Filme gesehen #120

Diese Woche mit Die glorreichen Sieben (2016), Aviator und Wovon träumt das Internet?
Die glorreichen Sieben (The Magnificent Seven, Antoine Fuqua, USA 2016)
Das Remake des Remakes des japanischen Samurai-Klassikers konnte unter Regie von Antoine Fuqua ja nur zum knalligen Action-Spektakel werden. Wäre ja prinzipiell nichts schlechtes, die Umsetzung allerdings lässt sehr zu wünschen übrig. Aus den sieben titelgebenden Protagonisten hat man nun absolute Klischees gemacht: der Schwarze, der Latino, der Asiate, der Indianer, der Trickster, der Irre und der Veteran. Löblich, dieser Wunsch nach ethnischer Diversität – sogar die Auswahl der Überlebenden ist ein politisches Statement – letztlich werden aber nur Stereotype bedient. Und die Action? Vollkommen zerschnitten. Einstellungen von mehr als zwei Sekunden sind eine Rarität, stattdessen dominieren viel zu hektische Montagen, sodass kein visuelles Gesamtbild zustande kommt. Interessant jedoch, wie sich das Bild des Antagonisten gewandelt hat: Aus dem charismatischen Ausbeuter ist ein gnadenloser Hyper-Kapitalist geworden. Unterhaltsam, aber eine in Summe überflüssige und einfallslose Neuauflage eines Klassikers.
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Aviator (The Aviator, Martin Scorsese, USA/DEU 2004)
Dear Mr. Scorsese… Wirklich löblich, was du dir da mit Aviator vorgenommen hast. Ein Biopic im ganz großen Stil, beginnend in den 1920ern, endend irgendwo in den 60ern. Und meine Güte, was für eine interessante Persönlichkeit du dir für dein filmisches Portrait herausgesucht hast! Howard Hughes – Öl-Magnat, Filmproduzent, Flugzeug-Pionier, Geschäftsmann. Genie oder Wahnsinniger? Das kannst und willst du hier gar nicht beantworten – ist auch gut so. Dass du für die Hauptrolle auch noch den Leo gewinnen konntest, ist natürlich auch nicht von schlechten Eltern. Den hättest du für die späteren Jahre auch ruhig ein wenig älter schminken können, passt aber schon. Schauspielerisch reißt der auf jeden Fall so einiges. Aber von deiner üblichen Marotte konntest du auch hier nicht abkommen, oder? Ich meine, zwei Stunden und 50 Minuten – das ist schon echt heftig. Auch wenn das Ursprungsmaterial das hergeben mag: Man spürt doch, dass deinem Film auf den letzten Metern die Luft ausgeht. Toll ist dein Aviator aber trotzdem geworden.
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Wovon träumt das Internet? (Lo and Behold: Reveries of the Connected World, Werner Herzog, USA 2016)
Was für ein bedeutungsschwangerer Titel, den sich Werner Herzog für seine Dokumentation über die Geschichte, Entwicklung und Zukunft des Internets ausgesucht hat. Im englischen Original mag die zwar weniger prätentiös klingen – umso besser aber passt der deutsche Name zu diesem Werk. Denn Herzog, der allerhand Branchen-Größen vor die Kamera zerrt und ihnen interessante Aussagen entlockt, sorgt hier für eine nicht unerhebliche Mystifizierung des Netzes. Spekulationen, träumerische Bilder und ein bedeutungsschwerer Off-Kommentar – den konkreten Informationen, die seine Protagonisten liefern, setzt Herzog einen dicken Batzen Meta-Physik entgegen. Doch dieser Kontrast verträgt sich erstaunlich gut. Weniger gut hingegen: Die fragmentarische Struktur, die so manch interessanten Personen zu wenig Zeit einräumt.
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