Sex Education (Staffel 1)

Netflix, UK 2019
Wenn der introvertierte Otis (Asa Butterfield) und die rotzige Maeve (Emma Mackey) am Ende der ersten Folge von Sex Education beschließen, ihren Mitschülern bei intimen Problemen künftig mit fachkundiger, theoretischer Nachhilfe beratend zur Seite zu stehen, kommen gewisse Breaking-Bad-Vibes auf: Zwei ungleiche Menschen, einer für das Produkt, der andere für den Vertrieb zuständig, tun sich zusammen, um in einer rechtlichen und moralischen Grauzone Profit zu machen.
Im Gegensatz zur Kultserie mit Bryan Cranston widmet sich Sex Education jedoch nicht dem sukzessiven Abdriften eines Spießbürgers in die Tiefen der Kriminalität. Es geht stattdessen – wer hätte das bei diesem Titel gedacht – um Sex. In all seinen Formen und Facetten: allein, zu zweit, mit Mann, mit Frau, hart, sanft, mit dem Mund, mit der Hand oder konventionell.
Dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen, was in Anbetracht der Tatsache, dass die Figuren hier vornehmlich minderjährig sein sollen, zunächst recht fragwürdig erscheint. Andererseits ist es geradezu erfrischend, dass all diese Themen mit einer unverhohlenen Offenheit und Offenherzigkeit behandelt werden – und dass die Macher darum bemüht sind, Tabus anzusprechen und Klischees aufzubrechen.
Damit letzteres gelingen kann, müssen sie aber zunächst mal etabliert werden. Die ersten Folgen von Sex Education strotzen deshalb vor Klischees. Der extrovertierte Schwule. Der aggressive Bully mit Vaterkomplex, der dank seines riesigen Gemächts als eine Art Penis-Pinocchio inszeniert wird. Die Schulschlampe, die diesen Stempel zu Unrecht trägt. All diese Stereotype hat man schon dutzendfach erlebt. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto ambivalenter werden die Figuren – und desto öfter wissen sie zu überraschen.
Für Freudianer ist diese Serie ohnehin ein Paradies, liegen die (sexuellen) Probleme vieler Figuren doch im schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern begründet. Nichtsdestotrotz stehen bei Sex Education die Teenager und ihr – meist gestörtes – Sexualleben im Vordergrund. Und so plakativ manche Szenen diesbezüglich auch sein mögen, so erfrischend ehrlich und glaubhaft ist die Botschaft, die diese Serie immer wieder deutlich macht: Lerne deinen Körper kennen, schäme dich nicht für ihn und vertraue ihm. Sex Education wird dadurch zu einer angenehme Mischung aus Comedy und Drama, der in Sachsen Aufklärung und Body Positivity einiges zu leisten vermag.
Ich will die Serie auch endlich mal gucken. Allein nur wegen Gillian Anderson. Seit Akte X bin ich großer Fan. 😃
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Oh ja, ihr Part darin ist auch sehr interessant 🙂
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Ich hab die Serie auch gesehen, ich fand sie auch sehr gelungen, trotz des mir zu stereotypischen besten Freundes. Aber sowohl die beiden Teenager als auch Gillian Anderson sind großartig.
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