Filme gesehen #190

Diese Woche mit Starship Troopers, Zwischen zwei Leben und The Big Sick.
Starship Troopers (Paul Verhoeven, USA 1997)
Paul Verhoeven liebt den Tabubruch. Und Gewalt. Das sah man bei RoboCop, das sieht man bei Starship Troopers, diesem alten Science-Fiction-Schlachtfest, bei dem die Menschheit ins All vorstößt, um eine aggressive Alien-Käfer-Rasse zu vernichten, die die Erde regelmäßig mit Meteoriten bombardiert. Die militaristische Buchvorlage – so viel wusste ich schon vorher – deutet Verhoeven hier in eine Satire über die Macht-, Waffen- und Militärgeilheit in den USA um, und bringt das besonders in den absurd-überzogenen Propaganda-Einspielern zur Geltung. Während der Zahn der Zeit bei anderen Werken aber sonst an der Ästhetik nagt, hat es hier ausgerechnet den Inhalt getroffen: Im Kontext der 90er – mit all ihrem Trash und den über-maskulinen Actionhelden – mögen all diese Überspitzungen noch funktioniert haben. Heute hingegen wirkt die Gesellschaftskritik in Starship Troopers einfach nur platt. Okay, dieser Film will ja auch mit aller Macht flach und trashig wirken. Trotzdem bin ich damit nicht gänzlich warm geworden. Was auch an den Darstellern lag, die größtenteils wie Berufseinsteiger wirkten. Die Schauwerte hingegen, die durch den enormen Gewaltgrad (zerstückelte Leichen, ausgelutschte Gehirne) und die selbst heute noch ansehnlichen Effekte entstehen, bleiben aber ungebrochen hoch und verleihen Starship Troopers weiterhin den Status eines sehenswerten Films.
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Zwischen zwei Leben (The Mountain Between Us, Hany Abu-Assad, USA 2017)
Eine Journalistin (Kate Winslet) und ein Chirurg (Idris Elba) stürzen mit einem kleinen Flugzeug in den Bergen ab und müssen sich fortan durch Schnee und Wildnis zurück in die Zivilisation kämpfen. The Mountain Between Us (ich verzichte hier mal auf den grauenhaften deutschen Titel) könnte ein echt gelungener, ganz konventioneller Survival-Film sein, wäre da nicht die Romanze, die sich zwischen dem ungleichen Paar anbahnt. Und die ist zugleich sein größtes Problem: Zwar kann man sich an der vergleichsweise tiefen Charakterzeichnung und deren Entwicklung erfreuen, was man doch aber wirklich sehen möchte, ist der Kampf gegen Hunger, Durst, Kälte, Krankheit, Natur und Tierwelt. Den gibt es auch – der Epilog jedoch (und der ist nicht gerade kurz) versteift sich auf die komplizierte Beziehung der beiden Protagonisten. Und endet mit einer Szene, die kaum klischeehafter und kitschiger sein könnte. Schade, denn so endet ein eigentlich guter Film auf eine unnötig schmalzige Note.
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The Big Sick (Michael Showalter, USA 2017)
Eine romantische Komödie, zum wesentlichen Teil produziert von Amazon und dann auch noch für den Drehbuch-Oscar nominiert: The Big Sick hat in mehrfacher Hinsicht für Aufsehen gesorgt. Auch deshalb, weil der Stand-Up-Komiker und gebürtige Pakistaner Kumail Nanjiani hier die ungewöhnliche Geschichte seiner großen Liebe verfilmt hat – und dabei die zwei großen Probleme beleuchtet, die das fast verhindert hätten: Die Jahrhunderte alte, in der Familie gepflegte Tradition, nur arrangierte Ehen zu akzeptieren, und die schwere Krankheit, die seine Liebste befällt. The Big Sick balanciert mit balletthafter Eleganz zwischen Komödie und Drama und beweist dabei einen unglaublich stilsicheren Humor, der nicht auf platte Pointen sondern auf situative, feinfühlige und intelligente Komik abzielt. Man spürt, dass hier kein B-Autor aus Hollywood, sondern zwei gute Stand-Up-Komiker das Drehbuch zu verantworten haben. Wovon The Big Sick aber besonders profitiert, sind seine Figuren, die allesamt greifbar und liebenswert sind, die man im Laufe dieser 90 Minuten vollumfänglich kennen und mögen lernt. Lustig und berührend, ohne albern oder pathetisch zu sein: Ein wirklich toller Film für beinahe jede Gelegenheit.
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Es freut mich, dass dir „The Big Sick“ so gut gefallen hat. Fand den auch super!
Und schade, dass „Starship Troopers“ heute anscheinend nicht mehr so gut funktioniert. Mich hat er bei der letzten Sichtung vor ein paar Jahren noch ebenso begeistert, wie damals in den 90ern im Kino… 🙂
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Den muss man wahrscheinlich wirklich im damaligen Zeitgeist erlebt haben. Als er rauskam, bin ich ja gerade mal in die Schule gekommen ^^
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Hehe, ich war gerade 18 geworden und da war der Film natürlich die erste Wahl… 😀
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Das kann ich absolut nachvollziehen ^^
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„The Big Sick“ steht schon auf meiner Liste. Werde ich vielleicht sogar diese Woche noch gucken!!!!
Zu Starship Troopers hat mich damals mein älterer Bruder ins Kino geschmuggelt, da war ich erst 13, 14 oder so. Jedenfalls habe ich vorab schon Blut und Wasser geschwitzt, weil die bei einigen Ausweiskontrollen noch im Kino gemacht haben. Dadurch habe ich allein schon den Kinobesuch als absolutes Erlebnis in Erinnerung. Den Film selbst müsste ich mal wieder gucken.
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