Gespielt: The Gardens Between

by The Voxel Agents, AUS 2018
Wer nur einen kurzen Blick auf The Gardens Between wirft, der läuft Gefahr, sich sofort zu verlieben. Ein Spiel, bei dem man zwei Kinder durch fantasievoll designte Welten lenkt und Rätsel löst, um ans Levelende zu gelangen. So die simple Prämisse, die jedoch mit einem cleveren Kniff daher kommt: Anstatt die Figuren direkt zu steuern, wandern sie automatisch durch die Welten. Der Spieler selbst fungiert als nur als Dirigent der Zeit, spult also vorwärts oder rückwärts und lässt seine beiden Protagonisten dabei gelegentlich mit Objekten interagieren.
Der Fokus von The Gardens Between liegt also weniger auf der Spielmechanik als vielmehr auf dem „Environmental Storytelling“: Jener Eigenschaft eines narrativen Mediums, seine Geschichte(n) durch die Gestaltung der Welt zu erzählen. Und tatsächlich kommt The Gardens Between ohne ein einziges gesprochenes Wort aus. Einzig, wie die Welten gestaltet sind, womit die Figuren interagieren und auf welche Weise sie das tun, erzählt uns etwas über sie.
Dieses Konzept stößt jedoch an seine Grenzen, wenn es schlicht nichts von Belang zu erzählen gibt. Der Beginn von The Gardens Between – eine stürmische Nacht, die ein forsches Mädchen und ein zurückhaltenden Junge in ihrem Baumhaus verbringen – verspricht viel und tatsächlich wird es am Ende sogar tragisch berührend. Doch dazwischen werden lediglich Allgemeinplätze bedient, die sich um die gemeinsame Vergangenheit der Zwei drehen: spielen, arbeiten, handwerken.
Immerhin verleiht das dem erzählerischen Part des Spiels eine gewisse Universalität. Jeder wird in diesen Szenen gewisse Momente seiner eigenen Jugend wiederentdecken. Exakt dieses Zurückerinnern, diesen kindlichen Wunsch, die Zeit nochmal zurückdrehen zu können, bis dahin, wo alles noch gut und unbeschwert war, ist es, was The Gardens Between nicht nur erzählerisch, sondern dank seiner Zeitmechanik auch spielerisch umzusetzen weiß.
Dem guten Dutzend Entwickler, die unter dem Teamnamen „The Voxel Agents“ hinter diesem Projekt stehen, diente ausgerechnet Steven Spielbergs Minority Report als Inspiration. Genau genommen jene Szene, in der Tom Cruise die 3D-Projektion eines Tatorts vor- und zurückspult. Die visuelle Umsetzung dessen ist es schließlich, was The Gardens Between so herausragend macht. Jedes Level ist ein kleines Diorama, in dem die unterschiedlichsten Objekte verbaut sind. An der einen Stelle versperren riesige, umgefallene Dominosteine den Weg. An anderer muss eine Zahlkombination in einen großen Taschenrechner eingegeben werden, indem die Zeit korrekt vor- und zurückgespult wird.
Auf diese Weise kommen einige nette Kopfnüsse zusammen, die für etwa drei Stunden fesseln. Doch überwiegt am Ende trotz aller Schönheit und allem Detailreichtum die Erkenntnis, dass The Gardens Between sein Potential nicht ausschöpft. Die Handlung kommt nicht über genannte Allgemeinplätze hinaus. Die Rätsel sind einfallsreich, lassen aber echten Anspruch vermissen. Und der Wiederspielwert liegt leider bei Null. Schade, denn der Zauber ist definitiv vorhanden.
Bilder & Trailer: (c) The Voxel Agents