Die wandernde Erde

Liú làng dì qiú, Frant Gwo, CHN 2019
„Und sie bewegt sich doch!“ Diese sagenumwobenen Worte des Galileo Galilei erscheinen wie Furz im Wind, schaut man sich die Prämisse der chinesischen Produktion Die wandernde Erde an, die seit kurzem auf Netflix zu sehen ist. Darin dehnt sich die Sonne derart stark und schnell aus, dass die Menschheit nur eine Lösung sieht: 10.000 Triebwerke auf ihrem Planeten zu montieren, um ihn in ein vier Lichtjahre entferntes Sonnensystem zu transportieren.
Das schreit geradezu „Schwachsinn!“ und eignet sich wohl perfekt für ein Trinkspiel unter Physik-Studenten, die jedes Mal dann ansetzen können, wenn die Gesetze des Drehbuchs die Gesetze der Natur nonchalant aushebeln. Es wird nämlich bald noch abgedrehter, dann nämlich, als die Erde (nach immerhin 15 Jahren) den Jupiter erreicht, dessen Gravitation für unerwartete Probleme sorgt.
The Core, Armageddon, Deep Impact – all das ist ein Witz dagegen. Immerhin: Die wandernde Erde hält sich nicht erst mit einem großen Set-Up auf. Die Reise des Planeten beginnt in der zweiten Minute, die Katastrophe setzt nach 25 Minuten ein. Was folgt, ist eine Menge Gelaber, ausufernder Pathos und überflüssige Charaktermomente, die nicht wirklich funktionieren wollen. Aber immerhin auch fantastische Bilder, die immer wieder staunen lassen. Ach ja, und dann wäre da noch dieser absurde Turning-Point, welcher den finalen Akt einleitet bei mir für herzhaftes Lachen gesorgt hat.
Bleibt noch die Frage, ob und welche Botschaften Die wandernde Erde propagieren will. Klar, als chinesische Produktion steht hier das Kollektiv, die große Masse im Vordergrund, für die sich das Individuum aufzugeben hat. Doch das geht hier eben weit über Ländergrenzen hinaus und äußert sich als Plädoyer für internationale Zusammenarbeit im Angesicht des drohenden Untergangs durch eine Naturgewalt. Doch diese Gefahr ist eben nicht menschengemacht – die Analogie auf den Klimawandel will also nicht greifen. So bleibt ein Film mit großartigen Schauwerten, aber einer überambitionierten und holprigen Handlung.
Lohnt es sich denn daraus ein Trinkspiel zu machen? Dann frage ich nämlich meinen Kumpel, der Physik studiert, ob er Bock darauf hätte. So steht der Film auch in meiner Watchlist, aber jetzt hast du ne Idee aufgemacht.
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Definitiv! Und wie gesagt, der Wendepunkt hin zum Finale ist derart absurd, dass er für großes Gelächter sorgen dürfte
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Die Idee ist schon irgendwie – wie drücke ich das aus? – interessant. Die Erde selbst als Raumschiff nutzen. Muss man auch erstmal drauf kommen. 😀
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…aber physikalisch eben auch sehr abwegig ^^ Zumal der Planet ja auch noch entgegen seiner Richtung auf der Umlaufbahn in Bewegung gesetzt wird… Aber na ja, was beschwere ich mich überhaupt ^^
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