Ali
Michael Mann, USA 2001
Viel zu lange stand Michael Manns Biopic über den besten Boxer aller Zeiten auf meiner Watchlist. Und trotz hoher Erwartungen bin ich nun positiv überrascht, wirft es doch ein äußerst zwiespältiges Licht auf seinen Protagonisten. Einerseits wird Cassius Clay hier als Mann porträtiert, der alles für den Sport tat, sich für die Rechte der Schwarzen stark machte und dafür im Fadenkreuz von Justiz und Staat stand. Andererseits kehrt es auch seine charakterlichen Schwächen – Affären, Geldverschwendung und politische Naivität – nicht unter den Teppich. Nun ist ein ambivalenter Blick auf die Hauptfigur nichts ungewöhnliches, ja eigentlich Pflicht für ein gutes Biopic. Dennoch: Dass sich Ali keiner blinden Heldenverehrung hingibt, ist ein Lob wert.
Ohnehin kommt Ali mit starkem Personal daher: Michael Mann im Regiestuhl, der die Geschichte gewohnt gut durchinszeniert. Will Smith in der Hauptrolle, dessen Körperbau im Vergleich zum echten Ali zwar etwas schmächtig wirkt, der die Rolle aber mit viel Charisma auszufüllen weiß. Und schlussendlich Emmanuel Lubezki an der Kamera, der gewohnt großartige Arbeit leistet. Zahlreiche Einstellungen kann man ohne zu zögern als brillant bezeichnen, insbesondere die Kämpfe werden in ihrer Intensität und visuellen Nähe ungemein intensiv festgehalten. Der Schnitt trägt sein Übriges dazu bei: Stets weiß man, wo sich die Kontrahenten befinden und wer gerade die Oberhand hat. Was stört, sind zum einen der Soundtrack, der zwar tolle Songs zu bieten hat, aber arg forciert wirkt, so als wolle er dem Zuschauer eine Emotion hineinprügeln, die eigentlich schon durch die Geschichte und die Bilder transportiert werden. Zum anderen sind es die krassen Zeitsprünge, die gern mal mehrere Jahre ausmachen, ohne dass das irgendwie erkennbar wäre. Davon abgesehen aber ein sehr lohnender, sehr berührender und sehr informativer Film über The Greatest of All Time – der, glaubt man diesem Film, gar nicht immer so great war.
Bild: (c) Columbia Pictures
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