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Kritik: „Ready Player One“

Ready Player One (Steven Spielberg, USA 2018)

Eine Verbeugung vor der Pop-Kultur vom Meister des Abenteuer-Films. So geht Kino!

Der Meister des Abenteuer-Kinos hat wieder zugeschlagen: Steven Spielberg kehrt nur wenige Wochen nach Die Verlegerin mit Ready Player One zurück ins Kino – und vom melodramatischen Biopic zurück zu seinen filmischen Wurzeln: zum Spielerischem, zum Fantasievollen, zum jugendlichen Abenteuerfilm vom Schlage eines E.T. oder Jurassic Park.

Nicht, dass er da seit den 90ern nicht mehr gewesen wäre. Doch Ready Player One – die Verfilmung von Ernest Clines gleichnamigen Buch – ist die beinahe perfekte Revitalisierung des Spielberg’schen Kinos. Mit anderen Worten: Genau so muss ein Film vom Großmeister im Jahre 2017 aussehen. Und noch viel wichtiger: Er muss sich genau so anfühlen.

Im Zentrum dieser Geschichte steht Wade Watts (Tye Sheridan), der – wie nahezu jeder im Jahre 2045 – regelmäßig in die virtuelle Welt der Oasis abtaucht. Ein Spiel, das sich seit seiner Veröffentlichung zum wichtigsten Wirtschaftssektor der Welt entwickelt hat und in dem deshalb auch zahlreiche Unternehmen tätig sind. Unter anderem IOI, geführt von Nolan Sorrento (Ben Mendelssohn), der größte Bemühungen unternimmt, die Rätsel des verstorbenen Oasis-Erfinders James Halliday (Mark Rylance) zu entschlüsseln. An deren Ende winkt nämlich die Kontrolle über die virtuelle Realität.

Die kommerzielle Unterwanderung des digitalen Idealismus, wie wir ihn schon seit Jahren erleben, ist eines der auffälligeren Themen von Ready Player One. Ebenso die Strukturen sozialer Systeme in der digitalen Sphäre oder das schwierige Verhältnis von digitaler und non-digitaler Realität. Vordergründig aber ist dieser Film eine tiefe Verbeugung vor der Popkultur. Vor ihrem Wert und ihrer Relevanz für die Menschen, für die Leidenschaft sich damit auseinanderzusetzen und vor den vielen, oftmals übersehenen Sinn- und Bedeutungspotentialen, die sich darin verbergen.

Denn nur wer Popkultur versteht, wird die Rätsel von Halliday verstehen können. Und nur wer sie liebt, wird sie lösen können. Nun sind diese Rätsel und ihre Auflösungen zugegebenermaßen etwas zu kryptisch und symbolhaft, sodass es beim Zuschauer nicht wirklich Klick macht, wenn Wade sie endlich entschlüsselt. Viel wichtiger aber ist ohnehin der Weg dahin. Und der ist überaus unterhaltsam, weil er mit Zitaten und Referenzen geradezu gepflastert ist.

So sind es vor allem zwei große Szenen, für die allein sich schon die Anschaffung der BluRay lohnt, um alle paar Sekunden auf Pause zu drücken und herauszufinden, aus welchem Film, welchem Comic oder welchem Videospiel diese oder jene Figur stammt. Das Tolle daran: Spielberg arbeitet all diese Versatzstücke als visuelle Easter-Eggs ganz organisch, sinnvoll und wenig aufdringlich (no Product Placements) in das Geschehen ein. Das Spektrum erstreckt sich von den 80ern (Zurück in die Zukunft) über die 90er (Akira, Jurassic Park) bis in die Jetztzeit (Halo, Overwatch). Ein wirklich großer Spaß – und erstaunlich, wie all diese Lizenzen in einem einzigen Werk zusammentreffen. Der Name Spielberg macht’s möglich.

Die Sequenzen in der „realen“ Welt fallen im Vergleich dazu blass und steril aus und wollen deshalb nicht so recht zünden. Dieser Kontrast ist wichtig – für die Handlung und die darin implizierte Moral – aber eben auch wenig mitreißend. Man will einfach schnellstmöglich in die Oasis zurück. Hier ein wenig zu kürzen hätte Ready Player One, der sich mit 130 Minuten plus Abspann etwas zu lang anfühlt, den letzten Schliff verpasst.

Jenen letzten Schliff hat man stattdessen in die Technik gesteckt. Dass nahezu alles in diesem Film im Computer entstanden ist, ist nur konsequent, schließlich spielt der Film zum größten Teil „in“ einem Computer. Aber wenn die Animationen derart überzeugen, wenn sogar das 3D im Stande ist zu zeigen, warum diese Technik eine Berechtigung, wenn man in all dem Chaos und dem Tempo der Action noch den Überblick behält (das kann er halt, der Spielberg) – dann verlässt man auch als Fan visuellen Bombasts breit grinsend das Kino.

Fazit
Ready Player One 
ist ein moderner Spielberg in Reinform: Extrem unterhaltsames Jugendkino, das auch für Erwachsene bestens geeignet ist. Zumindest, wenn man die 90er und 2000er noch in relativ jungen Jahren erlebt hat. Erzählerisch solide, technisch brillant und nahezu durchgehen für Euphorie sorgend. Das ist Kino!

Bilder & Trailer: (c) Warner Bros.

10 Kommentare zu „Kritik: „Ready Player One“ Hinterlasse einen Kommentar

  1. Kurzer Einwurf noch zum Bösewicht. Ben Mendelsohn ist ja eigentlich ein fantastischer Schauspieler, hier kommt er mir etwas zu fad herüber. Er ist halt der Stereotyp eines gewinnorientierten Firmenchefs, der um jeden Preis gewinnen will. Das ist es im Grunde. Ich hätte mir da doch einen vielschichtigeren Gegenspieler gewünscht, schließlich ist Halliday mit Mark Rylance fantastisch besetzt.

    Hier meine Kritik zu READY PLAYER ONE: http://adoringaudience.de/ready-player-one-ov-3d-da-2018/

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    • Aber für mich hat das vollkommen ausgereicht. Sorrento verkörpert hier die raffgierigen multinationalen Konzerne, was natürlich ziemlich einfach ist. Die subtileren Zwischentöne lassen sich aber an anderer Stelle finden.

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  2. Ich fand den Film auch äußerst unterhaltsam und wie du sagst, so lieben wir Spielberg einfach…ich hab meinen Freunden und Bekannten außerdem geraten den Film im Kino anzuschauen falls er sie interessiert weil das meiner Meinung nach einer der wenigen Filme ist, der tatsächlich durch sein beeindruckendes 3D auf der großen Leinwand dazugewinnt…ein Augenschmauß😉

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      • Das stimmt. Sehr geteilt. Aber ich glaube, selbst als Nicht-80er-Kind könnte es vielleicht für dich interessant sein. 😉

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