Filme gesehen #108

Diese Woche mit Confusion (aka. Dazed and Confused), Vertigo und Der Butler.
Confusion – Sommer der Ausgeflippten (Dazed and Confused, Richard Linklater, USA 1993)
Von Everybody wants some!! war ich Anfang des Jahres ziemlich begeistert. Doch erst durch die Sichtung von Dazed and Confused ist mir nun klar, dass Linklaters 80er-College-Film nicht viel mehr als dessen Fortsetzung im Geiste war. Denn Dazed and Confused funktioniert nach dem exakt gleichen Schema: Keine nennenswerte Handlung; unzählbar viele Figuren im schulischen Milieu, die sämtliche Stereotypen abdecken, aber nie reine Klischees sind; viel Humor und mal mehr, mal weniger pseudo-philosophische Konversationen; und ein unantastbar guter Soundtrack. Der einzig relevante Unterschied: Linklater vergeht sich hier an den 70ern Gegenüber seinem „Nachfolger“ von 2016 kann dieser Film jedoch mit einer entscheidenden Qualität punkten: Die tribalen Strukturen, die hier gezeigt werden, kommen wesentlich besser zur Geltung – innerhalb dieses „Stammes“ gibt es kleine Grüppchen, jeder einzelne hat seine Rolle, doch am Ende greift alles in einem Großen und Ganzen ineinander. Fantastischer Film.
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Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Vertigo, Alfred Hitchcock, USA 1958)
Wieder mal einer dieser Filme, der auf „Die besten Filme aller Zeiten“-Listen regelmäßig auf dem obersten Platz auftaucht. Ich will auch weder bestreiten, dass Vertigo ein sehr guter Film ist, noch dass er zu seiner Zeit revolutionär war – angefangen der Erfindung des Dolly-Zooms über die visuellen Horrortrips des Protagonisten bis hin zum Twist, der selbst heute noch verdammt clever ist. Und auch dass dieser Film über weite Strecken ohne Dialoge auskommt, ist lobenswert, ganz zu schweigen von den tollen Bildern, die permanent mit Rot-Grün-Kontrasten arbeiten. Dennoch: In der Mitte hat die Geschichte um einen Detektiv, der eine Frau beschattet, die scheinbar vom Geist ihrer Urgroßmutter besessen ist, mit einigen Längen zu kämpfen. Und das Ende wirkt leider so, als wären die letzten Filmminuten beim Transport zum Schneidetisch verloren gegangen. Trotz kleinerer Mängel immer noch ein sehr guter Film, Über den Dächern von Nizza ist mir aber nach wie vor lieber.
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Der Butler (The Butler, Lee Daniels, USA 2013)
Es gibt diese Filme, von denen man trotz Starbesetzung keine Kenntnis hat, bis sie einem quasi beiläufig über den Weg laufen. Der Butler ist einer davon: Forest Whitaker spielt hier – wer hätte es gedacht – einen Butler, der es von einer Plantage im Süden der USA bis ins Weiße Haus schafft und dabei sämtliche Präsidenten der 60er, 70er und 80er bedienen darf. Schauspielerische Unterstützung gibt’s unter anderem durch Oprah Winfrey, Robin Williams, Alan Rickman, Cuba Gooding Jr., Lenny Kravitz, Liev Schreiber und John Cusack – volles Haus also, auch wenn die Besetzung nur selten den realen Vorbildern entspricht. Der Butler ist eine Geschichte über Gehorsam und Rebellion in ihren verschiedenen Formen und wartet mit einigen schönen Montagen auf, ist aber (natürlich) historisch verklärt, besonders gegen Ende. Dennoch: Eine schöne und nett anzuschauende Reise durch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Sicht eines Schwarzen, der sein Leben lang Weiße bediente und deshalb viele Anekdoten zu erzählen hat – auch wenn es dabei bleibt und die politische Schärfe auf der Strecke bleibt.
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Ich versteh enach wie vor nicht, wieso Vertigo mittlerweile auf Platz 1 der besten Filme aller Zeiten gelandet ist (sight & sound magazin). Der Vorgänger Citizen Kane hat mir zwar persönlich noch weniger gefallen, aber was das EInführen gewisser filmischer Mittel anbelangt, konnte man das noch irgendwie nachvollziehen.
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Darüber kann man wohl endlose Diskussionen führen ^^
Dass Citizen Kane so weit oben steht, kann ich aber unterstützen. Den finde ich nach wie vor großartig.
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