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Filme gesehen #141

Diese Woche mit Searching for Sugar Man, The Girl with all the Gifts, Brick, Bang Boom Bang und Besser geht’s nicht.

Searching for Sugar Man (Malik Bendjelloul, USA/SWE 2012)
Oscarprämierte Dokumentation über den amerikanischen Musiker Rodriguez, dessen Erfolg in den USA genau bei Null lag, der dafür aber in Südafrika zum gefeierten Star wurde, ohne davon zu wissen. Searching for Sugar Man geht diesem Mysterium auf den Grund, lässt Fans, Produzenten und Musiker zu Wort kommen und rückt vor allem die Liebe zur Musik in den Mittelpunkt. Eine Geschichte, die eigentlich zu verrückt klingt, um wahr zu sein, weshalb ich Searching for Sugar Man bis zu seinem Schluss für ein Mockumentary gehalten habe (ein wenig klingt Rodriguez‘ Musik nämlich nach einer Bob-Dylan-Parodie) – nur um dann festzustellen, dass dem gar nicht so ist. Einige Quellen im Netz beklagen zwar, dass die Doku auch Fakten verschweigt, um die Story noch spektakulärer erscheinen zu lassen – das sei ihr aber verziehen. Searching for Sugar Man ist nämlich einfach eine schöne und bewegende Geschichte, die sogar ein wenig im soziologischen Territorium wildert. Sehenswert.
imdb / Trailer
The Girl with all the Gifts (Colm McCarthy, USA/UK 2016)
Frischer Wind für’s Zombie-Genre: Im Mittelpunkt von The Girl with all the Gifts steht ein etwa zehn Jahre altes Mädchen, das infiziert, aber dennoch bei Verstand ist und zu Forschungszwecken in einer Militärbasis gehalten wird. Dieser Schauplatz wird bereits recht zügig verlassen, danach geht’s nach London, wo der Film den gewohnten Konventionen des Genres folgt. Nicht aber, ohne diese regelmäßig aufzubrechen und mit interessanten neue Facetten anzureichen. Die ungewöhnliche Erzählperspektive und ein hoher Ekel-Faktor (dieser Film hat keine Gnade für Tiere übrig, die Gewalt wird aber nie zum Selbstzweck) machen The Girl with all the Gifts zu einem außergewöhnlich guten Genre-Exemplar, dessen letzte Einstellung zwar ausschließlich von der Idee getragen wird und dafür auf Glaubwürdigkeit verzichtet. Die grundlegende, darwinistische Metapher überzeugt aber.
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Brick (Rian Johnson, USA 2005)
Allein der Name (“Ziegelstein”) ist schon ein Statement, ein Monument gar, das von der Qualität dieses Films aber noch mal locker überboten wird: Joseph Gordon-Levitt will dem Mörder seiner Ex-Freundin auf die Schliche kommen und unterwandert dazu den Drogenschmugglerring seiner kleinen Heimatstadt. So entsteht eine seltsame Genre-Kombination aus Film noir, Crime und Coming of Age, in der sämtliche gängigen Stereotypen aufgefahren und re-interpretiert werden. Das Verrückte: Das funktioniert. Und zwar perfekt. Doch nicht nur inhaltlich trumpft Rian Johnson auf: Durch seine unglaublich kräftige Bildsprache, in der jeder Lichtpunkt, jeder Farbstreifen einen Zweck hat, wird Brick auch zu einem visuellen Genuss. Wunderschönes, intelligentes und dabei zu keiner Zeit schwermütiges Kino für junge Erwachsene – und alle anderen, die gute Filme zu schätzen wissen.
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Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding (Peter Thorwarth, DEU 1999)
Hat sich da jemand von Guy Ritchies Bube, Dame, König, GrAs inspirieren lassen? Ganz offensichtlich, denn das, was Bang Boom Bang erzählt und auch die Art, wie das erzählt wird, erinnern stark an das Regie-Debüt des Briten: Mehrere Kleinkriminelle machen sich gegenseitig das Leben schwer, Betrügereien, Todesfälle, schwarzer Humor, Drogen und ein Protagonist, der im Laufe des Films mehr einstecken muss als Axel Schulz über zwölf Runden. Dieser Film mag seine Schwächen haben, nicht alle Gags sitzen, teils ist das Ganze auch zu zahm. Aber: Er hat Charme, ist kurzweilig und ziemlich unterhaltsam. Auch wenn – oder gerade weil – man genau merkt, welcher Film hier Pate stand.
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Besser geht’s nicht (As good as it gets, James L. Brooks, USA 1997)
Jack Nicholson hat ja schon so einige abstoßende Arschlöcher gespielt – das hier hat aber noch mal eine ganz neue Qualität. Ein Pedant, Neurotiker, homophober Rassist und ganz genereller Misanthrop, der sich als Schriftsteller verdingt und dabei so gut verdient, dass er dem chronisch kranken Sohn der Kellnerin (Helen Hunt), die ihn jeden Morgen im Diner bedient und die einzige ist, mit der er sich halbwegs versteht, die Behandlung bezahlt. Hinzu kommt sein Nachbar – ein schwuler Maler mit einem knuffigen Hund – und fertig ist eine ungewöhnliche Dreiecksbeziehung, die diesen Film problemlos tragen kann. Besser geht’s nicht hangelt sich an den ganz großen Gefühlen der Filmwelt entlang, ist über weite Strecken angenehm leicht und versprüht enorm viel Humor, fährt in den entscheidenden Szenen ein wenig zu viel Drama auf. Das ist allerdings nur Makulatur – sehr empfehlenswertes Ding.
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8 Kommentare zu „Filme gesehen #141 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Da hast du wieder eine Reihe von tollen Filmen gesehen. Die mag ich auch alles sehr. War es deine erste Sichtung von „Bang Boom Bang“? Dann erklärt das die Einschätzung. In den späten 90ern war der Film ein echter Hit und wurde überall zitiert. „Horst war schuld!“ usw. 😀

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  2. Wow, ziemlich hervorragende Auswahl diesmal! Brick ist fantastisch und die Übertargung der Noir Klischees auf die Highschool eine wirklich inspirierte Idee. Girl with all the Gifts steht auch noch auf der sehr kurzen Liste von Zombiefilmen, die ich sehen möchte.

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