Filme gesehen #130

Diese Woche mit Edward mit den Scherenhänden, Snowden, James Bond 007: Octopussy und Küss mich, Zombie!
Edward mit den Scherenhänden (Edward Scissorhands, Tim Burton, USA 1990)
…aus einer Zeit, in der Tim Burtons Stil noch neuartig, interessant und relevant war. Okay, das ist wohl etwas harsch: Obsession für visuelle Details hat auch heute noch ihre Berechtigung. Edward mit den Scherenhänden erbringt jedoch abermals den Beweis, dass Burtons Geschichten hauptsächlich darum gestrickt sind, möglichst viele möglichst abgefahrene Designs zu präsentieren. In dieser hier stolpert ein künstlicher Mensch mit Scherenhänden (Johnny Depp) in eine Seifernopern-Klischee-Nachbarschaft, in der jedes Haus eine andere Farbe hat, die Männer jeden Morgen brav zur Arbeit fahren und die Hausfrauen in Maniküre und Langeweile ersticken. Eine moderne, lockere und absurd-witzige Variation von Frankensteins Monster, die schlussendlich natürlich die Frage stellt, wer genau denn hier das Monster ist. Das ist hübsch anzusehen und unterhaltsam, letztlich aber auch recht trivial und kommt dramaturgisch bis zum Finale ohne nennenswerte Höhen und Tiefen aus. Am besten am Wochenende auf der Couch zu genießen.
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Snowden (Oliver Stone, DEU/USA 2016)
Braucht es nach der oscarprämierten Edward-Snowden-Doku Citizenfour noch einen Film über den NSA-Whistleblower? Von meiner Seite, die von Laura Poitras‘ Dokumentation wenig begeistert war, gibt es auf diese Frage ein ganz klares Ja. Oliver Stones neuester Streich ist jedoch ein schwieriger Fall. Grundsätzlich ist der Aufbau, der sich ausführlich mit Snowdens Vergangenheit beschäftigt, sehr gelungen. Sogar die anfangs überflüssig wirkenden Beziehungsszenen gefallen mit der Zeit. Stones politischer Ehrgeiz ist lobenswert, allerdings balanciert er hier permanent auf dem schmalen Grat zwischen berechtigter Systemkritik und unreflektierter Gegen-Propaganda. Snowden ist ein Heldenportrait – ein ambitioniertes und gut gemachtes (siehe Kamera und Schauspiel), aber eben auch ein sehr selektives. Wer das jedoch als Unterhaltungsprodukt, Plädoyer und Anreiz versteht, sich tiefer mit der Materie zu beschäftigen, und nicht als Verfilmung der Realität, der ist hier richtig aufgehoben.
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James Bond 007: Octopussy (John Glen, UK 1983)
Roger Moore ein weiteres Mal im Einsatz, diesmal gegen einen russischen General, der die Abrüstungsplänen von Ost- und Westblock mit einer schmutzigen Bombe vereiteln will. Davor geht es nach Kuba, Indien und schließlich in die DDR, unter anderem – auch wenn geographisch vollkommen falsch verortet – in die schöne Karl-Marx-Stadt. Der Klamauk beschränkt sich diesmal im Wesentlichen auf die Actionszenen und sorgt so dafür, dass sie auch heute noch Spaß machen. Das Finale schießt dann in Sachen (Un-)Glaubwürdig ein wenig übers Ziel hinaus, macht aber nix: Octopussy reiht sich in die Riege der durchschnittlichen bis guten Bond-Filme ein – trotz (oder gerade) wegen dieses hochgradig bescheuerten Titels.
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Küss mich, Zombie! (Make-Out with Violence, Deagol Brothers, AUS 2008)
Mit Festival-Lieblingen ist das so eine Sache. Einerseits findet man dort solche Granaten wie Swiss Army Man, andererseits werden dort auch gerne Filme (angeblich) abgefeiert, bei denen man das nicht so recht verstehen kann. Küss mich, Zombie gehört defintiv in die zweite Kategorie. In einer Kleinstadt verschwindet ein junges Mädchen, ein Jahr später entdecken ihre Verehrer sie im Wald – als Zombie. Was der ideale Aufhänger für eine herrlich böse Komödie/Satire hätte sein können (tatsächlich bewirbt sich dieser Film frecherweise sogar als eine solche), entpuppt sich hier als beiläufiges Gimmick, in das man zwar eine nette Metapher hineininterpretieren kann – unerfüllte Liebe und so. Der Löwenanteil der Handlung beschäftigt sich aber lieber mit den unerfolgreichen Romanzen und dem Herzschmerz der restlichen suburbanen Jugend. Und so ist dieser Film letztlich ein bedrückendes, schwerfälliges, ja beinahe bleiernes Liebes-Drama, dessen Figuren mit unverständlichen Motivationssprüngen und extrem banalen, öden Dialogen zu kämpfen haben. Wie hieß es bei Bojack Horseman so schön? „Festivals sind nur dazu da, um ein paar Abzeichen für’s Plakat zu sammeln.“ Ich bin ganz nah dran, dem zuzustimmen.
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Aber der hat doch so unglaublich viel Charme. Edward mit den Scherenhänden meine ich. Und hey, stell dir vor, solche ein Drehbuch würde heutzutage vorgelegt werden. Ich erkenne es an, was er daraus gemacht macht. Aber einige Schwächen sind natürlich nicht wegzudiskutieren.
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Den Charme erkenne ich ja auch an, er konnte mich aber dann doch nicht komplett begeistern. Es ist meinem Empfinden nach eher ein Film zu entspannten „weggucken“ als einer, der noch lange Zeit im Kopf hängen bleibt.
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Das stimmt. Er ist sicherlich auch nicht gut gealtert. Wobei es schon Jahre her ist, dass ich den gesehen habe.
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