Jodorowsky’s Dune

Frank Pavich, USA/FRA 2013
Anfang der 1970er hatte Alejandro Jodrowsky mehr als nur einen Traum – er hatte eine Vision. Eine Vision eines Films, der das Bewusstsein der gesamten Menschheit verändern sollte. Ein radikales Werk, das allen Regeln Hollywoods widersprechen und 16, wenn nicht gar 20 Stunden dauern sollte. Ein LSD-Trip auf Zelluloid, ein quasi-religiöses Werk, einen „Propheten“: eine Verfilmung des Science-Fiction-Romans Der Wüstenplanet (OT: Dune).
Zumindest ist es das, was der gealterte Chilene in der Dokumentation Jodorowsky’s Dune erzählt. Mit voller Begeisterung, großen Augen und überschwänglicher Gestik fabuliert er von seinen Plänen und den „spirituellen Kriegern“, die er dazu um sich versammelte und die unter anderem Salvador Dalí, Orson Welles, Mick Jagger, HR Giger oder Pink Floyd waren. Sein Sohn sollte die Hauptrolle übernehmen, weshalb ihn der Vater zwei Jahre lang zu täglich sechs Stunden Kampfsport verpflichtete.
Letztlich wurde es dann doch nichts mit Jodorowskys Dune – nichtsdestotrotz lebte der Film weiter, inspirierte spätere ikonische Werke wie Alien oder Star Wars maßgeblich. So zumindest will es uns diese Dokumentation verkaufen. Ob das alles wirklich so war, wie es uns Regisseur Frank Pavich und Protagonist Jodorowsky verkaufen wollen, sei mal dahin gestellt. Vielen Anekdoten merkt man an, dass sie hemmungslos überspitzt und gnadenlos übertrieben werden. Und auch die These, dass die Filmlandschaft heute eine gänzlich andere wäre, hätte Jodorowsky seinen Dune gedreht, halte ich mindestens für steil.
Aber: Das ist gar nicht wichtig, denn Jodorowsky’s Dune ist einfach eine verdammt unterhaltsame, informative und fantastisch inszenierte Dokumentation, die eine hochgradig spannende Geschichte erzählt und einen Protagonisten zu bieten hat, dessen Wahnwitz und Extrovertiertheit derart fasziniertend sind, dass man ihm bis zum Ende gerne zuhört. Und nicht zuletzt beackert der Film das ergiebige Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz, Kreativität und Kapitalismus, euphorischer Freigeistigkeit und ernüchternder gesellschaftlicher Realität. Absolute Empfehlung.
Noch bis zum 16. März ist Jodorowsky’s Dune in der Arte Mediathek verfügbar.
Ja, den fand ich auch sehr gut. Auch wenn ich mir, je weiter ich von der Doku entfernt bin, immer weniger sicher bin, ob uns da wirklich der große Wurf entgangen ist, oder sich nur ein Haufen Leute die eigenen Schultern wundklopfen, ob eines Projekts, dass nie über die Planung hinausgekommen ist. Aber Mann, diesen Wälzer mit den Entwürfen hätte ich schon gern… 😉
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Jap, eben das meine ich damit, dass da vieles überspitzt wird. Jodorowsky quasselt ganz schön viel Zeug, dass ich dann eher doch frag- bis unglaubwürdig finde 😉
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Von Jodorowsky habe ich mir mal „The Holy Mountain“ angesehen: visuell ein einfallsreicher Film, aber die Message hinter den Bildern kommt ziemlich platt daher.
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Ich habe tatsächlich noch keinen einzigen Film von ihm gesehen, aber wenn, dann würde wohl „El Topo“ wählen. Die in der Doku gezeigten Ausschnitte sehen für mich noch am ehesten nach einem verdaulichen Film aus…
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Das sieht wirklich cool aus, was Jodorowsky da geplant hatte. Der Film hätte mich echt interessiert… aber immerhin hat die Arbeit daran uns viele andere tolle Filme beschert.
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