Filme gesehen #137

Diese Woche mit Bob der Streuner, Pretty Woman und The Great Wall.
Bob, der Streuner (A Street Cat namend Bob, Roger Spottiswoode, UK 2016)
Eine von vielen Weisheiten im Medien-Business: Tiere ziehen immer. Umso mehr wenn es dann auch noch eine treudoofe Katze ist, die sich auf den Schultern ihres Herrchens durch die Londoner Innenstadt tragen lässt. Der titelgebende rote Kater mag der Star dieses Films sein, spielt tatsächlich aber nur eine Nebenrolle, denn eigentlich dreht sich Bob, der Streuner um den anfangs obdachlosen Straßenmusiker James und dessen Heroinentzug. So entspinnt sich eine warmherzige Geschichte über eine tiefe Freundschaft, eine zerrüttete Familie und eine komplizierte Liebe, die in bewährten dramaturgischen Bahnen verläuft, im letzten Drittel ganz kurz aus dem inszenatorischen Ruder läuft (Ich habe keine Ahnung, ob ein Methadonentzug wirklich eine derartige Qual ist), ansonsten aber nie das pathetische Tränendrücker-Niveau eines Hachiko erreicht. Aufgrund der schnellen Schnitte und engen Kamerawinkel spürt man zwar, dass Dreharbeiten mit einer Katze nochmal eine ganz andere Nummer sind als mit einem Hund – das sei diesem berührenden, britischen Sozialdrama bei all seinen Stärken aber verziehen. Zumal man als Katzenfreund und -besitzer diesen Film ohnehin nur gut finden kann. Mindestens.
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Pretty Woman (Garry Marshall, USA 1990)
Der Plot von Pretty Woman – Milliardär Richard Gere verliebt sich in die Prostituierte Julia Roberts – sollte hinlänglich bekannt sein, besonders in der Damenwelt. Mir war es da bisher immer lieber, den gleichnamigen Song von Roy Orbison zu hören – doch wie ich nun feststellen durfte, ist auch der Film, der sich den Liedtitel leiht, ziemlich sehenswert (zumindest, wenn das im Beisein der besseren Hälfte geschieht). Pretty Woman ist ein modernes Märchen, bei dem sich sowohl Prinz als auch Prinzessin verändern müssen, um erst einmal zu besseren Menschen zu werden und schließlich zueinander zu finden. Das verläuft auch hier alles nach Standard-Drehbuch und kann bei Weitem nicht mit Perlen wie Harry & Sally mithalten, ist heutigen Romantic Comedies aber in einer entscheidenden Sache voraus: Dieser Film nimmt sich und seine Figuren ernst und bietet darüber hinaus noch viel Witz, Charme und Gefühl – die perfekten filmischen Zutaten für einen Pärchen-Abend also. Und nebenbei auch noch eine Kultfilmlücke gestopft.
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The Great Wall (Zhang Yimou, CHN/USA 2016)
The Great Wall bekam vornehmlich durch seine Entstehungsgeschichte einen ordentlichen Batzen Aufmerksamkeit. Als in erster Linie chinesische Produktion mit US-Star Matt Damon in der Hauptrolle deutete der Film an, in welche Richtung sich das Blockbusterkino derzeit bewegt: Richtung Fernost nämlich. Genau so bescheiden wie die Einspielergebnisse in den USA ausfielen, steht es dann auch um die Qualität des Films. Der erkauft sich seine visuelle Opulenz nämlich durch einen Totalausfall auf inhaltlicher Ebene. Eine hanebüchene Hintergrundgeschichte muss dafür herhalten, dass die große chinesische Mauer – genauer gesagt: nur ein einzelner, kleiner Abschnitt davon, bewacht von den Power Rangers – zum Angriffspunkt generischer, grüner Monsterhunde wird. So viele Momente, bei denen man innerlich wie äußerlich die Stirn runzelt; und so Weniges, das nicht unmittelbar aus der Klischeekiste für Fantasy-Action stammt. Bis auf ein paar hübsche Bilder ist da höchstens noch das hier propagierte Weltbild auf seltsame Art beachtenswert: Das stets zu selbstlosen Opfern bereite Kollektiv verteidigt das eigene, heilige Land mit allen Mitteln gegen die bösen Monster, deren Königin sich von der Arbeit ihrer Untergebenen ernährt – Got it? Wenn The Great Wall ein Vorbote des neuen Blockbusterkinos ist, na dann Hallelujah.
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