Filme gesehen #119

Diese Woche mit John Wick, American Psycho und Amy und die Wildgänse.
John Wick (Chad Stahelski / David Leitch, USA 2014)
Klassisches Autounfall-Phänomen: Beim Zappen entdeckt und obwohl mir dieser Film schon beim ersten Mal nicht gefallen hat, trotzdem drangeblieben. Keanu Reeves kehrt in sein altes Leben als Profikiller zurück, nachdem der Sohn ein russischen Mafioso sein Auto klaut und seinen Hund tötet. Das klingt auf dem Papier schön schwachsinnig, doch immerhin kann John Wick die Motivation seines Protagonisten halbwegs ordentlich vermitteln. Das genügt aber noch lange nicht für einen guten Film: Die permanent blau-graue Optik wird nach kurzer Zeit langweilig, die Musik ist eintönig, die Action (so sehr ich konsequente Härte auch mag) produziert zu viel computeranimiertes Blut, kein Darsteller kann überzeugen. Dass das mit der Unterwelt hier wörtlich genommen wird – ein Hotel und ein Club exklusiv für Verbrecher – ist im Ansatz nett, kann John Wick dann aber auch nicht mehr retten. Dieser Film will unfassbar grimmig, düster, hart und böse sein, nimmt sich aber viel zu ernst und ist letztlich Trash. Mal schauen, ob Teil zwei die Kurve kriegt.
imdb / Trailer
American Psycho (Mary Harron, USA/CAN 2000)
Ganz starker Auftritt von Christian Bale: Der mimt hier den Geschäftsmann Patrick Bateman, der den perversen inneren Drang hat, seine Mitmenschen regelmäßig brutal umzubringen. American Psycho ist ein interessante Mischung aus Satire und Groteske: Womit der Mann sein Geld verdient, erfährt man nie, trotzdem ist er stinkend reich und muss sich deshalb seine eigenen Probleme schaffen – so zum Beispiel, wenn die Visitenkarte seiner Kollegen eleganter als die eigene ist und deshalb jemand dran glauben muss. Derart absurde Momente gibt hier es zuhauf. Die angestrebte Metapher ist eindeutig: Bateman ist der Klischee-Prototyp des Amerikaners bzw. die Verkörperung des amerikanischen Traums, kann sich jede Scheiße erlauben und kommt damit auch noch durch. Allerdings hätte ich mir noch mehr Mut zu drastischeren Szenen gewünscht und auch das Ende, das aus American Psycho quasi im Abgang einen Mindfuck-Film macht, wirkt abrupt und schludrig. Doch allein schon wegen des großartigen Hauptdarstellers sehenswert.
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Amy und die Wildgänse (Fly Away Home, Carroll Ballard, USA 1996)
Eigentlich macht Amy und die Wildgänse schon am Anfang alles falsch: Wir sehen die 14-jährige Amy und ihre Mutter im Auto, hören aber nicht, worüber sie sprechen, bevor die Mama bei einem Unfall ums Leben kommt. Wie soll ich mit diesem Mädchen mitfühlen, wenn ich weder sie, noch ihre Mutter, geschweige denn die Beziehung der beiden kennengelernt habe? Gut, letztlich dient das Ganze nur als Aufhänger dafür, dass ihr Baumknutscher-Vater (Jeff Daniels), den sie ewig nicht gesehen hat, zu sich nach Kanada holt, wo Amy ein Dutzend Wildgans-Eier aufliest, die Tiere großzieht und schließlich nach Süden führen muss – denn die Zugvögel würden sich ja ohne Muttertier angeblich verirren. Ein Familienfilm, der genau so süß und klebrig wie ein Frühstücksaufstrich ist und jegliche Dramatik, jede Spur eines Hindernisses, jede potentielle Gefahr in wenigen Sekunden wegbügelt. Spannung will also nicht aufkommen, dafür dominieren gute Laune und Herzenswärme. Außerdem punktet Amy und die Wildgänse mit vielen beeindruckenden Luftaufnahmen. Kann man machen, wenn man richtig leichte Kost braucht.
imdb / Trailer
Ich habe nicht viel Zeit hier groß zu kommentieren, da ich ein paar Video-Tapes zurückbringen muss. 😉
Aber „John Wick“ fand ich ein bisschen besser als du, kann aber die Euphorie vieler Kollegen nicht nachvollziehen.
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Nice! 😉
Beste Szene ist übrigens die, in der er zu „Walking on Sunshine“ auf den Kopfhörern mit griesgrämigem Gesicht zur Arbeit kommt.
