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Kritik: „Abgang mit Stil“

Abgang mit Stil (Going in Style, Zach Braff, USA 2017)

Drei alte Männer überfallen eine Bank. Nein, das ist keine neue Ausgabe der Olsenbande, nichtsdestotrotz aber ein Film, der ganz einen ähnlichen Charme versprüht: Abgang mit Stil. 

Da rackert man sich über Jahrzehnte in einer Fabrik ab, geht in den Ruhestand und muss schließlich erfahren, dass die Zahlung der Betriebsrente wegen eines Buy Outs eingestellt wird. Schöne Scheiße! Genau so ergeht es Joe (Michael Caine), Willie (Morgan Freeman) und Albert (Alan Arkin), die damit offiziell in die Altersarmut abstürzen. Zuvor erlebte Joe einen Überfall auf seine Bank in eigener Anwesenheit mit – und zieht aus dieser Begegnung nun Inspiration. Die selbe Bank muss nochmal dran glauben, weil sie den Pensionsfonds der Firma aufgelöst hat. Das erfordert sehr viel Vorbereitung in sehr wenig Zeit.

Ein letzter großer Coup?
Es gibt Filme, über die lässt sich sehr viel schreiben – Abgang mit Stil ist keiner davon. Zu kurz, zu simpel und zu leicht ist das jüngste Werk von ScrubsStar und Regisseur Zach Braff, der sich damit aus seinem Independent-Kosmos heraus traut und am Remake eines Films von 1979 versucht. Ist das Ganze nur ein Füllerprojekt vor dem nächsten großen Streifen? Ein wenig kommt einem das so vor – schlecht ist es aber nicht.

Was gegen diesen Eindruck spricht, ist allein die schauspielerische Güteklasse, die hier aufgefahren wird. Nun sind Michael Caine und vor allem Morgan Freeman wahrlich keine Akteure, die nur noch in wenigen und/oder handverlesenen Projekten auftauchen – eher im Gegenteil. Ihre Namen sind dennoch übergroß genug, um ein gewisses Niveau erwarten zu dürfen. Und dem wird der Film auch gerecht.

Zusammen mit Alan Arkin bilden sie ein Trio, dem man in jeder der 90 Minuten gerne zuschaut. Freeman gibt den Liebenswerten und Humorvollen, Arkin den mürrischen Zyniker, Caine steht irgendwo in der Mitte. Die drei Schauspieler tragen den Film von allein, sind dabei zwar keine hochkomplexen Figuren, aber gewaltige Sympathieträger. Um das auszuspielen, bekommen sie sowohl den nötigen Platz als auch eine ausgeglichene Screentime.

Doc Brown ist auch dabei!
Humoristisch bewegt sich Abgang mit Stil auf dezent überdurchschnittlichem Niveau. Die Pointen speisen sich aus Dialogen und Figuren, wirken nie erzwungen, sind aber beileibe auch keine echten Brüller. Vielmehr sitzt man den größten Teil der Zeit schmunzelnd im Kinosessel. Zumindest bis mal wieder Christopher Lloyd hervorspringt, der zwar nur eine kleine Nebenrolle besetzt, dabei aber für die besten Lacher des Films sorgt. Visuelle Komik ist hingegen nur in Ansätzen vorhanden – und leider beugt sich auch in diesem Film die Logik ein ums andere Mal der Komik. Der Probediebstahl im Supermarkt mag ganz nett sein, doch wenn man etwas länger darüber nachdenkt, dann kann man das als  Aufwärmübung für einen Banküberfall nur schwerlich ernst nehmen.

Lobenswert ist der Versuch, die Handlung auf den Themen Altersarmut und Finanzbetrug aufzubauen. Mehr als ein Deckmantel ist das allerdings nicht: Die bösen Bänker (die von Josh Pais in einer schön überzogenen Parodie verkörpert werden) und skrupellosen Firmenmanager taugen lediglich als flache Feindbilder. Womit der Film in der B-Note aber nochmals punktet, ist sein Musik. Passend zum Schauplatz wird hier ein kleines Best of des New Yorker Sounds aufgefahren: Jazz-, Funk- und HipHop-Stücke bewegen sich auf hohem Niveau und werden ungezwungen über die Bilder dieser wunderschönen Stadt respektive Kulisse gelegt. Zumindest in dieser Hinsicht wird Abgang mit Stil dem „Style“ in seinem Titel gerecht.

Fazit
Amerikanische Komödien – das hat nicht zuletzt die Epidemie von Paul-Feig-Filmen gezeigt – bilden schon lange nicht mehr die Spitze des Genre-Berges. Wer diese Meinung teilt, wird sie auch nach diesem Film nicht ändern. Das soll ihm aber nicht seine Qualitäten als luftig-leichte Unterhaltung absprechen, die er fraglos besitzt. Abgang mit Stil mag allein schon sehenswert sein, weil man drei schauspielerische Schwergewichts-Rentner noch einmal gemeinsam auf der Leinwand erleben darf. Das ist dann aber auch das einzige, was von diesem Film wirklich hängen bleibt – und die traurige Gewissheit, dass diese Männer in zehn Jahren wohl nicht mehr unter uns weilen werden.

Bilder & Trailer: (c) Warner Bros.

2 Kommentare zu „Kritik: „Abgang mit Stil“ Hinterlasse einen Kommentar

  1. Der ist von Zach Braff??? Okay. Das kriege ich bei dir jetzt zum ersten Mal so richtig mit. Als Promo-Figur scheint er auch nicht mehr herhalten zu können… aber so selbst dadurch wird der Film für mich jetzt nicht interessanter.

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