Der Krieg des Charlie Wilson

Charlie Wilson’s War, Mike Nichols, USA/DEU 2007
Dieser Film hat mich mit extrem gemischten Gefühlen zurückgelassen – und ich weiß nicht, ob dass auch das seine Absicht ist. Denn Der Krieg des Charlie Wilson geriert sich einerseits als Plädoyer gegen Krieg und insbesondere die Gewalt, unter der die Zivilbevölkerung dabei zu leiden hat. Andererseits ist er sich nicht zu schade, die von den USA finanzierte militärische Aufrüstung der Afghanen in den 1980er Jahren als moralischen Akt zu inszenieren.
Die Story: Der US-Politiker Charlie Wilson (gespielt von einem diesmal recht durchschnittlichen Tom Hanks, der aber Unterstützung durch einen fantastischen Philip Seymour Hoffman bekommt) ist bestürzt über den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan und engagiert sich fortan als einziger dafür, die Einheimischen zu unterstützen. So sorgt er dafür, dass der Etat für Waffenlieferungen in das Nahost-Land verhundertfacht wird, bringt die verfeindeten Isrealis und Ägypter zusammen, um diesen Plan zu unterstützen und hat – die Geschichte lehrt uns das – damit auch Erfolg.
Der Knackpunkt an der Sache sind jedoch die ethische Implikationen, die dabei zutage treten. Ich kann es eigentlich kaum fassen, mit welcher Selbstverständlichkeit es hier als notwendig und moralisch richtig erachtet wird, ein ganzes Volk aufzurüsten, um den Sowjets „ihr eigenes Vietnam“ zu bescheren – und das dann in den Mantel der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu kleiden. Sicher, zwischendurch vor allem am Ende wird immer wieder gemahnt, nicht nur Waffen, sondern auch echte Entwicklungshilfe zu leisten. Dass man als wohlhabendes Land auch eine gewisse Verpflichtung hat, schwächere zu unterstützen, steht außer Frage. Und da dieser Film nur wenige Jahre nach 9/11 entstanden ist, will er auch zeigen, wo die Wurzeln des Langzeitkonflikts in Afghanistan liegen. Charlie Wilson aber ausschließlich eine altruistische Motivation zu unterstellen, halte ich doch gelinge gesagt für gewagt. Wer das verschmerzen kann, bekommt einen etwas mehr als soliden, wenn auch sehr naiven Film geboten.
Allein schon durch Hoffman absolut sehenswert
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