Fikkefuchs

Jan Henrik Stahlberg, DEU 2017
Als sich die wöchentliche Filmkritik in den Tagesthemen Ende vergangenen Jahres Fikkefuchs widmete, da bekam ich ganz schlimme Toni-Erdmann–Vibes: Noch so ein hoch gelobter deutscher Film, der sich den Themen Vaterschaft und Beziehung auf eine humorvoll-tragische Weise nähert. Ganz schlimmer prätentiöser Mist, dachte ich mir. Nun, das alles hat sich erfüllt – bis auf den letzten Teil, denn Fikkefuchs ist höchstens minimal prätentiös.
Erzählt wird die Geschichte des alternden Rocky (Jan Henrik Stahlberg), der in seiner Jugend ein echter Frauenmagnet war, heute aber nur noch ein heruntergekommener älterer Mann mit schütterem Haar und ungepflegtem Äußeren ist, gefangen in einer Traumwelt, in der er noch immer ein Frauenheld ist – bis er mit der harten Realität konfrontiert wird. Teil dieser Realität ist auch sein Sohn Thorben (Franz Rogowski), der inzwischen Mitte 20 ist und eines Tages vor seiner Tür steht. Der ist so ziemlich das Gegenteil seines Vaters: Respektlos und übergriffig gegenüber Frauen, Rap-Musik- statt Klassikhörer, ungebildet, unkultiviert und auch ein bisschen irre. Beide teilen jedoch eine krude Leidenschaft für Frauen und so wird aus diesen ungleichen Zwei ein Duo auf der Suche nach Liebe und Körperlichkeit.
Fikkefuchs widmet sich ausführlich dem Thema Männlichkeit und den beiden extremen Vorstellungen, die es darüber gibt: Kavalier gegen Macho. Früher gegen heute. Mann gegen Mimose. Wie immer man es auch ausdrücken will, letztlich ist es egal, denn der Film verschreibt sich keiner dieser Positionen, sondern nimmt sie Stück für Stück auseinander, zeigt ihre absurden, ihre abstoßenden, ebenso wie ihre akzeptablen Seiten. Das, was als männlich gilt – zu dieser Feststellung muss man am Ende kommen – ist lediglich von außen konstruiert. Es gibt kein Richtig, nur ein Falsch. Und dieses Falsch kann sich entweder in der Selbstüberschätzung und Nostalgie von Rocky oder der krassen Oberflächlichkeit seines Sohnes niederschlagen. Fikkefuchs ist ein Film, der gängige Vorstellungen von Männlichkeit hinterfragt, ohne Antworten zu liefern.
Bisweilen ist er dabei recht unangenehm anzuschauen – sowohl aufgrund des stellenweise bitterbösen bis fremdschämigen Humors oder der expliziten, nicht schön anzuschauenden intimen Szenen. Auch wirkt die ein oder andere dramaturgische Wendung reichlich aufgesetzt. Und wenn man will, kann man Fikkefuchs wohl auch Sexismus unterstellen. Trotzdem ein lohnenswertes Filmerlebnis.
Bild: (c) Alamode Film