemen behaftet sein kann, zeigt Bastille Day, der in Form eines klassischen Action-Agenten-Thrillers eine Geschichte um Terror und Krawalle in der französischen Hauptstadt erzählt. Das gelingt ihm, auch wenn er bedauerlicherweise von der Realität eingeholt wurde.
Die USA müssen’s richten
Zum Glück gibt es die Geheimdienste der USA – sonst wären wir hier in Europa sicherheitstechnisch (und moralisch) ziemlich aufgeschmissen. Und zum Glück gibt es solch knallharte CIA-Agenten wie Sean Briar (Idris Elba), die bereit sind, das Nötige zu tun. Doch bis Briars Eingreifen notwendig wird, steht ein anderer im Mittelpunkt der Handlung von Bastille Day: Der Taschendieb Michael Mason (Richard Madden) begeht einen folgenschweren Fehler, als er einer jungen Dame ihre Tasche entwendet. Was er nicht weiß: In dieser Tasche steckt eine als Kuscheltier getarnte Bombe, die eigentlich in der Zentrale einer rechtspopulistischen Partei hochgehen sollte. Als Mason die Tasche entsorgt, kommt es zur Detonation – vier Menschen sterben, der Kleinkriminelle kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Es beginnt eine Jagd auf die Drahtzieher, die mit einem zweiten Anschlag am französischen Nationalfeiertag drohen.
Sympathisches Hauptfiguren-Duo
Bastille Day bedient sich der alten Mär vom Amerikaner, der in Europa für Recht und Ordnung sorgen muss, weil die dortigen Behörden wahlweise zu unfähig oder zu korrupt sind, um das selbst zu erledigen. Etwas, das bereits in 96 Hours – Taken durchexerziert wurde und dort (zumindest im ersten Teil) einen Hauch besser funktionierte, weil die Motivation des Protagonisten konkreter und nachvollziehbarer war. Die beiden Hauptfiguren von Bastille Day tun hingegen einfach das, was sie tun müssen: Die Stadt retten. Hinsichtlich der Figurenzeichnung mag das weder meisterhaft noch innovativ sein, dennoch sind Briar und Mason greifbar und entwickeln als Duo wider Willen eine angenehme Chemie, die mit anderen, auch hochklassigeren Buddy-Cop-Filmen locker mithalten kann.
Sowohl Elba als auch Madden machen dabei einen absolut soliden Job. Letzterem gelingt es, sich von seiner bisherigen Paraderolle (Robb Stark in Game of Thrones) zu lösen, ersterer besticht durch eine unheimliche physische Präsenz. Die darf er auch in einer Handvoll Actionsequenzen entladen, welche mit heftiger Wackelkamera und Schnitten im Halbsekundentakt samt regelmäßiger Achsensprünge nur bedingt überzeugen können. Die Schusswechsel funktionieren da deutlich besser, im Nahkampf jedoch will sich keine visuelle Kohärenz einstellen – zu schnell und zu hektisch sind die Handgemenge, die James Watkins hier inszeniert.
Ein Film fürs Hier und Jetzt
Allerdings liegt der Fokus des Films vielmehr auf der für Genreverhältnisse vergleichsweise komplexen Handlung, die mit unerwarteten Enthüllungen und Wendungen ein ums andere Mal zu überraschen weiß. Natürlich gewinnt Bastille Day auch hier keinen Preis für Innovation, denn im Kern hat man das alles schon dutzende Male gesehen. Das kann er jedoch mit einer Eigenart ausgleichen: Bastille Day ist ein unfassbar zeitgeistiger Film. Und das nicht nur ästhetisch (das heißt vor allem: musikalisch), sondern auch thematisch. Internationaler Terrorismus, Islamophobie, Korruption, Netzaktivismus und digitale Totalüberwachung sind die Eckpfeiler einer Story, die exemplarisch verdeutlicht, wie Filme unsere Gegenwart reflektieren.
Einige mögen mokieren, dass das Ganze zu zeitgeistig ist – ein Vorwurf, dem man durchaus zustimmen kann, auch wenn Bastille Day gar nicht anstrebt, ein Klassiker zu sein. Traurige Bestätigung erfährt dieses Argument aber ausgerechnet dadurch, dass der Film durch die Realität eingeholt wurde. Von diesen Vorzeichen sollte man sich aber nicht trüben lassen: James Watkins unterläuft gegen Ende gekonnt die anfängliche Prämisse und entlässt den Zuschauer zwar mit einer naiven, aber auch angenehm positiven Botschaft, die sich in einer besonders symbolträchtigen Sequenz kristallisiert.
Fazit
Was zu Beginn noch den Anschein eines durchschnittlichen Action-Films erweckt, entwickelt schon bald eine herrliche Dynamik und Spannung. Bastille Day hat deutlich mehr unter der Haube, als man zunächst vermuten möchte. Interessenten sollten sich diesen knackigen 90-Minüter möglichst zeitnah anschauen, denn in einigen Jahren wird er nicht mehr funktionieren. Für den Moment jedoch ist Bastille Day verdammt unterhaltsam – und überdies eine gelungene Momentaufnahme unserer Gesellschaft.
Bastille Day ist ab dem 27. Oktober 2016 auf DVD und BluRay erhältlich.
Bilder & Trailer: (c) Studiocanal