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Filme gesehen #200 (Ein letztes Mal…)

Diese Woche mit Criminal Squad, Inception und Training Day.

Die 200. Ausgabe von Filme gesehen wird zeitgleich die letzte sein. Mehr dazu im Laufe der Woche.

Criminal Squad (US-Kinofassung) (Den of Thieves, Christian Gudegast, USA 2018)
Criminal Squad konnte mich im Kino äußerst positiv überraschen: Die spannungsgeladene Konstellation zwischen moralischen Bankräubern und amoralischen Gesetzeshüter, die reduzierte, aber umso authentischere Action und die hypermaskulinen Figuren sorgten trotz des zusammengeklauten Plots für einen der besten Heist-Filme der jüngeren Vergangenheit. Die Zweitsichtung sollte nun Klarheit darüber schaffen, ob die 16 Minuten längere US-Kinofassung einen Mehrwert bietet. Kurzum: Nein – das Gegenteil ist der Fall. Dem deutschen Kinostart sind ausschließlich Szenen im Schnitt zum Opfer gefallen, die das Privatleben der Hauptfiguren porträtieren. Da muss sich der prollige Cop Big Nick (Gerard Butler) mit seiner Scheidung herumschlagen und darf seine Tochter in der Schule besuchen. Und da ist dann auch noch Levi (Curtis Jackson), der den neuen Freund seiner Tochter mithilfe seiner Kampfsport-Truppe einschüchtert und damit für den einzigen komödiantischen Moment von Criminal Squad sorgt. Für sich genommen sind diese zusätzlichen Szenen auch ganz ordentlich. Nur wollen sie sich eben nicht in die Spannungskurve des Hauptplots einfügen. So verwässern sie diesen ansonsten sehr stringenten und intensiven Kriminalthriller unnötig. Wer die Wahl hat, sollte zur kürzeren Version greifen.
imdb / Trailer

Inception (Christopher Nolan, USA/UK 2010)
Ist schon einige Jahre her, seit ich Christopher Nolans Traum-Gespinst zuletzt gesehen hatte. Und, das sei schon mal gesagt, die jüngste Sichtung hat doch arg an meinem Eindruck gekratzt. Das mag vor allem daran liegen, dass mich Inception mit seiner komplexen Handlung, seinen visuellen Exzessen und allem, was dazu gehört, beim ersten Mal – ähnlich wie Interstellar – vollkommen überrollt hat. Wo Interstellar aber ganz klare (andere) Stärken hat, entpuppt sich Inception zunehmend als Blender. Da wird alles in ausufernden Erklärungen, Fach- und Kunstbegriffen ertränkt, sodass man dem Geschehen selbst in Kenntnis der Story kaum folgen kann. Der Film lässt dem Publikum kaum Luft, um kognitiv durchzuatmen, da kommt schon wieder der nächste Vortrag. Die Verständnis- und Logiklücken werden dadurch nicht kleiner, sondern nur noch weiter aufgerissen. Ich schätze Inception nach wie vor für die Vielfalt seiner Themen, für seinen audiovisuellen Mut und seine Verknüpfung von Blockbuster und Anspruch. Doch kompliziert bedeutet eben nicht automatisch komplex beziehungsweise gut. Da gebe ich dem Anime-Film Paprikabei dem sich Inception bedient hat, den absoluten Vorzug.
imdb / Trailer

Training Day (Antoine Fuqua, USA/AUS 2001)
Von allen drei Filmen, die hier auftauchen, ist Training Day derjenige, der am längsten in meiner Erinnerung zurückliegt. Und er ist der einzige, der nicht darunter gelitten hat. Der Film, der Denzel Washington zu recht seinen Oscar einbrachte, besticht nach wie vor durch sein Hauptdarsteller-Duo aus Washington und Ethan Hawke. Letzterer gerät an seinem ersten Tag beim Drogendezernat in ein tödliches Netz aus Korruption, Machtmissbrauch und Schattenkriminalität, das er als moralischer Fixpunkt durchschreitet. Ihm gegenüber steht ein höchst ambivalenter Charakter, ein Straßenveteran, der um keine Rechtfertigung für seine Machenschaften verlegen ist. Der trotz seiner rauen Oberfläche mitfühlender Familienmensch ist. Der allem voran überleben möchte und für den deshalb der Zweck jedes Mittel heiligt. Washington verkörpert diese Rolle derart perfekt, dass die Auszeichnung absolut gerechtfertigt war. Regisseur Antoine Fuqua hat danach zwar nichts Ordentliches mehr auf die Beine gestellt – aber zumindest diese eine Mal hat es geklappt.
imdb / Trailer

