Filme gesehen #117

Diese Woche mit Mr. Turner, Captain Fantastic und James Bond: Moonraker.
Mr. Turner – Meister des Lichts (Mr. Turner, Mike Leigh, UK 2014)
Wäre er kein Biopic, würde Mr. Turner eine Menge von seiner Faszination einbüßen. Die würde sich dann auf die detailliert-verliebten Sets und den gekonnten Einsatz von Farben beschränken. Zugegeben: Allein das macht den Film schon sehenswert, denn visuell verwischt er gekonnt die Grenzen zwischen Kamerabild und Malerei. Dass er zudem noch die letzten Jahre im Leben eines anstrengenden, griesgrämigen, aber irgendwie sympathischen Malers porträtiert (großartig: Timothy Spall), lässt zumindest den Mangel an Stringenz verschmerzen, durch den viele Handlungsstränge ins Leere verlaufen. Trotzdem wird das alles zu einem kohärenten Gesamtpaket zusammengeschnürt – zwar langsam, aber auch wunderschön erzählt. Wer sich am Portait eines schrulligen Künstlers und des frühen 19. Jahrhunderts erfreuen kann, wird hier glücklich werden.
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Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück (Captain Fantastic, Matt Ross, USA 2016)
Viggo Mortensen als alleinerziehender Vater von sechs Kindern, die er in der Wildnis, fernab der Konsum-Gesellschaft aufzieht und seinen Nachwuchs dadurch körperlich und geistig in Topform bringt. Der Road Trip zu einer Beerdigung wird zur Bewährungsprobe und führt diesen engverbundenen Clan durch diverse emotionale, herausfordernde und angenehme Momente. Da habe ich im vergangenen Jahr wirklich etwas verpasst: Captain Fantastic wäre ein sicherer Kandidat für meine Top 10 gewesen. Die Leistung von Mortensen, Dramaturgie, Dialoge und die herrlich subversive, dabei kein bisschen platte Stimmung dieses Films, mit der er die gängige Überzeugung vom „echten Leben“, die Konstruktion unserer Wirklichkeit, erfolgreich hinters Licht führt. Einzig dass trotz eines großen Frauenanteils hier die Männer den narrativen Ton angeben, hinterlässt ob seiner sonstigen Freigeistigkeit einen sauren Nachgeschmack. Aber das ist mal tatsächlich meckern auf hohem Niveau – Fantastic Film!
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James Bond 007: Moonraker – Streng geheim (Moonraker, Lewis Gilbert, UK/FRA 1979)
Lange keinen Bond mehr gesehen – nun geht mein Marathon hoffentlich wieder in engeren Abständen weiter. Mit Moonraker habe ich zumindest schon mal die Hälfte geschafft, begeistern konnte mich dieser Teil aber nicht. Denn das Spektakel ist zu oft zu klamaukig und ausgerechnet der ikonische Sub-Antagonist Jaws muss immer wieder dafür herhalten. Am Ende wird daraus dann auch noch eine ziemlich billige Kopie von Star Wars… Das und die Tatsache, dass es diesmal um Spaceshuttles geht, bestätigt zwar die Qualität der Reihe, stets aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufzugreifen – gut gewollt ist aber noch lange nicht gut gemacht. Kein Vollflop, dennoch einer der bisher schwächeren Bond-Exemplare.
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Beitragsbild: (c) Universum Film
Mr. Turner fand ich auch sehr gelungen. Insbesondere das Spiel von Timothy Spall, dem es gelang mit Grummeln und Grunzen einen runden Charakter zu zeichnen. Den muss ich unbedingt mal wieder sehen.
Moonraker ist tatsächlich einer der schwächsten Bond Filme… Ist das nicht der, wo der Beisser am Ende ’ne Freundin hat oder verwechsel ich das?
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Das ist genau der ^^
Dabei mochte ich alle bisherigen mit Roger Moore…
Mr. Turner läuft gerade auf Netflix, die Gelegenheit ist also da 😉
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Ja, die Moore Bonds haben alle ein gewisses Level an Albernheit, das meist sehr sympathisch ist aber hier wars dann echt übers Ziel hinausgeschossen.
Zu Mr. Turner: grmp hrm (soll heißen, „danke für den Hinweis“)… 😉
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Ich habe mir gerade das wohl beste Buch über 007 angesehen: https://kinogucker.wordpress.com/2017/02/24/the-james-bond-archives/
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Ach was. Wieder ein Kommentar ohne Zusammenhang nur mit einem Link? Das muss diese „Vernetzung“ sein, vor der hier immer gesprochen wird.
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