Filme gesehen #188

Diese Woche geht’s ums große Geld: Money Monster, Gold und My fair Lady.
Money Monster (Jodie Foster, USA 2016)
George Clooney als Moderator einer TV-Börsen-Sendung, dessen Show von einem jungen, aufgebrachten Mann mit Waffe und Sprengweste gekapert wird. Der will darauf aufmerksam machen, was für Verbrecher hier am Werk sind. Diese anfangs noch deutliche Botschaft weicht allmählich aber einer ambivalenteren Konstellation, die in der simplen Aufklärung eines Verbrechens seitens eines multinationalen Konzerns mündet. Spätestens, wenn der Plot diesen Punkt erreicht, ist es mit der Systemkritik Essig. Dann wird Money Monster zu einem Film, der sich am moralischen Fehlverhalten einiger weniger abarbeitet, anstatt die modernen Mechanismen der Börse selbst ins Visier zu nehmen. Am Ende wird es dann auch noch reichlich plump. Schade, denn der Film hat durchaus seine Qualitäten, unter anderem die Schauspieler, das Erzähltempo, die generelle Spannung oder einige clevere Plottwists, die die Zuschauererwartungen sehr schön untergraben.
imdb / Trailer
Gold – Gier hat eine neue Farbe (Gold, Stephen Gaghan, USA 2016)
Der zweite Film in dieser Woche, in dem es – zumindest dem ersten Anschein nach – ums große Geld geht. Der Nachfahre eines Bergbau-Pioniers (Matthew McConaughey) will das Familienunternehmen retten, indem er sich auf die Suche nach Goldvorkommen in Indonesien macht. Und just, als die Unternehmung zu scheitern droht, gelingt der große Fund. Alles, was fortan passiert, geschieht so ziemlich nach Drehbuchschema F, ist jedoch durchgehend unterhaltsam erzählt. Worum es im Endeffekt jedoch geht, ist nicht die Gier nach Geld, sondern die Gier nach Ruhm. Auch wenn beides dieselben Folgen hat: Erfolg, Hybris, Absturz. Gold ist eines dieser Standard-Biopics, die auf wahren Begebenheiten beruhen: Wenig spektakulär, dafür durchweg solide inszeniert, in Summe sehr unterhaltsam und interessant. Für einen großen Wurf reicht es aber bei weitem nicht. Dafür ist das alles dann doch zu durchschnittlich.
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My fair Lady (George Cukor, USA 1964)
Zwar dreht sich dieser Musical-Klassiker nicht ums große Geld – dafür aber um den Anschein, eben jenes zu besitzen. Das soll die auf der Straße aufgewachsene Blumenverkäuferin Eliza Doolittle (Audrey Hepburn) durch Sprechtraining bei einem renommierten Phonetik-Professor erhalten. Des Kaisers neue Kleider quasi: Der Anschein macht den Menschen. Das Ganze ist mit knapp drei Stunden natürlich ein ganzes Stück zu lang – allerdings nur nach heutigen Maßstäben. Die inhaltlichen Ansätze sind aber noch immer relevant: My fair Lady ist trotz seiner luftig-leichten Atmosphäre ein Manifest über den Zustand der (englischen) Gesellschaft im Zeitalter des Kapitalismus: Auf der einen Seite die reiche Elite, auf der anderen die bitterarmen Taugenichtse, und dazwischen die Überzeugung, dass beide nur durch den oberflächlichen Anschein voneinander getrennt sind. Ein bisschen Sprech- und Knigge-Training, und schon lassen sich alle spaltenden Mauern einreißen. Ein sehr positiver Film also – was nicht nur in den zahlreichen (manchmal aber auch anstrengend langen) Liedern deutlich wird. Wer hätte von einer Ausgeburt des „Golden Age of Hollywood“ aber auch etwas anderes erwartet?
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