„John Wick“ versucht für mein Empfinden zu sehr mit dem Holzhammer auf hart zu machen und seinen Helden als den krassesten Motherfucker darzustellen. Das wird mehr als nur einmal derbe überzogen und deshalb kann ich diesen Film einfach nicht ernst nehmen. Aber wie gesagt: Einen gewissen Trash-Faktor und vielleicht auch -Charme hat er
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Hey, John Wick Euphoriker hier! Ich glaube ich mag so ziemlich alles an dem Film. Von den kinetischen Shootouts, über die wunderbar alberne Auftragskiller-Parallelwelt mit Golddublonen-Währung bis hin zur völlig unprätentiösen B-Movie Handlung. Und Reeves ist perfekt besetzt in einer Rolle, in der er sich auf reine Körperlichkeit und böse Gucken konzentrieren kann. Oh, und ich mag die Dreistigkeit einfach so zu tun, als wäre John Wick ein bekanntes Franchise. Selbst im Film tut von Anfang an jeder so als müsste man doch wissen wer John Wick (aka Baba Yaga) ist…
In einem Meer von „harter Kerl vs. Russenmafia“ Filmen ein herausragender Vertreter.
Zugegeben aber vermutlich ein Film, den man entweder mag oder nicht.
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Wenn mans so auslegt… ich gehöre trotzdem zur zweiten Kategorie ^^
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Naja, ich hab ja schon gesagt, dass ich den Film etwas besser bewerten würde als Christian (6/10). Insofern würde ich nicht sagen, dass ich den nicht mag. Ich mag ihn jetzt aber auch nicht über die Maßen. Insofern würde ich deine These zumindest nazweifeln 😛
Aber die Sache mit der Killer-Parallelwelt fand ich auch amüsant 😀
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Wirrer Themenwechsel: mir ist gerade eine Gemeinsamkeit zwischen American Psycho und John Wick aufgefallen: bei beiden vergesse ich jedesmal, dass Willem Dafoe mitspielt…. gruuuselig (nicht wirklich). 😉
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Interessant. Und in der Tat etwas wirr 😀
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Jetzt wird’s noch verrückter: Habe gestern „Aviator“ gesehen und da spielt Dafoe auch mit… ^^
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Ach du liebe Zeit. Was ist denn hier nur los?
Ich habe neulich Southpaw gesehen. Und da spielt Defoe tatsächlich nicht mit. Das ist doch gemessen an den jüngsten Entwicklungen fast schon unfassbar. 😀
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Sicher? Ich meine ihn beim finalen Kampf irgendwo im Publikum gesehen zu haben – dritte Reihe oder so ^^
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Würde mich jetzt auch nicht mehr h wundern 😉
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Das war eine rhetorische Rauchbombe, da ich eh Niemanden überzeuge, um dann wie ein Ninja zu verschwinden….
Mist, jetzt bin ich ja wieder aufgetaucht… öh… hey, seht mal, da drüben Willem Dafoe! 😉
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Deine Meinung zu John Wick teile ich. Ich hatte mir damals viel von dem Film erhofft, nachdem erstens die Kritiken ziemlich gut waren, ich zweitens Keanu Reeves mag und drittens die Handlung so herrlich abgedreht fand. Aus irgendeinem Grund kam ich dann aber nicht dazu, den Film auch im Kino zu schauen.
Das hab ich vor ungefähr einem Jahr auf Blu-ray dann nachgeholt, und obwohl ich einzelne Szenen ganz unterhaltsam fand, war ich insgesamt doch überraschend enttäuscht von dem Film. Hätte ihn gern gemocht, und auf dem Papier hat er alles, was mir anderswo Spaß macht, aber letztlich fand ich ihn vor allem: langweilig. Und optisch sowieso. Schade.
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Da brauche ich gar nicht mehr zu sagen – das triffts genau auf den Punkt
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Es geht doch nicht’s über Leon der Profi, denn gerade irgendwie von der Grundatmosphäre her hat mich John Wick nicht so gepackt. Klar der Hund ist tot. Der war niedlich. Aber die Tatsache das ich gar nichts über die Frau weiß etc…..(=Null Beziehung für den Betrachter, ich habe sogar worttechnisch nichtmal verstanden dass es wohl seine Freundin/Frau war, ich dachte: joah ist eine bekannte kranke Freundin die eng zur Familie stand…). Erst als andere Schauspieler/Darsteller was von Frau und Freundin faselten habe ich das überhaupt verstanden. Also entweder bin ich zu lang in englischen Landen gewesen oder das ist wirklich so. Fazit: ich habe echt lange in dem Fil nicht verstanden warum er so ausrastet. Meine Freundin, die allerdings Kampfchoreographie im Verein betreibt und selber Fechterin wie auch Schwertkämpferin ist, war sehr von den Actionscenen beeindruckt. Story-technisch war John Wick für mich ein…..typisches Kill-Revenege-Movie. Gut aber nicht tiefgründig wie manch andere Filme.
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Auf einem YouTube-Kanal, dessen Action-Expertise ich eigentlich echt schätze, wird auch immer wieder gelobt, wie gut die Action in John Wick ist. Mich haben die Szenen aber nach einer gewissen Zeit ermüdet…. Und ja, storytechnisch ist das Ding übel rudimentär – man kramt den einfachsten aller Drehbuchtricks heraus, um die Action in Gang zu setzen
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