Teheran Tabu

Tehran Taboo, Ali Soozandeh, DEU/AUS 2017
Eine alleinerziehende Frau, die sich notgedrungen prostituiert und daran verzweifelt, ihren stummen Sohn an einer Schule anzumelden. Ein junger Musiker, den ein nächtliches Abenteuer mit einer Fremden in arge Bedrängnis bringt. Eine Schwangere, die mehr will, als sich nur um den Haushalt zu kümmern. Sie alle bilden das erzählerische Fundament von Teheran Tabu, einem Ensemble-Sozialdrama inmitten der iranischen Hauptstadt und einer Gesellschaft, in der Tradition und das Patriarchat wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Menschen schweben. Außer natürlich, man ist in einer Machtposition.
Ungewöhnlich an Teheran Tabu ist vor allem sein Stil: Im Rotoskopie-Verfahren wurden reale Schauspieler zunächst abgefilmt und anschließend Bild für Bild übermalt. Das Ergebnis sind authentische Bewegungen und Gesichtsregungen bei einem vergleichsweise hohen Abstraktionsgrad. So schön das aber auch aussieht, so wenig wird daraus gemacht (man sehe sich zum Vergleich Richard Linklaters Waking Life an, der gekonnt und kreativ mit diesem Stil spielt). Weshalb sich auch nicht wirklich der Sinn hinter dieser ästhetischen Entscheidung erschließt – außer eben, dass es toll aussieht.
Die Handlung hingegen gewährt uns einen Blick in ein Land, das auf einer Seite von progressiven Strömungen, auf der anderen erz-konservativen bis überkommenen Traditionen geprägt ist. In diesem Konfliktfeld vornehmlich sexueller Tabus bewegen sich auch die Figuren, die ebenso interessant sind wie ihre Geschichten. Nur fehlt es schlussendlich an einer Konklusion, die all diese Stränge schlüssig zusammenführt oder auch nur auflöst. Zum Glück ist Teheran Tabu aber angenehm kurz, sodass man den Weg hier getrost als Ziel ansehen kann.