Filme gesehen #183

Diese Woche mit Bulletproof Monk, Drive und Bone Tomahawk.
Bulletproof Monk – Der kugelsichere Mönch (Bulletproof Monk, Paul Hunter, USA 2003)
Dieses Wuxia-Genre, in dem Kampfkünstler an Drähten durch die Luft schweben, sich jeglichen Gesetzen der Physik widersetzen und bei dem es noch vor allem anderen auf die Ästhetik ankommt, ist eine Spezialität des asiatischen Kinos. Deshalb kann es eigentlich nur schief gehen, wenn man versucht, das Ganze in die USA zu verlagern. Genau daran versucht sich aber Bulletproof Monk – und scheitert damit kläglich. Chow Yun-Fat trifft hier auf Seann William Scott und bringt ihm seine Kampfkunst bei, damit sich beide einer Geheimorganisation stellen können. Selbst wenn man über all die Drehbuchschwächen – lächerlich stereotype Figuren, krampfhafte Komik, kaum Spannung – hinweg sieht, ist Bulletproof Monk noch immer kein guter Film. Die Kämpfe verkommen zu einem unansehnlichen Schnittgewitter (eine Gegenmaßnahme zur Tatsache, dass Scott einfach nicht kämpfen kann) und all der Mystizismus, der in der Handlung liegt, wird zerstört, sobald man ihn in der Erklärbär-Mentalität von US-Produktionen ertränkt. Am besten einen großen Bogen drum machen.
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Drive (Nicolas Winding Refn, USA 2011)
Nicolas Winding Refns Meisterwerk zählt zu meinen absoluten Lieblingsfilmen und ist deshalb immer wieder eine Sichtung wert. Vorrangig ist es natürlich die Optik, die mich hier so sehr begeistert: Die Farbkontraste (orange/blau), die Beleuchtung, die Kameraführung, die Bildaufteilung. Dann diese hypnotische Musik. Die Handlung, die gänzlich auf Stereotype verzichtet, Klischees aufbricht, einen zweifelnden Helden zeigt, der sich in ein Milieu begibt, in das er einfach nicht hinein gehört, weshalb man ihm immer wieder Zweifel und Angst anmerkt. Und natürlich die exorbitant brutalen, aber pointiert eingesetzten und deshalb so wirkmächtigen Gewaltausbrüche. Ich wiederhole mich, aber Drive ist schlicht ein Meisterwerk des modernen Kinos.
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Bone Tomahawk (S. Craig Zahler, USA 2015)
Kurt Russel hat seine Kopf- und Gesichtsbehaarung vom The Hateful Eight–Set anscheinend gleich zum nächsten Dreh mitgenommen – umso passender, dass es sich dabei ebenfalls um einen Western handelt. Der kommt aber wesentlich düsterer und trister daher als Tarantinos Werk. Und mit einer halb so großen Hauptdarstellerriege: Vier Männer begeben sich auf eine Rettungsmission, nachdem einige Bewohner ihrer Kleinstadt von Indianern entführt wurden. Dabei nimmt sich Bone Tomahawk vor allem in seinem zweiten Akt – der Reise – eine Menge Zeit. Ein wenig zu viel Zeit, könnte man sagen: Der Film schrammt ein ums andere Mal eng an der Langweile vorbei. Was dennoch reizt, ist die Trostlosigkeit und die Weite der kargen Landschaften, die hier porträtiert werden. Und im dritten Akt, meine Güte, da wird der Film richtig gnadenlos. Bone Tomahawk hat also durchaus seine Qualitäten. Aber eben auch so seine Schwächen, vor allem beim Erzähltempo und beim gnadenlosen Abfeiern des „Frontier“-Sujets: Weiße Männer ziehen aus, um den bösen, primitiven Ureinwohnern das Handwerk zu legen und die Gerechtigkeit und Sicherheit wiederherzustellen. Ziemlich konservativ – aber trotzdem sehenswert.
imdb / Trailer
Drive muss ich demnächst noch mal sehen. Was „Bone Tomahawk“ angeht stimme ich dir zu. Bei der Wertung wäre ich vielleicht auf Grund der angesprochenen Schwächen ein bisschen weiter unten.
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Ja, ich habe auch mit mir gehadert, ob nun 3,5 oder 4… Die Atmosphäre hat mich dann aber doch die höhere Option nehmen lassen. 🙂
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