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Filme gesehen #153

Diese Woche wird’s ein wenig mehr: The Hurt Locker, Shakespeare in Love, Der Soldat James Ryan, Zurück nach Hause und The Founder.

Tödliches Kommando – The Hurt Locker (The Hurt Locker, Kathryn Bigelow, USA 2008)
The Hurt Locker ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Wahrnehmung eines Filmes mit zunehmendem Alter ändern kann: Fand ich Kathryn Bigelows Drama über ein Bombenentschärfungskommando im Irak seinerzeit eher unspektakulär, fällt meine Wertung acht Jahre später deutlich positiver aus. Denn wenn man (seinem jugendlichen Leichtsinn geschuldet) keinen Action-Kriegsfilm mehr erwartet, sondern The Hurt Locker als das annimmt, was er ist – das Porträt dreier Männer mit einem echt beschissenen und gefährlichen Job -, dann kann einen die Atmosphäre dieses Films wahrlich hineinsaugen. Die halb-dokumentarische Handkamera und die realitätsnahe Darstellung der Feuergefechte sind dabei die wichtigsten Faktoren, hinzu kommen die ambivalenten Figuren und die Explosionen: Von denen hat jede nämlich sowohl ästhetische wie auch narrative Wucht. Allerdings gibt The Hurt Locker in der letzten halben Stunde seinen realistischen Anspruch zwei, drei mal zu oft für die Dramaturgie der Handlung auf. In diesen Momenten wird dann doch erkennbar, dass es sich nur um Fiktion handelt. Saurer Abgang, auch wenn der Film letztlich keine Dokumentation sein will, sondern nur von drei Männern mit einem echt beschissenen und gefährlichen Job erzählt. Und davon, wie jeder auf seine Weise damit umgeht.
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Shakespeare in Love (John Madden, USA/GBR 1998)
Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich mit Shakespeare in Love anfangen soll – und als schließlich Hauptdarsteller Joseph Fiennes mit seinem kantigen Gesicht, seinem süßen Ohrring und seinem perfekt zurecht geschnittenen Kopf- und Barthaar ins Bild tritt, fürchte ich bereits einen Vollflop. Denn dieses Gesicht passt vielleicht ins 21. Jahrhundert, für mich aber nicht in die Zeit Shakespeares. Irgendwann fängt sich der Film dann aber und wird zu einer netten Meta-Story über die Genese von „Romeo und Julia“, bei dem besonders die Nebenfiguren (Ben Affleck, Geoffrey Rush, Tom Wilkinson) sowie die Ausstattung überzeugen können. Kenner der Werke Shakespears werden noch zahlreiche weitere inhaltliche Querverweise finden. Alle anderen müssen sich mit einer soliden, teils witzigen, teils peinlichen Liebes-Schnulze zufrieden geben. Kann man machen, muss man aber nicht.
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Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan, Steven Spielberg, USA 1998)
Was ich direkt zu Anfang anmerken muss: Spätestens bei der fünften Sichtung verliert die erste Schlacht von Der Soldat James Ryan doch erheblich von seiner beim ersten Mal so erschütternden Wirkung. Handwerklich brillant ist sie dennoch, ebenso wie der übrige Film. Auch ist es recht offensichtlich, dass Spielbergs Werks lediglich in den ersten 20 Minuten ein Anti-Kriegsfilm ist, nur um dann sukzessive zu einem klaren Pro-Kriegsfilm samt eindimensionaler Darstellung der Feinde, wehender Amerika-Fahnen und fragwürdiger moralischer Implikationen zu werden. Dass Der Soldat James Ryan dennoch nach wie vor ein packender und nachhallender Film ist, der sich trotz seiner 170 Minuten Laufzeit wunderbar wegschaut – daran hat sich nichts geändert.
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Zurück nach Hause: Die unglaubliche Reise (Homeward Bound: The Incredible Journey, Duwayne Dunham, USA 1993)
Zwei Kriegsfilme, eine historische Rom-Com und jetzt das hier: Zwei Hunde und eine Katze – Haustiere wohlgemerkt – durchstreifen die Wildnis von Amerika, um wieder nach Hause zu finden. Und die sind nicht mal computeranimiert. Und sie sprechen. Allerdings ohne diese creepigen Mundbewegungen. Im Gegensatz zu denen fehlen mir aber noch immer ein wenig die Worte. Angeblich soll es dazu eine Romanvorlage geben und offensichtlich ist das in erster Linie ein Werk für Kinder. Für kleine Kinder. Trotzdem ist dieses Machwerk handwerklich in gewisser Weise beeindruckend, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass man eine Katze dazu gebracht hat, gemeinsam mit zwei Hunden über bzw. durch diverse Felder und Wälder zu rennen. (Ich bin mir allerdings recht sicher, dass der Standard-Hinweis „No animals were harmed during the production of this movie“ in diesem Fall eine glatte Lüge wäre…) Gelacht und geschmunzelt habe ich zwar auch einige Male, meist aber aus Fremdscham. Puh, tja… kann man wohl machen, wenn man Kinder hat, ansonsten eher nicht.
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The Founder (John Lee Hancock, USA 2017)
Die große Überraschung der Woche: Die Entstehungsgeschichte von McDonald’s. Oder, wie es in The Founder mehrfach heißt: Die neue amerikanische Kirche. Michael Keaton mimt (wieder großartig) den erfolglosen Vertreter Ray Kroc, der den beiden Gründern eines erfolgreichen Schnell-Imbisses zur Expansion verhelfen will und ihnen schließlich das Geschäft abjagt. The Founder ist die Sezierung des amerikanischen Traums, des Erfolgsmodells Kapitalismus: Nur der Beharrliche, der Skrupellose, der Hinterhältige gewinnt. So zumindest die eine Lesart. Die andere: Was lange währt, zahlt sich endlich aus und es braucht nur eine gute Idee, um es bis zur Spitze zu schaffen – egal ob es die eigene Idee oder die eines anderen ist. Auch nach dem Schluss weiß man nicht, ob man Kroc hassen oder respektieren soll – Ambivalenz in Reinform also. Und ein weiteres Argument, den nächsten Besuch beim Restaurant „Zur goldenen Möwe“ ausfallen zu lassen – auch wenn The Founder alles andere als reines McDonald’s-Bashing ist. Vielmehr eine Dekonstruktion seines Gründungsmythos und Images.
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13 Kommentare zu „Filme gesehen #153 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Wichtige Frage zu The Founder: enthält der Film eine Szene in der Michael Keaton in einen Bottich mit McNugget Matsche fällt und als er wieder rauskommt ist er Ronald McDonald?

    Falls ja müsste ich den nämlich sehr bald sehen!! 😉

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  2. The Founder ist großartig, ein cleveres Biopic. Hätte bei manch anderen vielleicht schärfer gewirkt. Shakespeare in Love kommt bei mir deutlich besser Weg. Ein schöner, lustiger Film, der vielleicht nicht bahnbrechend ist, aber dennoch in allen Bereichen stark

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  3. Mit The Hurt Locker ging es mir ähnlich. Als er im Gespräch war und Oscars bekam (obwohl das eigentlich noch nicht so lange her ist 🙂 ) konnte ich mir nichts schlimmeres vorstellen als mir freiwillig den Film anzusehen. U.a. weil ich einen großen Bogen um Kriegsfilme jeglicher Art machte. Aber vor einer Weile habe ich ihn dann doch gesehen und war restlos begeistert.

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