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Jahresrückblick: Meine Top 10 Filme 2017

Ihr kennt das Spiel: Jahresende = Jahresrückblick.

Es folgen meine zehn liebsten Filme des vergangenen Jahres nach aktuellem Erinnerungsstand. Heißt: Vollkommen subjektiv und vollkommen unabhängig von der Wertung, die ich ursprünglich vergab. Wenigstens drei dieser Filme will/muss ich mir noch ein zweites Mal zu Gemüte führen – und das kann ja schließlich noch einiges verändern.

Zuvor jedoch ein paar Worte zum Kinojahr insgesamt. Kurzum: Es war ein solides. Ein paar richtig miese Schinken, viele mittelmäßige, einige Kracher. Die Superheldenwelle erhielt in diesem Jahr spätestens durch den Flop von Justice League einen ersten deftigen Dämpfer, auch wenn es bei Marvel nach wie vor läuft. Aber auch deren Portfolio konnte mich 2017 nur einmal wirklich überzeugen: Spider-Man Homecoming hätte es als einziger Superheldenfilm fast auf die Liste geschafft. Aber eben nur fast.

Nun kann man – wie immer – über das zurückliegende Kinojahr meckern. Warum ich mich 2018 dennoch zufrieden und optimistisch zuwende, liegt daran, dass ich im vergangenen Jahr viele, viele gute bis sehr gute Filme gesehen habe, die mir 2017 in Erinnerung behalten werden. Das Schönste jedoch: Auf der Liste findet sich gerade mal eine Vorsetzung. Die Mehrzahl meiner Top 10 stellen stattdessen Filme ohne Vorlage dar. Hinzu kommt ein Remake, eine Buch- und eine Theaterstückverfilmung. Von der vielbeschworenen Sequel-Maschine und Einfallslosigkeit der Filmindustrie kann also nicht die Rede sein. Und ja: Die meisten Filme auf meiner Liste sind mittelgroße bis große Hollywood-Produktionen. Und ein Netflix-Film.

Kurz und schmerzlos:

10. Hell or High Water – David Mackenzie
Keine große Überraschung: Neo-Western gefallen mir ja schon prinzipiell. Wenn dann auch noch das Drehbuch derart packend geschrieben ist, kommt eben so etwas Gutes wie Hell or High Water dabei heraus. Die bekannte Konstellation „Zwei Räuber werden von zwei Sheriffs verfolgt“ wird hier um zahlreiche Facetten erweitert, Rollenklischees werden aufgebrochen, die Prämisse dient als Grundlage für einen gleichsam spannenden wie immersiven Film. Starker Chris Pine, starkes Werk.
Kritik

9. Silence – Martin Scorsese
Martin Scorseses jüngster Film ist ein sehr persönlicher, verarbeitetet er darin doch – so scheint es – sein schwieriges Verhältnis zur Kirche. Der Historienschinken, der er daraus erschafft, hat zweifellos seine Längen und sagt wahrlich nicht jedem zu. Und doch hat mich Silence mit seiner Ruhe hypnotisiert und mit hinein gezogen in diese Spirale des Wahns und der Gewalt, in die sich Andrew Garfield und Adam Driver hier begeben. Apocalypse Now neu interpretiert – und das auch noch äußerst gut.
Kritik

8. Es – Andrés Muschietti
Betrachtet man nur den Aspekt des Horrors, macht Es keinen sonderlich guten Job. Wie in den üblichen B-Horrorstreifen gibt es auch hier ziemlich viele (gelegentlich vorhersehbare) Jump Scares. Aber auch: Fantastische Jungdarsteller, ein grandioses Produktionsdesign, ein angenehmes Maß an Humor – und zum Glück auch mehr als nur eine Prise Psychohorror. Die zwei größten Leistungen des Films erbringen aber zweifellos Bill Skarsgård als Pennywise und Kameramann Chung-hoon Chung.
Kritik

7. Dunkirk – Christopher Nolan
Ich habe Dunkirk bisher nur einmal im Kino gesehen – also genau dort, wo dieser Film gesehen werden muss. Auf der großen Leinwand und mit einer Anlage, die einem die Sounds und den unkonventionellen, mitreißenden Hans Zimmer-Soundtrack so um die Ohren haut, wie es Christopher Nolan wollte. Gut möglich, dass das auf der heimischen Couch ganz anders wirkt und deshalb diesem erzählerisch dünnen Film seinen Reiz raubt. Bis es soweit ist, behalte ich Dunkirk aber in sehr guter Erinnerung. Allein schon deshalb, weil Nolan erneut ein verbrauchtes Genre auf ungewöhnliche Weise angegangen ist.
Kritik

