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Filme gesehen #126

Diese Woche mit The Accountant, In the Mood for Love, Jäger des verlorenen Schatzes und dem 2014er Remake von RoboCop.

The Accountant (Gavin O’Connor, USA 2016)
Gavin O’Connor hat mit der MMA-Bromance Warrior einen meiner unbestreitbaren Lieblingsfilme inszeniert. Dass bereits Jane got a Gun eher verhalten aufgenommen wurde, zeigt, dass ein Glückstreffer noch lange keine Serie ins Rollen bringen muss. The Accountant bestätigt das – trotz netten Ansatzes. Ben Affleck spielt einen autistischen Buchhalter, der nebenbei auch noch äußerst geschult im Einsatz von Fäusten und Waffen ist und einem Komplott zum Opfer fällt, woraufhin es zum großen Säuberungsfeldzug kommt. So weit, so gewohnt. Die Kämpfe erinnern (im positiven Sinne) an Warrior, der Autismus des Protagonisten wird sowohl schauspielerisch und erzählerisch wie auch ästhetisch gekonnt inszeniert (Stichwort: Rahmen). Was den okayen Gesamteindruck jedoch erheblich schmälert, ist zum einen das fast schon unverschämt anti-klimatische Ende, vielmehr aber noch der Subplot, in dem zwei FBI-Ermittler dem Anti-Helden hinterherjagen. Dieser Erzählstrang läuft nämlich komplett autonom ab, hat keinerlei Auswirkungen auf den Haupt-Plot und dient lediglich dazu, noch mehr Hintergrundinfos über den Hauptakteur zu liefern – sehr beholfenes Storytelling also. Schade um das verschenkte Potential.
imdb / Trailer

In the Mood for Love (Fa yeung nin wa, Wong Kar-Wai, HKG/FRA/THA 2000)
Schwiiiieriges asiatisches Kino: Der hochgelobte In the Mood for Love erzählt die unkonventionelle Romanze zweier Nachbarn, die sich nur deshalb näher kommen, weil ihre jeweiligen Partner eine Affäre miteinander haben – Vierecksbeziehung also. Anstatt jedoch die üblichen Sujets zu bedienen, verweigert sich Regisseur Wong Kar-Wai jeglicher expliziter Romantik: Kein Kuss, kein Sex, kaum ein herzerwärmender Moment. Das höchste der Gefühle ist eine kurze Berührung der Hände, ansonsten halten beide Hauptfiguren – mit ostasiatischer Frömmigkeit – eine schüchterne Distanz zueinander. Erzählerisch ist das alles ziemlich dünn, dafür trumpft In the Mood for Love musikalisch wie bildlich auf. Vor allem die satte Farbpalette beeindruckt. Dennoch muss man schon in the mood for this film sein: Bereit dafür, subtile Andeutungen zwischen den Zeilen zu lesen und die narrative Trägheit zu genießen. Ich sehe, was das Ziel war (Formalismus und so), der Weg dahin ist aber anstrengender, als es dem Film gut tut.
imdb / Trailer

Jäger des verlorenen Schatzes (Raiders of the lost Ark, Steven Spielber, USA 1981)
Ach ja, Indiana Jones: Perfektes Sonntags-auf-der-Couch-lümmeln-Kino, das durch zahllose Stärken – ein brillanter Harrison Ford in der Hauptrolle, tolle Gags und Action, dynamische Story – zu einer höchst unterhaltsamen Abenteuergeschichte wird, wie es sie heute kaum noch im Kino zu sehen gibt, und damit auch seine Schwächen – die wankelmütige Frauenfigur, diverse Anschlussfehler, fragwürdige rassistische Untertöne – auszugleichen weiß. Fraglos profitiert Jäger des verlorenen Schatzes von einem unfassbar hohen Nostalgiefaktor, dem ich mich aber nur allzu gerne hingebe.
imdb / Trailer

RoboCop (José Padilha, USA 2014)
Ich hatte vom Remake des (für mich guten, aber bei weitem nicht großartigen) RoboCop so ziemlich gar nichts erwartet. Umso überraschter war ich bereits in den ersten Minuten, wie sehr die Grundidee hier aktualisiert wurde: Im neuen RoboCop sind bemannte Drohnen bereits Standard, nur noch nicht zum Einsatz auf US-Boden zugelassen. Im Folgenden wird der thematische Schwerpunkt noch mehr als im Original auf den Konflikt Mensch beziehungsweise Menschlichkeit gegen Maschine gelegt. Dass der Gewaltgrad dabei auf ein fluffiges FSK12-Niveau gestaucht wurde, ist (abseits der nicht immer gelungenen Inszenierung Action-Szenen) gar nicht das Problem. Tatsächlich verliert sich RoboCop noch vielmehr in all den Themen, die er nur anreißt, ohne sie zu Ende zu denken: Drohnen, Ethik, Moral, Gesetze, Familie, Menschlichkeit – alles nette Ansätze, die aber zu einem unkonkreten Brei verkommen und nur halbherzig ausgearbeitet werden. Der satirische Aspekt verkommt daneben zur Randnotiz.
imdb / Trailer

3 Kommentare zu „Filme gesehen #126 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Anfangs dachte ich auch noch, dass Reboot von „RoboCop“ könnte was werden. Immerhin bietet der Stoff ja sehr viele moderne Themen, aber er verliert sich dann wirklich zu schnell in zu vielen Dingen. War am Ende auch nicht mein Fall… und ich bleibe dann doch lieber beim Original.

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