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Filme gesehen #112

Diese Woche mit einer französisch-ostasiatischen Mischung: The Host, Das blaue Zimmer, Die 36 Kammern der Shaolin und Enter the Void.

The Host (Gwoemul, Bong Joon-ho, KOR 2006)
Als großer Fan von Snowpiercer, war ich gespannt darauf, welche Leistung Regisseur Bong Joon-ho vor seinem fantastischen Postapokalypsefilm erbracht hatte. Konnte doch eigentlich nur gut sein, oder? Nicht wirklich. Denn obwohl die meisten viele lobende Worte für The Host finden, konnte mich dieser Monsterfilm nicht packen. Grundidee und Storyaufbau – Forscher entsorgen ihre Chemikalien in den Fluss und wenige Jahre später springt ein grünes Schleimmonster heraus, das Jagd auf die Anwohner macht – funktionieren nach gewohntem Prinzip, doch bloß, weil man das mit ungewöhnlichen Figuren anreichert, wird daraus noch lange kein guter oder außergewöhnlicher Film. Interessant ist lediglich, welche Stimmungswechsel Joon-ho dabei regelmäßig einleitet: Da wird aus einem hochdramatischen Moment mal ganz schnell eine makabre, komödiantische Szene oder umgekehrt. Davon abgesehen gibt’s hier aber bestenfalls Standardware.
imdb / Trailer
2,5Das blaue Zimmer (La chambre bleue, Mathieu Amalric, FRA 2014)
…Alternativtitel: „Eine verhängnisvolle Affäre“. In deren Verlauf kommen mehrere Menschen ums Leben, was ja eigentlich Material für einen Fernsehfilm wäre, würde die Erzählstruktur nicht so erfrischend sein. Immer wieder schneidet man nämlich zwischen dem Verhör des vermeintlichen Täters und dem eigentlichen Geschehen hin und her, sodass es vielfach zu überraschenden Entwicklungen kommt. Das blaue Zimmer wird dadurch zu einem Kriminalfilm, der sich von der üblichen Formel angenehm abhebt und am Ende auch vieles offen lässt – womit er wohl näher an der Wirklichkeit, als die meisten ähnlichen Filme ist. Mit nicht mal 80 Minuten zudem angenehm kurzweilig und deshalb – auch wenn er keine Bäume ausreißt – durchaus einen Blick wert. Aktuell noch in der Arte-Mediathek zu sehen.
imdb / Trailer
3,5Die 36 Kammern der Shaolin (Shao Lin san shi liu fang, Liu Chia-Liang, HKG 1978)
Vielen sollte wenigstens der Titel dieses Films bekannt sein, allerdings in einem ganz anderen Kontext – Stichwort: Wu-Tang. Worum es geht, kann man auch ohne viel Vorwissen erahnen: Junger Kerl kommt ins Kloster der Shaolin und lernt dort Kung Fu, um sich an seinen Peinigern zu rächen. Auch wenn Die 36 Kammern der Shaolin heute altbacken und an vielen Stellen unfreiwillig komisch wirkt, so hat er doch zwei entscheidende Pluspunkte. Erstens wird hier das Zusammenwirken von buddhistischer Philosophie und fernöstlicher Kampfkunst sehr schön vermittelt. Zweitens heben sich die Kampfszenen von sämtlichen modernen, überinszenierten und besonders in Hollywood vollkommen zerschnittenen Actionsequenzen dadurch ab, dass hier mit schön langen Einstellungen und gänzlich ohne Gewackel gearbeitet wird. Und natürlich kommt der Trashfaktor dem Ganzen auch zu Gute.
imdb / Trailer
4,0

Enter the Void (Gaspar Noé, FRA 2009)
Seit Irreversible ist klar, dass Gaspar Noé kein Freund von Gute-Laune-Filmen ist – so auch bei Enter the Void. Der erzählt die Lebens- und Nachlebensgeschichte eines jungen Europäers in Tokio, der sein Geld als Drogendealer verdient, während seine Schwester als Stripperin arbeitet. Das „Was“ rückt hier allerdings ziemlich schnell in den Hintergrund, viel spannender ist das „Wie“. Enter the Void ist, neben seiner herausragenden Ästhetik, ein unfassbar interessantes Untersuchungsobjekt zum Thema Perspektive – sowohl narrativ, als auch visuell. Denn während erstere fest ist, wechselt zweitere immer wieder zwischen subjektiver, halbsubjektiver und objektiver Darstellung. Problematisch ist (neben den vielen plakativen Bildern vor allem gegen Ende des Films), dass Noé diesem anfänglich so spannenden Ansatz in der zweiten Hälfte nichts neues hinzufügen kann. Und so fühlt sich die letzte Stunde dieses zweieinhalbstündigen Werkes extrem zäh und redundant an. Dennoch: Ein sehr mutiger Film mit vielen frischen Ansätzen, der zumindest bei der ersten Sichtung zu packen vermag.
imdb / Trailer
4,5

5 Kommentare zu „Filme gesehen #112 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Interessant, danke schön!
    Hast du bei ‚La chamber bleue‘ irgendwelche Anspielungen auf die Salonkultur (Scudéry, etc) gesehen, auf die der Titel ja definitiv hinweist?

    Gefällt 1 Person

    • Da ich keine Ahnung habe, was du damit meinst, lautet meine Antwort wohl „Nein“ ^^
      Ganz ehrlich, meine Kenntnisse der französischen Kultur halten sich in Grenzen. Von „Salonkultur“ höre ich das erste mal. Wenn du damit das meinst, was ich mir eben bei Wikipedia unter „Literarischer Salon“ durchgelesen habe, dann nein. Ansonsten bin ich für jeden weiterführenden Link oder jede Erklärung dankbar 🙂

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