Filme gesehen #143

Diese Woche mit Okja, Der weiße Hai 2 und Crazy Heart.
Okja (Bong Joon-ho, USA/KOR 2017)
Ist der große Hype-Film der letzten Wochen all das Lob wert, mit dem er überschüttet wird? Absolut! Wie schon in The Host und Snowpiercer zeigt Bong Joon-ho in seinem jüngsten Werk, zu welche Perversionen Menschen im Stande sind, indem er das Schicksal eines liebenswerten „Superschweins“ und dessen Frauchen/Freundin in die Hände eines Großkonzerns legt. Dass sämtliche Figuren reine Karikaturen sind, dass sich gegen Ende die Logik immer stärker der Metapher unterordnen muss – das sei diesem Film verziehen. Denn dazu sind sowohl Look als auch Inhalt einfach zu gut. Hatte ich anfangs noch Zweifel, ob das riesige, plumpe, graue Tierchen meine Sympathien gewinnen könne, waren diese im Mittelteil bereits wie hinweggefegt. Und dann kommt Okja auch noch mit zwei, drei Szenen daher, die einen ganz fest im Halse stecken bleiben. Das (erst recht für eine Netflix-Produktion) riesige Staraufgebot (Tilda Swinton, Jake Gyllenhaal, Paul Dano, etc.) ist da fast schon nebensächlich. Dieser Film ist der erste mir bekannte, der Massentierhaltung ganz explizit thematisiert und dem Zuschauer vor Augen führt, wie grauenhaft ein solches Fleisch-KZ ist. Wenn das Ende nur einen Tick runder wäre, hätte ich sogar über eine Höchstwertung nachgedacht. Doch auch so ist Okja schon jetzt einer meiner der Filme des Jahres.
imdb / Trailer
Der weiße Hai 2 (Jaws 2, Jeannot Szwarc, USA 1978)
Die Krux bei Fortsetzungen: Entweder man macht etwas Neues – oder aber man macht das gleiche nochmal, legt aber eine ordentliche Schippe drauf. Der weiße Hai 2 erfüllt keines dieser Kriterien. Drei Jahre nach dem ersten Vorfall, aus dem Steven Spielberg einen ewigen Klassiker und den ersten Blockbuster post New Hollywood strickte, wird das kleine Küstenstädtchen erneut von einem riesigen Hai belagert. Erneut kommen Schwimmer, Surfer und Taucher um. Erneut will keiner auf den einzigen, der es ahnt, hören. Dabei lässt sich die Fortsetzung sehr lang Zeit für den Spannungsaufbau und gipfelt in einer Teenie-Schreiparade sonder gleichen, kann das durch ein spektakuläres Finale aber immerhin halbwegs kompensieren. Das größte Problem, mit dem Der weiße Hai 2 jedoch zu kämpfen hat, ist sein Erbe: Das hier hätte ein solider Film werden können, würde es nur den ersten Teil nicht geben. Denn wo das Monster bereits bekannt ist, gelingt das mit der Spannung nur leidlich.
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Crazy Heart (Scott Cooper, USA 2009)
Jeff Bridges in einem Bowlingcenter – diese Anspielung auf The Big Lebowski in den ersten Minuten von Crazy Heart ist allerdings auch nicht mehr, als genau das: eine Anspielung. Inhaltlich und tonal hat dieser Film, für den Bridges endlich seinen Oscar als bester Hauptdarsteller einstreichen konnte, nämlich nichts mit dem Coen-Klassiker zu tun. Crazy Heart berichtet stattdessen von den leidlich erfolgreichen, späten Karriere-Jahren eines Countrysängers, der von einer Kleinstadt zur nächsten und von Gig zu Gig zieht. Da gibt es leichte und schwere Momente, Augenblicke des Glücks und der Tragik. Keine überzogene Dramatik, dafür viel Menschlichkeit, die sich in diesem 110-minütigen Portrait eines talentierten, aber alkoholabhängigen Musikers entfaltet. Durchweg gelungen – auch dank eines Soundtracks, der meinen Geschmack trifft (meine Güte, kann der man gut singen). Wer auch nur halbwegs etwas mit Country-Musik anfangen kann und darüber hinaus tolles Schauspiel liebt, der kommt um Crazy Heart nicht herum.
imdb / Trailer
„Okja“ fand ich ja auch super… und finde es mittlerweile echt krass, auf welch hohem Niveau Netflix Filme produziert, die dann wirklich exklusiv nur online gezeigt werden. Gerade ein Film wie „Okja“ hätte durchaus auch die große Leinwand verdient.
Beim „Weißen Hai“ muss ich ja gestehen, dass ich noch nicht einmal den ersten Teil gesehen habe. Aber immerhin habe ich ihn schon auf Blu-ray im Schrank stehen 😀
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Den solltest du unbedingt nachholen – der erste Weiße Hai ist nach wie vor fantastisch!
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Ist auch ganz oben auf meiner To-Do-Liste.
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