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Filme gesehen #179

Diese Woche mit Fullmetal Alchemist, Auslöschung und The Road.

Fullmetal Alchemist (Hagane no renkinjutsushi, Fumihiko Sori, JPN 2017)
Wer hat eigentlich diesen Trend losgetreten, Animeserien krampfhaft als Realfilme neu aufzulegen? Nach dem höchstens mittelmäßigen Death Note folgt nun Fullmetal Alchemist, der sich inhaltlich an der ersten der beiden Serien orientiert, aufgrund der kürzeren Laufzeit aber natürlich einige derbe Abstriche machen muss. Was schade ist, denn damit werden die komplexen Themen, die das Original beackert (vornehmlich die ethische Verantwortung wissenschaftlicher Forschung) arg zusammen gestaucht. Die Gebrüder Elric sind in einer Welt, die dem Europa des frühen 20. Jahrhunderts ähnelt, auf der Suche nach einem Weg, um ihre tote Mutter ins Leben zurück zu holen. Effekte und Kulissen sind durchaus gelungen, schockiert war ich – wie schon bei Death Note – jedoch über die furchtbaren Frisuren respektive Perücken. Inhaltlich mussten zudem zahllose interessante und relevante Figuren weichen, sodass die Charakterentwicklung der beiden Protagonisten, die maßgeblich durch diese Akteure beeinflusst wird, rudimentär bis unglaubwürdig wird. Da wurde ganz viel Potential verschenkt. Das Ergebnis ist ein Film, den man sich als Nicht-Kenner der Vorlage zwar antun kann, ohne kotzen zu müssen – für Kenner jedoch bietet er nichts lohnens- oder sehenswertes. Schaut lieber die Serie – die gibt’s, wie auch den Film, bei Netflix und ist schlicht großartig.
imdb / Trailer

Auslöschung (Annihilation, Alex Garland, USA/UK 2018)
Ein Aufschrei begleitete die Veröffentlichung von Auslöschung: Netflix nehme den Kinos inzwischen immer mehr Filme weg! Dabei war es ja die Entscheidung des Verleihs, der diesen Film für zu anspruchsvoll hielt (wobei ich die Hauptursache eher im vornehmlich weiblichen Cast sehe, den die Verantwortlichen im Zusammenspiel mit dem Sci-Fi-Szenario wohl als vermeintliche Hürde beim Kinokarten-Kauf sahen…) So oder so: Es ist tatsächlich schade, dass dieses Werk nicht den Weg auf die große Leinwand fand, denn die Bilder sind teils großartig. Ein Einsatztrupp von fünf Frauen begibt sich auf eine Expedition in ein vermeintlich verstrahltes Gebiet, aus dem bisher niemand zurückkehrt ist – außer der Ehemann von Hauptdarstellerin Natalie Portman, der seitdem im Sterben liegt. Die einzige potentielle Möglichkeit, ihn zu retten, besteht darin, dass Mysterium dieser seltsamen Erscheinung zu lösen. Deren Auflösung ist dann auch tatsächlich ziemlich fantastisch und philosophisch interessant, auch wenn sich Auslöschung von einigen Seiten wohl mit dem Vorwurf konfrontiert sehen wird, ein reaktionärer Film zu sein – schließlich ist Veränderung hier eine Bedrohung. Für mich liegt die große Erkenntnis jedoch darin, unsere Vorstellungen von „gut“ und „böse“ über Bord zu werfen, wenn es um Naturphänomene geht. Schließlich sind wir schnell dabei, der Natur und der Evolution einen Willen, eine Absicht, ein Ziel zu unterstellen – und genau das hinterfragt Alex Garlands neuer Film. Damit kommt er – auch aufgrund einiger inhaltlicher Logiklücken und hanebüchener Erklärungen – leider nicht an sein bisheriges Meisterstück Ex Machina heran. Einen ziemlich guten Film hat er dennoch abgeliefert.
imdb / Trailer

 

The Road (John Hillcoat, USA 2009)
Postapokalyptisches Szenario. Der Drehbuchratgeber 101 gibt vor: Binde deinen Protagonisten – hier verkörpert durch den großartigen Viggo Mortensen – an ein Kind. Als Motivator und Symbol der Hoffnung und so. Die Prämisse von The Road ist also eine durch und durch gewöhnliche: In einer zerstörten, grau-braunen Welt voller Ruinen, Tod und Leid ziehen Vater und Sohn in Richtung Küste, in Richtung Hoffnung auf ein Überleben. Atmosphärisch ist das überaus einnehmend und zum Schneiden dicht. Diese Postapokalypse ist durchweg glaubwürdig, die Figuren, die sie bevölkern, handeln grausam, aber nachvollziehbar. Dennoch hat The Road zwei massive Probleme. Das erste ist der Sohn, der viel zu oft einfach nur nervt und mir deshalb kein bisschen ans Herz gewachsen ist. Mir war dieses Kind nur deshalb nicht gänzlich nicht egal, weil die geschundene Hauptfigur so sehr an ihm hängt – was leider zu wenig ist. Zweites Problem: Die Erzählstruktur, die eine Szene an die nächste kleistert, ohne sie in befriedigender Weise miteinander zu verbinden. Diese episodenhafte Erzählweise führt leider dazu, dass sich kein rechter Wahrnehmungsfluss einstellen will. Deshalb gibt es von meiner Seite nur eine vorsichtige Empfehlung – und da schaue ich schon über die religiösen Motive, die einem so penetrant ins Gesicht gedrückt werden, hinweg.
imdb / Trailer

 

2 Kommentare zu „Filme gesehen #179 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Fullmetal Alchemist: ich schaue mir gerade die Serie zum wiederholten Male an, um mir den Film anzuschauen. Jetzt hast du mir Angst gemacht. Ich liebe die Serie.

    BTW: Es gibt eine ältere zwei- oder dreiteilige Verfilmung von Death Note. Die kann ich zumindest empfehlen.

    Gefällt 1 Person

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