Kritik: „King Arthur: Legend of the Sword“

King Arthur: Legend of the Sword (Guy Ritchie, USA 2017)
Mittelalter-Fantasy-Epos frei nach der Arthus-Sage, das die Markenzeichen seines Regisseurs trägt – und trotzdem damit Probleme hat, eine klare Linie zu finden.
Dieser Guy Ritchie ist ja schon eine Type. Von stilvollen Kleinganoven-Komödien (Bube, Dame, König, GrAs und Snatch) über völlig verwirrte und verwirrende Gangster-Mindfuck-Filme (Revolver, RocknRolla) bis zur diversen Neuinterpretationen britischer Klassiker hat es ihn getrieben. Sherlock Holmes ließ er in einem guten und einem schlechten Film wiederauferstehen, zuletzt sorgten die Männer vom Geheimdienst U.N.C.L.E. für solide Unterhaltung. Nun also König Arthus. Fehlen eigentlich nur noch James Bond und Robin Hood, oder? Zunächst aber einmal ein Rückblick auf King Arthur: Legend of the Sword.
Alte Geschichte, neu erzählt
Sehr belesen bin ich ja nicht, was eine der ältesten Sagen aus dem angelsächsischen Raum angeht. Doch selbst mir wurde schon früh klar, dass Guy Ritchies Film eine äußerst freigeistige Interpretation der Mythologie rund um den sagenumwobenen englischen König und sein Schwert Excalibur ist: Ein böser Zauberer, der mit riesigen Elefanten auf Camelot zumarschiert und in letzter Minute von Arthus’ Vater aufgehalten werden kann. Dann der Verrat des Bruders des Königs (da haben wir also gleich noch eine ordentlich Prise Shakespeare), der ihn ermordet und die Macht an sich reißt. Der kleine Arthus treibt derweil in einem Boot nach Londinum, wo er in einem Bordell und zu einem gemachten Mann in der Unterwelt aufwächst.
Nach dem bombastischen Schlachten-Einstieg folgt die erste Sequenz, in der man erkennt, dass es sich um einen Ritchie-Film handelt: In schneller Schnittfolge, streng nach Takt, wird Arthurs Werdegang in weniger als zwei Minuten abgehandelt. Visuelle Iterationen machen diese Montage zu einem kleinen Kunststück. Und plötzlich ist aus dem kleinen Jungen Charlie Hunnam geworden, der regelmäßig von Albträumen (=Flashbacks) geplagt wird, des nächtens voller Schreck aufwacht und erst einmal sein (seltsam modern wirkendes) T-Shirt auszieht um wieder einschlafen zu können (und keinesfalls um zu demonstrieren, wie muskulös er ist!).
Held wider Willen
Wenig später folgt eine zweite Sequenz, in der sich Ritchies „Kunst“ des Dialogschreibens in Perfektion wiederfindet: Wieder schnelle Schnitte, Rückblenden, Zeitebenen-Spielereien („Warte, zurück – was ist davor passiert?“) und minimal kurze Einsatz-Worthülsen, die sich die Beteiligten um die Ohren pfeffern. Das macht Spaß, ist witzig und unterhaltsam inszeniert und passt deshalb perfekt zum Stil des Regisseurs. Nicht aber zum Rest des Films. Denn bald schon findet sich Arthur in Gefangenschaft der Ritter seines Onkels wieder, hat natürlich keine Ahnung von seinem Erbe und soll – ebenso wie alle anderen jungen Männer seines Alters – versuchen, das Schwert Excalibur aus dem Stein zu ziehen, weil der König den eigentlichen Thronerben enttarnen will.
Von da an wird King Arthur: Legend of the Sword zu einer Mixtur aus Heist- und Guerilla-Film: Eine kleine Truppe von Widerstandskämpfern plant die Herrschaft des bösen Usurpator zu beenden und den wahren König auf den Thron zu heben. Alte Sagen, Magie und andere übernatürliche Elemente finden ihren Weg in die Handlung. Und genau hier liegt das große Problem: Zwischen epischer, bedeutungsschwangerer Theatralik und fluffig-lockerem Humor pendelnd findet dieser Film keine richtige Form, keinen einheitlichen Tonus, lockert das eine auch nicht durch das andere auf, sondern wirkt, als hätten hier zwei gänzlich verschiedene Regisseure abwechselnd die Anweisungen gegeben.
