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Im Kino: Bumblebee

Travis Knight, USA 2018

Es ist geschafft: Wir haben einen brauchbaren TransformersFilm bekommen. Der heißt Bumblebee, ist seit kurzem im Kino zu sehen, stammt von Regisseur Travis Knight (Kubo) und macht all das richtig, was Michael Bay in den fünf letzten Filmen schlecht gemacht hat.

Zu verdanken ist das in erster Linie der Tatsache, dass man sich von der bemühten Epik vorheriger Transformers-Drehbücher verabschiedet und damit den Weg für echte menschliche/autoroboterische Emotionen geebnet hat. Die ersten fünf Minuten, die den Krieg in der Heimat der Transformers zeigen, bilden bereits den Höhepunkt des visuellen Overkills. Von dort aus wird der titelgebende Held Bumblebee zur Erde geschickt, wo er sogleich auf einem militärischen Übungsgelände landet und nur mit Mühe, Not und einer defekten Sprachvorrichtung entkommt. Und dann begegnet er der jungen Charlie (Hailee Steinfeld).

Knight verleiht seinen Figuren innerhalb von fünf Minuten mehr Profil, als es Michael Bay in fünf Filmen vermochte. Es genügt ein kurzer Schwenk durch Charlies Zimmer um zu zeigen, wie individualistisch die junge Dame ist und dass sie – im Gegensatz zu ihrer Mutter – noch immer nicht den Tod ihres Vaters verarbeitet hat. Wie schon in Kubo erzählt Travis Knight eine Geschichte des Erwachsen-Werdens und des Überwindens der Probleme, die diesen Prozess behindern, allem voran der Verlust eines wichtigen, identitätsstiftenden Faktors. Bei Charlie ist es der Vater, bei Bumblebee die Heimat.

Ein weiterer Aspekt, den Knight im Gegensatz zu Bay meistert: Humor. Hochnotpeinliche, deplatzierte Pipi-Kacka-Gags sind passé, es werden stattdessen echte Lacher auf Basis visuellen und situativen Humors geboten. Alles nicht weltbewegend und bestenfalls leichte Unterhaltung – aber eben nicht erzwungen und aus der Feder eines anscheinend Fünfjährigen stammend.

Dritter Aspekt: die Action. Baute Bay seine „Story“ noch um seine Action-Setpieces herum, liegt bei BumbleBee der gegenteilige Fall vor: Action kommt nur spärlich und pointiert zum Einsatz. Vor allem aber löst sie sich weit genug vom visuellen Overkill der letzten Filme, sodass man diesmal tatsächlich etwas erkennen und die Orientierung behalten kann.

Zusammen mit der locker-nostalgischen 80er-Jahre-Coming-of-Age-Atmosphäre, dem zeitgenössischen Soundtrack aus ewigen Klassikern und dem sympathischen Heldengespann, dessen gemeinsames Abenteuer wie eine Melange aus E.T. und Der Gigant aus dem All anmutet, ist Bumblebee auf den ersten Blick also ein wirklich guter Film geworden.  Zumindest, bis man mal darüber nachdenkt und es einem wie Schuppen von den Augen fällt.

Über kleinere Logik- und Motivationslücken lässt sich noch hinwegsehen. Bumblebee hat aber ein ganz anderes Problem: Er bewegt sich auf dem Niveau eines prototypischen Marvelfilms, bedient letztlich dasselbe Schema F aus Humor, Action und Charakterbuilding, ohne herausragende Momente zu schaffen. So hat sich bei mir inzwischen den Eindruck erhärtet, dass die positive Resonanz – auch meine eigene anfängliche – darin begründet liegt, dass nur die bisherigen Transformers-Filme den Referenzrahmen bilden. Blickt man aber darüber hinaus und fragt, was Bumblebee sonst zu bieten hat, muss man zum Schluss kommen, dass da nichts ist – weder ästhetisch noch inhaltlich – das ihn über ein „solide“ hinaushebt.

Mit freundlicher Unterstützung des Regina Palastes Leipzig!

Bilder & Trailer: (c) Paramount Pictures

3 Kommentare zu „Im Kino: Bumblebee Hinterlasse einen Kommentar

  1. Braucht man eigentlich Wissen aus den Bayformers, um dem Film folgen zu können? Reizen tut er mich schon, weil ich Kubo sehr mag, aber von den anderen Transformers habe ich nie mehr als vielleicht insgesamt 10 Minuten gesehen…

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    • Kurze Antwort: Nö.
      Spielt in den 80ern, also weit vor den Bayformers (schöne Wortneuschöpfung übrigens) und will den Eindruck eines Prequels erwecken. Aber hat mit den anderen Filmen wenig mehr als die Roboter gemein.
      Ich will dir auch die Vorfreude nicht nehmen, aber an den Charme von Kubo kommt Bumblebee leider echt nicht ran…

      Gefällt 1 Person

      • Bayformers stammt nicht von mir, fands aber auch so schön, dass ich es in den Sprachgebrauch übernommen habe.

        Ich denke auch, das der für mich eher ein „irgendwann im Stream“ Kandidat wird.

        Gefällt 1 Person

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