Filme gesehen #118

Diese Woche mit Pi, Spaceballs, The King of Comedy und Charlie und die Schokoladenfabrik.
Pi – System im Chaos (Pi, Darren Aronofski, USA 1999)
Schon in seinem ersten Spielfilm ist Darren Aronofskis Manie für Close-Ups und taktgenaue Schnitte zu spüren, die er ein Jahr später in Requiem for a Dream vollsten entfaltet sollte. Pi – man erkennt es bereits am so minimalistischen wie eindrücklichen Titel – ist ein Film über Zahlen. Genauer: Über einen hochintelligenten, medikamentensüchtigen Mathematiker, dessen Besessenheit sich bis zum völligen mentalen Zerfall steigert. So sehr allerdings, dass es in der letzten halben Stunde schwer wird, dem Geschehen zu folgen. Eine jüdische Verschwörung, Geheimdienst-Spinner, Fibonacci-Zahlen, Erzählschleifen: Pi will verwirren, aufwirbeln und schafft das (dank seiner intimen Visualität) auch. Ein eindrücklicher Mindfuck-Film, dem aber der letzte Funke Überzeugungskraft fehlt.
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Mel Brooks‘ Spaceballs (Spaceballs, Mel Brooks, USA 1987)
Die 80er. In einer weit, weit entfernten Galaxis arbeiten US-Comedy-Größen an einer Parodie der über-erfolgreichen Star Wars-Saga. Es entsteht Spaceballs, eine Flachwitz-Komödie sonder gleichen. Nachdem ich den Film vor gefühlt 20 Jahren letztmalig gesehen hatte, war die Ernüchterung nach einer neuerlichen Sichtung allerdings groß: Wirklich was reißen kann der hier dargebotene Humor nicht mehr, oft bleibt’s nur bei einem Schmunzeln. Trotzdem hat Spaceballs den meisten modernen Komödien und Parodien zwei entscheidende Dinge voraus: Eine (für Comedy-Verhältnisse) schlüssige Handlung und einen der besten Gags der Filmgeschichte – Stichwort: Kamm. Ansonsten bleibt nur der Nostalgie-Faktor.
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The King of Comedy (The King of Comedy, Martin Scorsese, USA 1982)
Dass Humor die Zeit auch überdauern kann, beweist Martin Scorseses The King of Comedy, in dem Robert DeNiro mit der Darstellung eines Möchtegern-Komikers brillieren darf. Rupert Pupkin, so der Name, möchte nämlich unbedingt auf die große Bühne, merkt aber nicht, dass er der eigentliche Witz ist und geht deshalb bis zum äußersten. Der situative Humor ist wahlweise subtil oder schwarz, Komik und Ernst werden bis zur Ununterscheidbarkeit verwischt. Dank angenehmer Länge und hohem Erzähltempo ist The King of Comedy zugleich eine kurzweilige wie auch nachhaltige Angelegenheit. Denn auch wenn der Film vornehmlich von seinen Darstellern lebt, so ist das Gesamtprodukt eine absolut runde Sache. Rupert Pupkin, diese harmlose Version eines Donald Trump, zeigt, dass auch die absurdesten Ideen nicht sterben können und stattdessen ein Eigenleben entwickeln. Das, was dabei herauskommt, ist entweder witzig, traurig oder, im Falle von The King of Comedy, beides.
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Charlie und die Schokoladenfabrik (Willy Wonka & the Chocolate Factory, Mel Stuart, USA 1971)
Ja, ihr seht richtig: Das hier ist nicht die in CGI ertränkte Adaption von Tim Burton, sondern die mit viel Aufwand inszenierte Version aus den 70ern – ein Film, den ich schon ewig gesucht habe, bis er plötzlich bei Netflix aufgetaucht ist. Die Geschichte dürfte bekannt sein und visuell kommt dieser Schinken natürlich nicht an das farbenfrohe, glattgebügelte Bildgewitter der Neuauflage heran. Dafür aber gibt’s hier eine Sache im Überfluss: Charme. Ob nun die liebevollen Kulissen, die ohrwürmigen Songs oder Gene Wilder, der seinen Willy Wonka ohne die erzwungene Expressivität eines Johnny Depp verkörpert und ihn dennoch (oder gerade deshalb) zu einer viel interessanteren Figur macht, die auch schon mal komplett ausrasten darf, ohne dass man es ihr krumm nimmt.
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Edit: Dummer Fehler: Natürlich saß für Pi nicht Gore Verbinski, sondern Darren Aronofski auf dem Regiestuhl. Hiermit korrigiert.
„King of Comedy“ muss ich auch mal wieder gucken. Ein sehr unterbewerteter und kaum beachteter Scorsese, aber wirklich großartig. „Pi“ mag ich auch für seine Ideen und die Art und Weise, wie er gedreht wurde, aber naja… Aronofsky ist halt Aronofsky. Ich hoffe, das er bald mal wieder was Aufregendes in die Kinos bringt. Seine „Noah“-Version fand ich ja eher lahm.
Und „Spaceballs“ ist toll… ja, der Nostalgie-Faktor steuert da viel zu bei, aber es ist toll. 😉
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„King of Comedy“ läuft gerade bei Netflix – die Gelegenheit ist also da 😉
„Noah“ ist der einzige Aronofsky, den ich noch nicht gesehen habe. Nach einhelliger Meinung, scheint das aber auch nicht nötig zu sein. Oder sollte man den sich (der Vollständigkeit halber) trotzdem anschauen?
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Den hab ich sogar noch auf DVD zuhause. Nix mit Netflix, aber trotzdem gut zu wissen.
„Noah“ kann man sich mal anschauen. Es ist leider kein Meisterwerk, er ist aber auch nicht superschlecht. Halt leider wirklich nur so Mittelmaß von einem, der mal gute Filme gemacht hat. Der Vollständigkeit halber kann man den mal schauen, würde ich sagen 😉
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Habe schon mitbekommen, dass es da etwas abgefahren zugehen soll… Vermutlich ist das nicht die Richtung, die Ridley Scott mit „Exodus“ versucht hat, also das Ganze zumindest halbwegs rational zu erklären?
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Ich habe „Exodus“ nicht gesehen, aber „Noah“ ist Fantasy pur.
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