Gewollte Modernisierung
An diesem durchwachsenen Eindruck ändern auch die unkonventionellen Inszenierungsversuche, die Ritchie gelegentlich einstreut, wenig. Die Drohnen- und YouTube-esken Helmkameraaufnahmen bei der Verfolgungsjagd durch die Straßen Londinums wollen zwar cool wirken – viel mehr als kurzzeitige Gimmicks sind diese Elemente aber nicht. Die großen Actionszenen, vornehmlich das Finale, erinnern derweil an die Videospielästhetik der Kampfeinlagen von Man of Steel – interessant, aber in erster Linie einfach nur chaotisch und unübersichtlich. Und der Look, der lässt sich am ehesten mit zwei Worten beschreiben: Grau und langweilig.
Ein weiterer Punkt, an dem ich mich auslassen muss, sind die Figuren. Weniger die Darsteller, denn die machen ihren Job solide bis gut – besonders Jude Law als Antagonist hat sich Lob verdient. Bedauerlicherweise gehört aber gerade Hauptdarsteller Hunnam zu den schwächeren Gliedern der Kette. Unter seinen glatt geleckten Haaren schafft es der Mann tatsächlich, den gesamten Film nur einen einzigen, monotonen Gesichtsausdruck aufzusetzen, wenn er nicht gerade brüllen muss. Aber das wirklich seltsame ist die Zusammenstellung der Truppe.
Ich weiß, es ist heutzutage hip, ja geradezu Pflicht, das Figurenensemble aus möglichst vielen Ethnien zusammenzusetzen. In einem Fast and Furious macht das auch Sinn (und ist nebenher wohl auch ein Faktor für die guten Einspielergebnisse der Reihe). Von mir aus auch noch in einem Remake von Die Glorreichen Sieben. In einem Film, der im Britannien des 6. Jahrhunderts spielt, allerdings nicht. Ein schwarzer Ritter (und damit ist nicht die Farbe seiner Rüstung gemeint) als engster Berater des Königs? Ein asiatischer Kampfsportmeister, der in seinem Londinumer Dojo Einheimische zu rebellischen Kampfmaschinen heranzüchtet? Come on…
Fazit
King Arthur: Legend of the Sword ist unterhaltsam, keine Frage. Was er aber im Gegensatz zu besseren Filmen vermissen lässt, ist eine eigene Identität, eine stilistische Stringenz. Richtie pappt Versatzstücke der alten Mythologie mit modernen Stilelementen zusammen, ohne dass das Ergebnis kohärent wirkt. Zu viel, bei dem man mit der Nase rümpft; zu wenig, das herausragt. Wie bereits bei Codename U.N.C.L.E. ist der Versuch, ein Franchise zu etablieren, schon jetzt gnadenlos gescheitert: Von den geplanten fünf Folgefilmen wird dank eines katastrophalen ersten Wochenendes (weltweit 44 Millionen Dollar bei 175 Millionen Produktionskosten) wohl keiner mehr das Licht der Welt erblicken. Fragt sich bloß, ob das Pech oder Segen für das Publikum ist…
Bilder & Trailer: (c) Warner Bros.
Ich liebe ja den Artus-Stoff, aber bis jetzt habe ich wirklich nur durchwachsene Meinungen gehört. Also wohl nix fürs Kino eher für nen Abend aufm Sofa, oder? 😉
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Kann man schon im Kino machen, aber ich sehe keinen Zwang dazu. Ist kein Mad Max Fury Road, den man unbedingt auf Leinwand sehen muss 🙂
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Ich fand die „Modernisierung“ eigentlich ganz cool. Das war halt so dieser Ritchie-Stil auf einen Mittelalter-Film gepackt. Gefiel mir tatsächlich ziemlich gut… ich glaube allerdings auch nicht, dass wir hier gerade den Anfang eines Franchise erlebt haben 😉
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Ist einerseits natürlich schön, dass mal etwas Neues versucht wird, für mich hat das aber einfach nicht gepasst.
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