 

25 Kommentare zu „Filme gesehen #200 (Ein letztes Mal…) Hinterlasse einen Kommentar

  1. Also auf ein letztes: Criminal Squad habe ich nicht gesehen, Inception hatte ich zuletzt vor ein paar Monaten, da empfand ich ihn immer noch als sehr stark, vor allem, weil er dem Zuschauer verwirrt. Training Day empfinde ich als soliden Film, muss ich nochmal sehen.
    Letzte Woche lief bei mir The Program, das Porträt Lance Armstrongs. Der Film war gut, aber ein wenig zu hektisch in der Aufarbeitung. Dazu hab ich noch Guardians of the Galaxy 2 gesehen. Den fand ich sehr gut, obwohl er schwächer als der erste ist.

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    • The Program wollte ich auch schon ewig schauen. Dieser ganze Armstrong Skandal ist ja damals an mir vorbei gegangen…
      Guardians 2 hat mich ziemlich kalt zurück gelassen. Der Humor war m.E. viel zu berechenbar und hat deshalb nicht gezündet

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  2. Gefällt mir wie hier im letzten Beitrag mal eben Inception und indirekt auch The Equalizer (und Southpaw) abgewatscht werden 😀 😀 😀
    Jedenfalls bin gespannt was es mit der Einstellung des Formats auf sich hat. Hab diese kurzen Einschätzungen immer gerne gelesen. 😦

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  3. „Die 200. Ausgabe von Filme gesehen wird zeitgleich die letzte sein“ – Waaaas?

    „Die Kürze wird es auch weiterhin geben, nur eben nicht so geballt am Anfang der Woche, um das schon mal vorweg zu nehmen“. – Na dann ist ja gut, ich lese Deine Kurzkritiken nämlich wirklich gerne. 🙂

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  4. Criminal Sqaud nie gesehen, bei Training Day sind wir grob einer Meinung.
    Aber Inception ist natürlich ein absolutes Meisterwerk (in der Top 10 meiner Lieblingsfilme), da lass ich nichts ran. OK, bisschen viel erklärt wird vielleich schon 😀

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  5. Ja, Training Day war schon Fuquas Bester. Aber immerhin braucht er seitdem anscheinend nur bei Denzel Washington anzurufen und der steht vor der Kamera…

    Irgendjemand hat mir mal gesagt Inception sei eigentlich kein Film übers Träumen, sondern übers Filmemachen. Seitdem mag ich ihn etwas lieber. Paprika ist trotzdem besser…

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  6. Wo muss ich unterschreiben, wenn ich nicht möchte, dass dieses Format eingestellt wird? Ich finde deine kurzen Berichte nämlich echt toll. In den letzten Monaten kam ich jedoch nicht immer dazu, deine Artikel zu lesen, weil es bei mir drunter und drüber ging.

    Das muss es anscheinend bei dir ja auch, immerhin hast du Training Day als gut bezeichnet. Da bin ich raus. Selten so etwas langweiliges gesehen. Das war für mich ein sehr zäher Film. Inception hingegen finde ich auch nur gut. Und Criminal Squad empfand ich damals im Kino sehr vorhersehbar und actionreich mit einer austauschbaren Story.

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    • Da musst du wohl eine eigene Petition starten ^^
      Danke für das Lob. Wie schon auf einen anderen Kommentar geantwortet: An der Kürze wird sich nichts Wesentliches ändern. Am Sonntag kommt die Erklärung.

      Training Day war für dich zäh? Also das würde ich ja nun einigen Filmen zuschreiben, aber wahrlich nicht diesem. Da reiht sich doch ein fantastischer Dialog an den nächsten und die Story bietet so einige spannende Höhe- und Wendepunkte… Die Geschmäcker können wohl sehr verschieden sein…

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