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Love, Death & Robots

Netflix, USA 2019

Mit Black Mirror hat Netflix nicht nur ein kleines Erfolgsmodell, sondern auch eine nicht unerhebliche Plattform für audiovisuelle Kreativität im digitalen Zeitalter geschaffen: eine Spielwiese für dystopische Zukunftsszenarien aller Couleur, komprimiert in 40- bis 60-minütigen Folgen, die zwar nicht immer gelungen sind, aber stets interessante Ideen aufwerfen.

Nun haben sie dieses Modell auf Animationskurzfilme erweitert. Das Ergebnis heißt Love, Death & Robotswurde im Wesentlichen von David Fincher (Fight Club, House of Cardsund Tim Miller (Deadpoolvorangetrieben und ist eine 18 Episoden umfassende Anthologie, deren einzelne Teile jeweils fünf bis 20 Minuten lang sind. Und – ein nicht zu vernachlässigender Aspekt – auf kinder- und jugendgerechte Inhalte wurde hier konsequent gepfiffen.

In sämtlichen Episoden fließen deshalb diverse Körpersäfte, allem voran Blut. Auch mit der Darstellung von Sexualität und Geschlechtsteilen wird nicht gehadert, wobei dies bisweilen recht forciert wirkt. Nichtsdestotrotz bemerkenswert, dass und vor allem wie die kreativen Köpfe hinter den einzelnen Folgen die Grenzen ihres Genres ausloten und keine Mainstream-orientierten Kompromisse machen.

Inhaltlich bewegt sich Love, Death & Robots, wie schon Black Mirror, zu großen Teilen im Science-Fiction-Bereich, erzählt von alternativen Zeitlinien, futuristischen Künstlern, missglückten Hyperraum-Sprüngen oder Gladiatorenkämpfen zwischen Bestien. Auch ein Hauch Fantasy schwingt da gelegentlich mit, wenn beispielsweise Werwölfe in Afghanistan ins Gefecht ziehen oder Dracula aus einer dunklen Gruft zum Leben erweckt wird.

„Love, Death & Robots“ (c) Netflix

Dieser gewissen Kohärenz auf inhaltlicher Ebene steht eine krasse Vielfalt hinsichtlich Atmosphäre und Stil gegenüber. Humoristisch-alberne Folgen wechseln sich mit berührenden Dramen und verstörenden Mind-Fuck-Storys ab: Manche sind tragisch, andere bitterböse, wieder andere lediglich kurze, absurde Gedankenspiele, die zum Schmunzeln anregen. Technisch wird vom klassischen Cartoon- und Anime-inspirierten Look bis hin zu atemberaubendem Fotorealismus eine riesige stilistische Bandbreite bedient.

So beeindruckend die kreative, ästhetische und inhaltliche Varianz aber auch ist und so sehr es in der Natur einer solchen Anthologie liegt, lediglich einige kurze Storyentwürfe und Gedankenspiele zu präsentieren: Keine der Folgen konnte mich letztlich vollständig begeistern oder überzeugen. Stets gab es da den ein oder anderen Aspekt, der den Gesamteindruck schmälerte – seien es Logiklücken, die bereits erwähnte Forcierung von Sexualität oder ein vorhersehbarer Twist. Makel, die bei Spielfilmen verschmerzbar sind, gerade bei solch kurzen Laufzeiten aber arg ins Gewicht fallen.

Und doch ist Love, Death & Robots – zumindest aus kreativer Sicht – ein echter Coup. Und vollkommen prädestiniert für eine Plattform wie Netflix, die unabhängig von großen Studios oder Kinosälen agieren und genau deshalb solche Formate ermöglichen kann. Wir können wirklich froh sein, dass sich solche Kreativräume heute (wieder) öffnen.

Bilder: (c) Netflix

5 Kommentare zu „Love, Death & Robots Hinterlasse einen Kommentar

  1. Diese Anthologieserie war der echte Hammer. Ich hoffe, es wird noch weitere Staffeln geben.
    Von den 18 Episoden haben mir gerade mal 3 Stück nicht wirklich zugesagt.

    Freakig ist auch diese kleine Anthologieserie „Nicht ansehen“. Die komplette Staffel ist in 30 min durchgeschaut. Die kürzesten Folgen haben 2 min. Läuft ebenso bei Netflix.

    Gefällt 1 Person

    • „Nicht ansehen“ schreibe ich mir gleich mal auf die Liste. Welche Folgen waren denn nicht nach deinem Geschmack? Ich muss ja sagen, dass mich alle irgendwie angesprochen haben (die mit Joghurt, die alle blöd finden, fand ich ziemlich cool^^), aber wie gesagt gab es auch keine, die mich restlos begeistert hat

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