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Kritik: „Sausage Party“

Sausage Party – Es geht um die Wurst (Sausage Party, Greg Tiernan/Conrad Vernon, USA 2016)

Der erste Animationsfilm für Erwachsene? Nur wenn man darunter versteht, dass etwas nicht jugendfrei ist. Denn abgesehen davon ist Sausage Party unfassbar infantil.

Ja ja, ich bin mal wieder viel zu spät. Sausage Party ist aus den meisten Kinosälen bereits verschwunden, trotzdem will ich (Vorsicht, Wortspiel) noch meinen Senf dazu abgeben. Denn obwohl man unfassbar viel an diesem Film kritisieren kann, ja geradezu muss, kann ich nicht abstreiten, meinen Spaß gehabt zu haben.SAPTY_DOM_DIGITAL_12.indd

Sie leben!
Ein Supermarkt. In diesem Tempel des Konsums greift die Magie des Animationskinos an einer unge-wöhnlichen Stelle: Nicht Tiere oder Spielzeuge werden diesmal zum Leben erweckt, sondern Lebens-mittel. Allein mit dieser Prämisse sticht Sausage Partys bereits aus der Masse heraus.
Im Zentrum des Geschehens stehen die Wurst Frank, das Hotdog-Brötchen Brenda, hinzu kommen diverse weitere Nahrungsmittel, die bei Nacht allesamt munter herumhüpfen. Deren höchstes Ziel ist es, von ihren Göttern (den Kunden) auserwählt (gekauft) zu werden, um ins Paradies (aus der Tür) aufzusteigen. Doch keines der Lebensmittel ahnt, was ihn da draußen wirklich erwartet.

Das zweite Merkmal, das Sausage Party zu einem ungewöhnlichen Genreexemplar macht, ist seine Zielgruppe: Der Film ist eindeutig für ein erwachsenes Publikum ausgelegt. Und hier haben wir auch schon den ersten Knackpunkt. Denn offensichtlich gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was genau „erwachsen“ bedeutet. Für die einen ist der Begriff untrennbar verknüpft mit Seriosität, ambivalenter Figurenzeichnung und einem gewissen Anspruch. Für die Macher hinter diesem Film heißt es hingegen, dass all das ausgelebt wird, wovor der Jugendschutz Minderjährige bewahren will: Sex und Gewalt also. Diese beiden Themen bilden nicht nur einen Teil von Sausage Party – sie sind sein elementarer Kern.

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So subtil wie ein Vorschlaghammer
Die Gewalt erscheint aufgrund des abstrakten und (gerade im Vergleich zu den detailverliebten Pixar- und Dreamworks-Filmen) sehr schlichten Animationsstils noch relativ harmlos und tatsächlich unterhaltsam. Anders beim Sex. Auch der mag abstrakt sein, Sausage Party ist jedoch dermaßen vollgestopft mit visuellen wie verbalen Anspielung und ziemlich konkreten Darstellungen, dass eine beinahe pornöse Atmosphäre entsteht. Okay, streicht das „beinahe“ – Sausage Party kratzt an der Grenze zum animierten Softporno. Das ist einerseits geschmacklos, zumal das Ganze gegen Ende für einige Minuten vollkommen ausartet. Andererseits ist es auch irgendwie erfrischend, wie offen mit diesem Thema umgegangen wird.

Wer auf weitere komödiantische Aspekte hofft, der wird hart enttäuscht. Ebenso wie jene, die auch nur einen Hauch von Feingeistigkeit erwarten. Zugegeben, auch mit filmischen Referenzen wird hier nur so um sich geschmissen. Doch dem Humor von Sausage Party fehlt es gänzlich an Subtilität. Es wäre jedoch unfair zu leugnen, dass das mit einem entsprechenden Gemütszustand nicht auch sehr amüsant sein kann. Bier statt Rotwein, und schon ist dieser Film nicht nur erträglich, sondern tatsächlich unterhaltsam. Dass die Handlung zudem noch als brauchbare Parabel auf religiösen Fundamentalismus und Rassismus funktioniert, ist das kleine, aber feine i-Tüpfelchen. Wie schon bei Leg dich nicht mit Zohan an gelingt es auch den Köpfen hinter Sausage Party, eine dumpf-derbe Komödie mit einer positiven, wenn auch naiven Kernbotschaft aufzuwerten.

Fazit
Der Satz „Macht Spaß, wenn man das Hirn ausschaltet“ ist nach wie vor das Gegenteil eines Qualitätsmerkmals. Sausage Party erfüllt diesen Tatbestand perfekt. Wenn man bereit ist, das zu akzeptieren, Toleranz gegenüber dem typischen Seth-Rogen-Humor aufbringen kann und bestenfalls noch unter Einfluss bewusstseinserweiternder (oder vielmehr -vermindernder) Substanzen steht, dann kann man seinen Frieden mit diesem Film machen und wirklich Spaß haben. Unterhaltung geht jedenfalls auch deutlich schlechter.

3,5

Bilder & Trailer: (c) Sony Pictures Entertainment

2 Kommentare zu „Kritik: „Sausage Party“ Hinterlasse einen Kommentar

  1. Einer der wneigen Filme in letzter Zeit, bei denen ich nach einer halben Stunde nicht weitergeschaut habe. Das war selbst mir zu blöd.
    Für Erwachsene ist immer so eine Sache. Ich würde eher sagen, genau das Richtige für Teenager in einer größeren Gruppe mit Stoff & Schnaps in den Sofaritzen.

    Gefällt 1 Person

    • Ja, man braucht schon eine gewisse Affinität für diese Art von Humor. Wenn das nicht dein Ding ist, kann ich das vollkommen verstehen. Ich kann mir so etwas auch nur in sehr großen zeitlichen Abständen antun.

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