Eraserhead

David Lynch, USA 1977
So wirklich weiß ich nicht, was ich da gesehen habe. Nach einem Film von David Lynch mag das eine übliche Reaktion sein. Doch was sein Spielfilm-Debüt Eraserhead betrifft, stehe ich noch ratloser da als nach Mulholland Drive und Blue Velvet. Ich versuche trotzdem mal, das Gesehene zusammenzufassen: Junger, wortkarger Mann stolpert zunächst durch eine Industrieanlage, besucht dann seine Freundin und deren reichlich seltsame Eltern und wird in die Pflicht genommen, weil er die Tochter geschwängert hat. Daraufhin kümmert er sich bald allein um das Baby, das allerdings mehr als entstellt zu sein scheint – und ihn allmählich (noch tiefer) in den Wahnsinn treibt.
Das lässt sich alles als große (und extrem verstörende) Metapher auf ungewollte Elternschaft lesen. Erst recht, wenn man es mit einem Protagonisten zu tun hat, der geistig verwirrt zu sein scheint. Seltsame Tag- und Nachtträume bescheren ihm ein unruhiges Leben – und dann ist da auch noch dieser Säugling, der ihn irgendwann hämisch auszulachen scheint. Lynch hält das in schaurigem Schwarz-Weiß und grauenhaften Bildern fest, die Realität und Fantasie zu einer verstörenden Masse verschwimmen lassen. Was die Frau mit den vernarbten Pausbacken darstellen soll, die so unschuldig singt und dabei schlangenähnliche, phallische Wesen zertritt? Keine Ahnung.
Wie jeder Lynch-Film steht auch Eraserhead einer Vielzahl an Interpretationen offen. Doch fühlen sich die bekannteren Werke des Regisseurs hiergegen fast schon wie Mainstream an. Eraserhead ist kein besonders guter Film, setzt mehr auf Effekt als auf Substanz. Aber er hat bereits viele Qualitäten der markanten Handschrift seines Erschaffers, die später noch deutlicher und effektiver zu Geltung kommen sollten.
Bild: (c) Studiocanal