6. Moonlight – Barry Jenkins
Nach der Oscar-Panne waren so ziemlich alle Augen auf diesen Film gerichtet, was er zweifellos verdient hat. Moonlight ist kein Film für die Massen. Er ist zu subtil und – für uns in Deutschland – zu wenig nachvollziehbar, um bei uns derart große Wellen wie in den USA schlagen zu können. Auch hier steht meine zweite Sichtung noch aus. Die erzählerische Vielschichtigkeit, an die ich mich noch erinnere, sagt mir jedoch, dass sich an meiner hohen Meinung über dieses ungewöhnliche Sozial- und Liebesdrama auch danach wenig ändern wird.
Kritik

5. Blade Runner 2049 – Denis Villeneuve
Hier gilt ebenfalls: Nach dem Heimkino-Release wird sich zeigen, ob Blade Runner 2049 auch beim zweiten Mal überzeugt oder ob der ästhetische Bombast, den Denis Villeneuve hier über den Zuschauer ergießt, seine Wirkung verliert. Denn neben dem eleganten Balanceakt, seinem Vorgänger zugleich so ähnlich und doch so anders als er zu sein, überzeugt Blade Runner 2049 vornehmlich durch seine puristischen, wunderschönen Bilder. Da kann ich ihm auch die dünne Handlung verzeihen.
Kritik

4. Okja – Bong Joon-ho
Da ist er, der böse böse Netflix-Film, der in Cannes für einen Pseudo-Eklat gesorgt hat. Und ja, er muss einfach auf diese Liste, schafft er es doch, die Beziehung zwischen einem Mädchen und ihrem genetisch veränderten Superschwein derart liebenswert zu inszenieren, dass man eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Okja ist quasi ein Ghibli-Film ausschließlich für Erwachsene, eine ehrliche, unprätentiöse und wahrlich nicht dumme Kritik an unserer Konsumgesellschaft. Netflix darf gern weiterhin solche Projekte finanzieren.
Kritik

3. Get Out – Jordan Peele
Zwei Horrorfilme in den Top 10 – wann gab es so etwas zuletzt? Get Out ist ziemlich genau jene Form von Horror, die ich mag: schleichende, paranoide Psycho-Spielchen, die sowohl den Protagonisten als auch den Zuschauer treffen. Auch gelingt ihm das, was jeder gute Horrorfilm schafft: Die Ängste der Gesellschaft in eine gleichsam unterhaltsame wie schauerhafte Metapher zu verpacken – in diesem Fälle die Ängste einer ethnischen Minderheit. Und im Gegensatz zu den vielen anderen Meinungen mag ich auch das Ende.
Kritik

2. mother! – Darren Aronofsky
Noch ein Fall von: Zweitsichtung zwangsläufig nötig. mother! genoss bei mir den Vorteil, dass ich absolut nichts über diesen Film wusste und deshalb vollkommen weggeblasen wurde. Sehr, sehr selten habe ich den Kinosaal derart verstört verlassen und war dabei so fasziniert von dem, was ich da gerade gesehen hatte. mother! will – vielleicht ein wenig zu sehr – ein Skandalfilm sein, besitzt für mich aber genug interpretatorische Substanz, um sich diesen hohen Platz zu verdienen.
Kritik

1. Baby Driver – Edgar Wright
Ich hatte es schon im Sommer prophezeit: Baby Driver ist meine Nummer 1 des Jahres, denn er beweist, dass man aus einer wenig einfallsreichen Kriminalgeschichte ein echtes Fest machen kann, wenn man das Ganze nur mal anders angeht. Also im Edgar Wright Style. Das Ergebnis ist ein Action-Musical, das zeitlos ist, weil es zeitlose Musik verwendet (der wohl beste Soundtrack aller Zeiten) und diese Musik zum Zentrum des Film macht, um das alle anderen Aspekte kreisen. Konsequentes Konzept, brillant umgesetzt: Dieser Film, der vermutlich Kevin Spaceys letzte größere Rolle beinhaltet, wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben.
Kritik

2 Kommentare zu „Jahresrückblick: Meine Top 10 Filme 2017 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Ich habe auch kurz damit gespielt, „Baby Driver“ auf die Eins bei mir zu setzen. Wirklich ein toller, toller Film!!! „mother“ will ich unbedingt noch sehen. Hab immer so zwiegespaltene Sachen zu dem Film gehört und gelesen, dass ich mich dann am Ende doch nicht ins Kino getraut habe 😀

    Gefällt 1 Person

    • „Mother!“ Sollte man am besten ohne jede Erwartung und ohne jedes Wissen angehen. Bei dem Film gibts glaube ich keinen Mittelweg: entweder man findet ihn furchtbar oder genial

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