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Filme gesehen #182

Diese Woche mit The Outsider, Unter dem Sand und Wildes Herz.

The Outsider (Martin Zandvliet, USA 2018)
Der Netflix-Film The Outsider ließe sich in wenigen Worten sehr gut zusammenfassen: Der Pate in asiatisch und in langweilig. Um es etwas ausführlicher zu machen: Jared Leto tritt im Japan der Nachkriegszeit den Yakuza bei. Das beginnt enorm atmosphärisch, im Knast, in dreckigen Hinterhöfen, in verruchten Stripclubs und anfangs ist man diesem Film auch noch sehr wohl gesonnen. Doch die Handlung will einfach nicht in Fahrt kommen, hangelt sich an den üblichen Gangsterfilm-Klischees entlang, macht seine einzige weibliche Darstellerin zum großen Schwachpunkt des Protagonisten und verpasst es über weite Strecke, so etwas wie Überraschung oder Spannung aufkommen zu lassen. Und: Anstatt den titelgebenden Außenseiter zum Fremdkörper zu machen, ist es ausgerechnet die omnipräsente japanische Kultur, die hier als seltsam und fremd inszeniert wird. Sehr schade um das verschenkte Potential.
imdb / Trailer

Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit (Under sandet, Martin Zandvliet, DNK 2015)
Noch ein Post-WW2-Geschichte. (Und – ich schwöre, das war Zufall – sogar vom gleichen Regisseur!) Diesmal jedoch ganz nah an den Schlachtfeldern Europas, genauer: Dänemark. Dorthin werden ehemalige deutsche Soldaten beordert, um mehr als zwei Millionen Minen, die bei der Besetzung Dänemarks an den Stränden der Westküste vergraben wurden, zu entschärfen. Ein dänischer Feldwebel erhält das Kommando über ein Dutzend Halbstarker, sein anfänglicher Hass auf die Deutschen weicht allmählich zwischenmenschlicher Empathie. Die Zeit nach dem Krieg ist eben auch eine Zeit der Versöhnung. Doch wie das beim Minenentschärfen so ist: Ein Fehler und alles ist zerstört. Und von diesen Fehlern werden hier so einige gemacht. Eine Aussage, die zum Glück nicht auf das Drehbuch zutrifft, das sich als absolut solide erweist – leider aber auch zu solide. Denn die Handlung von Unter dem Sand wird in ein derart berechenbares und etabliertes Schema gepresst, dass man sich über die inhaltliche Mutlosigkeit in dieser so unkonventionellen Geschichte wirklich ärgert. Da kann auch der Überraschungseffekt einer explodierenden Mine wenig ändern: Unter dem Sand verstaut ein spannendes Szenario und tolle Schauspieler unter der Kuppel eines Drehbuchs, das kaum konventioneller sein könnte, und beginnt in der zweiten Hälfte ganz schön zu langweilen.
imdb / Trailer

Wildes Herz (Charly Hübner, DEU 2017)
Dokumentation über die Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“ und im Speziellen dessen Frontmann Monchi, der schon früh im Film als zentraler Punkt dieses 90-minütigen, filmischen Porträts etabliert wird – und das zu recht. Denn der übergewichtige Sänger ist mit seiner Authentizität, seiner Energie, seiner politischen Überzeugung und seinem Humor wie gemacht für ein Leben im schummrigen Scheinwerferlicht dieser Subkultur. Schauspieler Charly Hübner hat bei dieser Doku erstmals Regie geführt und beweist sofort ein gutes Gespür für Bilder und Montage. Der Wechsel zwischen Archivbildern, Interviews und Aufnahmen aktueller Veranstaltungen erzeugen einen angenehmen Erzählfluss, Wildes Herz stöbert im Trivialen und Persönlichen ebenso wie im Politische. Ja, da hätten es noch ein paar Stimmen – insbesondere von Musikjournalisten – mehr sein dürfen. Und ja, da fehlt auch irgendwie der inszenatorische rote Faden. Aber Wildes Herz gelingt eine Sache, die wahrlich nicht vielen Dokumentarfilmen gelingt: ebenso zu unterhalten wie zu informieren. In Summe also – Achtung: Wortspiel – feinste Sahne.
imdb / Trailer

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