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Kritik: „Guardians of the Galaxy Vol. 2“

Guardians of the Galaxy Vol. 2 (James Gunn, USA 2017)

Das Chaos-Quintett ist zurück, bekommt ordentlich Verstärkung und muss mal wieder das Universum retten – was auch sonst? Mein Urteil zu Guardians of the Galaxy Vol. 2.

Der neue, freshe Shit aus Hollywood: Zwei Kerle, eine Frau, ein Waschbär und ein Baum retten das Universum. Guardians of the Galaxy Vol. 2 beweist nicht nur, dass Marvel es nach wie vor drauf hat, sondern dass sie tatsächlich noch innovativ sein können. Mit einer geballten Ladung aus frechen Sprüchen und frischem Humor, viel Action und einer vollkommen neuartigen… Ach, wem will ich hier eigentlich was vormachen? Guardians of the Galaxy Vol. 2 lässt sich am einfachsten in vier Worten zusammen, und zwar:

Just another Marvel movie
Im Guten wie im Schlechten. Und mal ganz ehrlich: Wer etwas anderes erwartet haben sollte, der ist irgendwo falsch abgebogen. Frei nach dem Motto „Never change a running system“ ist auch die 15. Iteration der Marvel-Formel solide Unterhaltung ohne einen Hauch inszenatorischen Mutes. Dass es sich dabei um den zweiten Teil einer Marvel-Marke handelt, hat ebenso Vor- wie Nachteile: Einerseits bekommen wir keine dröge Origin-Story vorgesetzt – andererseits fehlt das Überraschungsmomentum des Vorgängers.

An einer Stelle kommt der neue Teil des größten Film-Franchises der Gegenwart dann aber doch unkonventionell daher: Ein Antagonist ist über lange Zeit nicht zu erkennen. Zwar macht sich das Dreamteam, das im ersten Teil entstanden war, gleich zu Beginn eine Menge Feinde, indem es einen ihrer Auftraggeber hintergeht, das dient aber nur als Aufhänger für die darauffolgende Handlung: Der lang verschollene Vater von Star-Lord (Chris Pratt) offenbart sich bald und nimmt einen Teil des Teams mit auf seinen Heimatplaneten. Der andere Teil wird derweil in einen internen Machtkampf der Piraten-ähnlichen Ravagers unter Führung von Yondu (Michael Rooker) gezogen. Zum Show-Off treffen beide Handlungsstränge dann wieder zusammen – so weit, so klassisch.

Familienzuwachs
Meine zu Doctor Strange aufgestellte Vermutung, wonach der Strudel der Comic-Verfilmungen bald jeden Hollywood-Star verschluckt haben wird, wird durch Guardians of the Galaxy 2 umso mehr erhärtet. Als Neuzugänge dürfen wir zu aller erst Kurt Russel als Vater des Protagonisten begrüßen, der seine Rolle erstaunlich gut sowie mit viel Charisma ausfüllt und nebenbei auch noch viel Licht in die Hintergrundgeschichte von Star-Lord bringt. In deutlich kleineren Rollen erwarten uns zwei handfeste Überraschungen – zumindest solange man die Credits am Anfang des Filmes ignoriert.

Der Cast ist das Herzstück des Films. Und so speist sich auch die Komik ausschließlich aus der Interaktion der Figuren. Flapsige Sprüche ist man bereits gewohnt, und dass die Guardians zur humoristischen Spitze dieses Comic-Universums gehören, machte bereits der ersten Teil mehr als deutlich. Es darf also viel gelacht werden – insofern man der Sache nicht irgendwann müde wird. Das Problem: Guardians of the Galaxy 2 löst jede coole oder ernsthafte Situation mit einer selbstironischen Pointe auf. Das macht ihn auf komödiantischer Ebene sehr berechenbar. Zwar weiß man nicht, welcher Witz jetzt gleich kommt – aber man weiß, dass einer kommt. Wenn ein Film seinen Humor auf dem Bruch mit Konventionen und Erwartungen aufbaut, dann ist ein berechenbares Humor-Timing eigentlich tödlich.

Eigentlich. Denn nichtsdestotrotz habe auch ich, befeuert durch die gute Laune im Kinosaal, des Öfteren herzlich gelacht. Den diversen Referenzen – von Howard the Duck bis zum obligatorischen Stan-Lee-Cameo – kann ich allerdings weniger abgewinnen, ebenso wie dem nach Ansicht vieler heimlichen Star der Geschichte: „Ich bin Groot“ (Stimme von Vin Diesel) war schon nach dem ersten Teil durch, der Niedlichkeitsfaktor der Mini-Version prallte zudem rückstandslos an mir ab. Als reine Gag-Maschine funktionierte der Winzling für mich leider nur an einer Stelle – nochmals geschmälert wird der Eindruck durch die Tatsache, dass das Wurzel-Baby viel zu wenig zur Handlung beitragen darf.

Viele viele bunte Farben
Selbst musikalisch konnte mich Guardians of the Galaxy 2 im Gegensatz zum Vorgänger nicht überzeugen. Bot Teil eins noch einen fantastischen 70er- und 80er-Ohrwurm-Mix, bleiben bei Teil zwei deutlich weniger Songs im Gehörgang hängen. Einige Highlights sind fraglos dabei, doch auch an dieser Stelle ist der Frische-Effekt des Erstlings verbraucht. Visuell hingegen ist der Film erneut sehr gelungen: Satte Farben, verspielte Figuren- und Kulissen-Designs, hervorragendes CGI – da gibt es nichts zu meckern, insofern man den (naturgemäß) übermäßigen Einsatz digitaler Effekte in einem Science-Fiction-Szenario akzeptieren kann.

Am Ende will Guardians of the Galaxy 2 dann noch einmal richtig auf die Tränendrüse drücken. Allein der Versuch ist ein kleines Novum für das MCU und deshalb lobenswert – die erwünschte Wirkung allerdings blieb aus. Was zum einen an der zuvor etablierten Humor-Formel liegt, weshalb man ständig darauf lauert, gleich die nächste, alles entwertende Pointe in die Fresse zu bekommen; zum anderen daran, dass die Kombination aus Cat Stevens tot-traurigem „Father and Son“ und buntem Konfetti- Feuerwerk die Grenze zum Kitsch spürbar überschreitet.

Fazit
Auf einen weiteren Rant über die ewig gleiche Marvel-Formel will ich an dieser Stelle verzichten – denn letztlich würde ich damit nur den selben Fehler wie die Produzenten begehen, mich ständig zu wiederholen. Inzwischen ist es zwar ermüdender, einen Text zu einem Marvel-Film zu verfassen, als einen zu sehen, genau das ist aber der Punkt: Auch wenn in den obigen Zeilen viel Kritik steckt, so wäre ich doch jedem Leser und auch mir gegenüber absolut unehrlich, wenn ich nicht zugeben würde, dass mich die Guardians auch bei ihrem zweiten Auftritt sehr gut unterhalten haben. Jeder, der sich damit abgefunden hat, von Marvel nichts Neues mehr zu erwarten, darf und wird hier seinen Spaß haben.

Bilder & Trailer: (c) Walt Disney Studios

 

 

5 Kommentare zu „Kritik: „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ Hinterlasse einen Kommentar

  1. Schön zusammengefasst. Ich habe ihn zwar noch nicht gesehen, werde ich auch nicht, aber so in der Art habe ich mir das vorgestellt, obwohl Baby Groot bei mir mit Sicherheit das Niedlichkeits-Gen aktiviert hätte 😉

    Gefällt 1 Person

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