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Kritik: „Deadpool 2“

Deadpool 2 (David Leitch, USA 2018)

Der unfreundliche Superheld aus der Nachbarschaft bekommt einen Nachfolger und Verstärkung für sein Team. Deadpool 2 ist besser als Teil eins – aber nur marginal.

Vor zwei Jahren schlugen Ryan Reynolds und Regisseur Tim Miller eine kleine Schneise ins Superhelden-Genre, überraschten mit passgenauer Komik, Vorlagentreue und einem ungewöhnlich hohen Gewaltgrad. Das alles machte Deadpool zum bis dato erfolgreichsten R-Rating-Film. Beim nun angelaufenen Nachfolger ist dieser Überraschungseffekt naturgemäß verpufft, die Marketingkampagne versprach vor allem eines: mehr Action.

Doch auch Deadpool 2 hat eine große Überraschung zu bieten: eine Story. Also so eine richtige Story, die sich um ambivalente Figuren, moralische Dilemmata und präsentere Motive bemüht. Mit Betonung auf „bemüht“. Denn so richtig will die Handlung, in der Deadpool (Ryan Reynolds) zu so etwas wie einer Vaterfigur heranreift, nicht überzeugen. Zu gewöhnlich ist die Thematik Familie (insbesondere im Superhelden-Kontext), zu vorhersehbar ist der Plot, zu uninteressant sind die Figuren auf inhaltlicher Ebene.

Die Story selbst (einige munkeln nicht zu Unrecht, sie wäre in Wirklichkeit eine Parodie auf Logan) ist höchstens mittelmäßig, genügt aber, um Deadpool 2 zu einem runderen Filmerlebnis als seinen Vorgänger zu machen. Das bringt aber auch ein Problem mit sich: Sie muss erst mal aufgebaut werden. Und diese halbstündige Exposition macht den Einstieg in den Film leider reichlich schwer, zumal das Ganze mit einem echten Downer beginnt. Humoristisch hält sich dieser Anfang ebenfalls zurück. Ja, Deadpool 2 hatte es zunächst sehr schwer bei mir.

Mit Beginn des zweiten Akts ändert sich das schlagartig. Dann zieht der Film sowohl bei der Action als auch beim Humor an. Die Pointen fliegen im Sekundentakt, setzen diesmal noch stärker auf Referenzen, Zitate und Cameo-Auftritte, sind gewohnt böse, rotzig und respektlos. Je weiter der Film voranschreitet, desto höher wird auch die Gag-Dichte.

Am Humor hat sich durch den Wechsel auf dem Regiestuhl also wenig geändert – dafür aber bei der Action. Hier trumpft David Leitch (John Wick 1 und 2) mit unterschiedlichsten Szenarien und Figurenkonstellationen sowie einfallsreich-amüsanten Choreografien auf. Die digitalen Effekte, die dabei en masse zum Einsatz kommen, fallen allerdings als solche und damit negativ auf. Sowohl Qualität als auch Quantität der Action haben zwar einen Schritt nach vorn gemacht, es bleibt jedoch bei belanglosem Eye-Candy.

Es sind allerdings zwei Neuzugänge, durch die sich Deadpool 2 noch ein paar dicke Bonus-Punkte sichert. Zum einen Josh Brolin als vermeintlicher Antagonist Cable, der dank seines stoischen Ernstes einen optimalen Gegenpol zum restlichen Cast bildet, im letzten Drittel aber mit richtig guten One-Linern zu punkten vermag (und als Zielscheibe für den allerwichtigsten Gag des Films – Stichwort Thanos – herhalten darf). Zum anderen Jungschauspielerin Zazie Beetz, die mit der so simplen wie genialen Superhelden-Fähigkeit Glück daherkommt, über die Maßen sympathisch ist und die ich mich instant verknallt habe.

Fazit
Wie produziert man einen Nachfolger zu einem überraschend erfolgreichen Film? Manche machen dasselbe in Grün und packen bei den Qualitäten eine Schippe drauf, manche versuchen die Schwächen durch alternative Ansätze auszugleichen. Deadpool 2 bewegt sich irgendwo dazwischen, ist erzählerisch runder als sein Vorgänger, humoristisch auf einer Linie, bietet mehr und bessere Action. Jeder dieser Punkte weist trotzdem noch zu viele Schwachpunkte auf. Ja, Deadpool 2 ist besser als sein Vorgänger – aber nur marginal.

Bilder & Trailer: (c) 20th Century Fox

4 Kommentare zu „Kritik: „Deadpool 2“ Hinterlasse einen Kommentar

  1. Mir hat der Film auch gut gefallen, obwohl ich normalerweise kein Freund des amerikanischen Pippi-Kacka-Humors bin. Schön, dass du auch „die Glückliche“ Zazie Beetz herausgestellt hast. Alle anderen scheinen sich ja auf „Peter, den Normalo“ zu stürzen. Aber der wird kein neuer Jacob Kowalski – zumindest nicht für mich.

    Gefällt 2 Personen

    • Also Peter, der Normalo, ging mir dermaßen am allerwertesten vorbei, dass ich das eigentlich kaum in Worte fassen kann ^^
      Vielleicht sollte das ja eine entsprechende Parodie auf Kowalski sein. Der Kerl war meiner Ansicht aber nur dabei, um den Running-Gag mit dem Taxi-Fahrer auf die Spitze zu treiben.

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