Zum Inhalt springen

Kritik: „The Cleaners“

The Cleaners (Hans Block/Moritz Riesewick, DEU 2018)

Aufwühlende Dokumentation über diejenigen, die den Müll der Menschheit aus dem Internet kehren.

Wer dachte, seit Edward Snowden und den jüngsten Skandalen um Facebook wüssten wir alles um die dunklen Seiten der sozialen Netzwerke, der wird von The Cleaners schnell eines Besseren belehrt: Die Dokumentation aus deutschen Landen zeichnet ein detailliertes und schockierendes Portrait der sogenannten Content-Moderatoren – und die Folgen ihrer Arbeit sowohl für sie, als auch für den Rest der Menschheit.

„Delete“ – „Ignore“ – „Delete“ – „Delete“ – „Ignore“. Dieses Mantra durchzieht The Cleaners wie ein roter Faden. Es ist das, was mehrere hundert Menschen auf den Philippinen tagtäglich für ihren Lebensunterhalt tun: Inhalte auf Facebook, Twitter und Google sichten, sie bewerten und im Anschluss löschen oder durchwinken. 25.000 Bilder – das ist das Tagessoll, welches es zu erfüllen gibt. Eine unvorstellbare Zahl, die noch schockierender wird, wenn man sich vor Augen führt, um was für Inhalte es geht.

Kinderpornografie, Enthauptungen, Snuff-Videos: Die Abgründe der Menschheit landen auf diesen Plattformen – und die Cleaners sind diejenigen, die uns vor ihnen beschützen sollen. Dass das eine extreme psychische Belastung für sie darstellt, ist nicht verwunderlich. Dass dabei oftmals die Grenze zur Zensur künstlerischer oder kritischer Inhalte überschritten wird, ebenfalls nicht.

Immer wieder wechselt der Film zwischen Szenen, in denen er seine Protagonisten porträtiert, und solchen, in denen er einen Blick auf größere gesellschaftliche Zusammenhänge wirft. Es dominieren klassische Interviews. Ästhetische ausgefallene Zwischenstücke schlagen regelmäßig die Brücke zu Archivaufnahmen. Das erzeugt eine mitreißende Dynamik: Optisch wie inhaltlich bleibt The Cleaners stets interessant. Auf einen Off-Kommentar haben die Macher verzichtet: Das Material spricht für sich.

Und hat es zudem wirklich in sich. Dass der Hass auf die Rhonigya in Myanmar durch die Filterblase Facebook verstärkt und womöglich erst dadurch seine aktuellen Ausmaße angenommen hat, ist nur eines von vielen aufklärerischen Beispielen, die der Film offenlegt.

Man kann The Cleaners vorwerfen, eine 90-minütige Dauerschleife aus Kultur- und Technologie-Pessimismus zu sein und ein wenig differenziertes Bild zu zeichnen. In seiner Kritik wird er jedoch zu keiner Sekunde polemisch oder platt. Und angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der die sozialen Netzwerke inzwischen in unserem Leben stattfinden, ist dieser Weckruf angebracht und nötig.

Fazit
Eine Dokumentation, die wachrüttelt: The Cleaners bietet einen ungewöhnlich tiefen und vielschichtigen Einblick in die Zensurmaschine von Facebook und Co. sowie die unbewussten und unbeachteten Folgen, die das für uns alle hat. Ein Film, der viele ethische Fragen aufwirft und moralische Abgründe aufdeckt. Und den jeder – also wirklich jeder – gesehen haben sollte.

Bilder & Trailer: (c) farbfilm verleih

One thought on “Kritik: „The Cleaners“ Hinterlasse einen Kommentar

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: