Diese Woche mit The Infiltrator, Train to Busan und Toni Erdmann.
The Infiltrator (Brad Furman, USA 2016)
Bryan Cranston darf man wieder einen Film für sich einnehmen, diesmal als Undercoveragent im Kokaindealer-Milieu des 80er-Jahre Miamis. Der Miami Vice-Flair fehlt jedoch – und bekommt leider auch keinen würdigen Ersatz. The Infiltrator ist Krimikino nach Schema F ohne spürbare Höhen und Tiefen. Immerhin kann der Hauptdarsteller den Film tragen, sein Familienleben wird schön eingebunden und zwei, drei errinernswerte Szenen sind auch dabei. Der Erzählfluss wird indes durch eine Masse an Namen und Figuren gestört. Das schlimmste aber: Die Spannung fehlt. Wenn bei einer derart interessanten Geschichte („Nach einer wahren Begebenheit“) ein derart spannungsarmer Film herauskommt, ist etwas gehörig schief gelaufen.
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Train to Busan (Busan-haeng, Yeon Sang-ho, KOR 2016)
Wenn ein Genre wenig Neues hergibt, muss das Altgediente eben umso besser sein. Train to Busan gelingt das mit Bravour: Der Zombie-Streifen aus Südkorea verlagert seinen Schauplatz in einen Zug. Dessen Passagiere sind zwar vor dem Chaos in den Städten sicher – doch natürlich bricht die Seuche auch in der Bahn aus. Was folgt, sind Panik, etliche (Un)Todesfälle und eine gehörige Portion Spannung, wenn sich die Zähne der Infizierten (solche von schnellen Sorte) dem Fleisch der Protagonisten nähern. Unter denen sind zwar ausschließlich Stereotypen, Train to Busan weiß aber perfekt mit Sympathien und Asympathien umzugehen und kann deshalb auf charakterlicher Ebene überzeugen. Dass er darüber hinaus noch ein paar herrlich kritische Statements zu den Themen soziale Verantwortung, Machtbeziehungen, Überlegenheitsgefühl und Gruppendynamik einbindet, setzt dem Ganzen die Krone auf. Train to Busan ist einer der frischesten und besten Genre-Beiträge der vergangenen Jahre.
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Toni Erdmann (Maren Ade, DEU 2016)
Nachdem ich endlich den gefeiertsten deutschen Film des Jahres 2016 gesehen habe, zweifelte ich kurz an mir selbst: Warum zum Teufel fahren alle, also scheinbar wirklich alle, auf dieses Ding ab? Auf diese seelen-, identitäts- und ideenlose Ansammlung von Szenen, die wahlweise unspektakulär oder banal sind? Auf diese einstündige, dröge Charakterexposition, die von 100 Minuten dröger Charakterverwertung abgelöst wird? Ist es die Nacktheit, die hier so plaktiv zur Schau gestellt wird? Der Pseudo-Humor? Ganz ehrlich, ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was man an Toni Erdmann auch nur ansatzweise gut oder interessant oder sehenswert finden könnte. Nichts an diesem Machwerk konnte mich auch nur ansatzweise emotional triggern. Mag sein, dass der Film genau diese staubige Trockenheit will – ich aber nicht. Alles, was ich spürte, was Entnervung, die allmählich in Hass umschwang. Mach diesen Film eine Stunde kürzer, nimm die Nackedei-Szenen raus und du hast ein Werk, das einem ZDF-Nachmittagsfilm in nichts nachsteht. Ich hoffe auf das US-Remake, das vielleicht ein halbwegs brauchbares Ergebnis hervorbringt. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss erst mal mein DVD-Regal desinfizieren.
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